Nach dem Vorfall in einem Meidlinger Kindergarten, bei dem Kinder in den Waschraum gesperrt worden sein sollen, erklärt Berufsvertreterin Raphaela Keller die Probleme im System.
In einem Meidlinger Kindergarten wurden zwei Pädagoginnen entlassen, weil sie Kinder in den Waschraum geschickt oder gesperrt haben sollen. Ist so etwas nur auf die Überlastung zurückzuführen?
Raphaela Keller: Nein, da muss schon auch eine persönliche Veranlagung dabei sein. Und wenn es zwei Pädagoginnen waren, müssen die sich gefunden und bestärkt haben. Normalerweise fällt es im Team auf, wenn jemand überfordert ist. Aber es ist schrecklich und unvorstellbar, dass das heutzutage noch passieren kann in dem Ausmaß, es ist ja kein Einzelfall. Was ich auch sehr bedenklich finde, ist die Altersgruppe, in der das passiert ist: Kleinkinder, die noch nicht reden können und bei denen erst das Vertrauen in Erwachsene aufgebaut wird. Das ist der erste Übergang in eine Institution, die erste Stelle, wo sich das Kind abnabelt, auch die Eltern. Für mich ist aber auch klar: Das kann überall passieren, das hat nichts mit dem Betreiber zu tun.
Wie hilft man einem betroffenen Kind, das noch nicht reden kann?
Ganz wichtig sind stabile Bezugspersonen vor Ort und im Privatbereich. Das kann ein älteres Kind sein, eine Assistenz oder die Leitung. Zu schauen, wer hat eine emotionale Beziehung, wer kann das Kind ausgleichen. Das können auch Großeltern sein, weil die Eltern vielleicht auch aufgeregt sind.