Eltern wünschen sich mehr männliche Kindergärtner

Studie. Die Mehrheit der Väter und Mütter steht Männern als Betreuern positiver gegenüber, als man erwarten würde.

W.W. Ein Mann als Kindergärtner? Kann der das überhaupt: spielen, wickeln, trösten? Und: Warum macht das ein Mann eigentlich? „Stimmt“ mit dem etwas nicht, müssen wir uns um die Kinder Sorgen machen? So oder so ähnlich reagieren viele Menschen, wenn es um männliche Kindergartenpädagogen (oder Tagesväter) geht.

Diese Vorbehalte mögen in der Gesellschaft noch immer verbreitet sein: Die unmittelbar Betroffenen – Eltern von Kindergartenkindern – stehen männlichen Betreuern aber alles andere als negativ gegenüber. Das zeigt zumindest eine noch unveröffentlichte Studie, die der „Presse“ vorliegt.

Befragt wurden Eltern, deren Kinder in Tirol und Salzburg den Kindergarten besuchen. Nur 7,7 Prozent der Befragten gaben an, einem männlichen Betreuer skeptisch gegenüberzustehen, für fast ebenso viele (7 Prozent) kommt ein männlicher Kindergärtner „keinesfalls“ in Frage (siehe Grafik). Die Mehrheit (88,8 Prozent) allerdings stimmt der Aussage „Ich freue mich über einen männlichen Betreuer“ „voll“ oder „eher“ zu.

Dass das Standing der Kindergärtner unter Eltern derart hoch ist, hat Projektleiter Josef Aigner vom Institut für Erziehungswissenschaften an der Uni Innsbruck überrascht. „Denn männliche Elementarpädagogen stehen leider immer noch unter Generalverdacht, pädophil zu sein.“ Und das, obwohl es statistisch gesehen so gut wie nie sexuelle Übergriffe von Kindergärtnern gebe. Eine Studie des deutschen Familienministeriums aus dem Vorjahr kam allerdings zu einem nicht ganz so positiven Ergebnis: 40 Prozent der Befragten gaben an, ihr Kind nicht bedenkenlos einem männlichen Erzieher anzuvertrauen.

Laut der Innsbrucker Befragung, die Teil der Studie „elementar – Wirkung männlicher Kindergartenpädagogen auf die Entwicklung von Kindern“ ist, ist die Akzeptanz männlicher Pädagogen unter Eltern, deren Kinder bereits von einem Mann betreut werden, besonders groß: Hier sind fast alle mit dem Kindergärtner zufrieden.

Mit abnehmendem Bildungsgrad steigen die Vorbehalte, wobei etwa Familien mit Migrationshintergrund, wie die Studie ebenfalls zeigt, einen ambivalenten Zugang zu Männern im Kindergarten haben. Zum einen reagieren viele negativ und wollen etwa nicht, dass ihr Kind von einem Mann gewickelt wird. Zum anderen erleben männliche Pädagogen, dass Väter aus Migrantenfamilien eher mit männlichen Kindergärtnern sprechen. „Das ist der Machismus in manchen Kulturen“, sagt Aigner. „Da reden die Männer einfach nicht mit Frauen.“

Dass es immer noch Kindergärten gibt, in denen männliche Pädagogen nicht mit den Kindern aufs WC gehen oder sie wickeln dürfen, ist nicht nur diskriminierend, es entspricht auch nicht dem Wunsch der Eltern: Fast alle Befragten (94,3 Prozent) sind dafür, dass Männer „alle Tätigkeiten“ im Kindergarten übernehmen. Fast ebenso viele wünschen sich sogar mehr männliche Pädagogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.