Wissen, was man wert ist

Fotolia/gooduz, privat
  • Drucken

Während ihrer Praktika sehen FH-Studierende früh, wie gut sie auf den Arbeitsalltag vorbereitet werden. Und wie gefragt sie sind.

Grau ist alle Theorie: Was das Wissen wert ist, das man im Lauf eines Studiums zusammenträgt, stellt sich erst dann heraus, wenn man in der Praxis mit den Herausforderungen des echten (Arbeits-)Lebens konfrontiert ist. Wer an einer österreichischen Fachhochschulen studiert, findet das relativ früh heraus, denn mindestens drei Monate, wenn nicht sogar ein ganzes Semester gehören hier fix zum Bestandteil der Ausbildung. Und sorgen bei der überwältigenden Mehrheit der Studentinnen und Studenten für die gute Gewissheit, dass sie den Herausforderungen ihres Fachgebietes gut gewachsen sind. Bis zu einem Drittel von ihnen kann danach sogar schon mit dem guten Gefühl weiter studieren, dass sie sich um die Arbeitsplatzsuche gar nicht mehr kümmern müssen, weil sie schon während des Praktikums ein Jobangebot des Unternehmens bekommen haben.

KMU oder Konzern
Bei der Entscheidung, wo und in welchem Unternehmen das Praktikum absolviert wird, haben die Studierenden großen Spielraum, so lange es thematisch zum Studium passt. Wer beispielsweise im elterlichen Betrieb oder beim eigenen Arbeitgeber sein Wissen unter Beweis stellen möchte, kann das genau so tun wie in einem internationalen Konzern.

Gern genutzt wird dabei auch die Gelegenheit, das Schnuppern von Praxisluft mit dem Kennenlernen fremder Kulturen zu kombinieren. Zu den Studenten, die sich für diese Kombination entschieden haben, gehört beispielsweise Lukas Heschl, der am Campus Hagenberg der FH Oberösterreich Kommunikation/Wissen/Medien im Bachelor studiert und für sein Praktikum nach Shanghai gegangen ist. Dort konnte er nicht nur bei "Web2Asia" - einem Unternehmen, das Marketing für europäische Firmen in China macht - hautnah miterleben, wie das in Ländern, wo beispielsweise Google gesperrt ist, funktioniert. Sondern auch das Geschäft am berüchtigten Singles Day am 11. November miterleben. „Das ist ähnlich wie der Black Friday in den USA jedes Jahr der Tag, an dem Rekord-Umsätze in den Online-Shops erzielt werden", erklärt er. Allein die Plattform Ali Baba, über die ein Großteil der europäischen Produkte in Asien vertrieben wird, macht an diesem Tag einen Umsatz von 18 Milliarden Euro, wie Heschl berichtet. „Da dabei gewesen zu sein, ist natürlich großartig", blickt er auf einzigartige Erfahrungen zurück. Und auch wenn die strikte Visa-Politik Chinas die Möglichkeiten dort zu arbeiten, massiv einschränkt, hat der 23-Jährige schon jetzt durch seine Kontakte gute Karten. „Ich bleibe auf jeden Fall mit meinem dortigen Chef in Kontakt und er hat mir schon gesagt, wenn ich etwas suche, soll ich mich bei ihm bewerben."

Arbeitsalltag in Abu Dhabi
Sabrina Fuchs hat sich bei der Entscheidung für ihr Praktikum nicht nur der Herausforderung gestellt, ihr theoretisches Wissen im Berufsalltag in einem fremden Land unter Beweis zu stellen, sondern sich dabei auch noch als Freu in einer männlich dominierten Gesellschaft zu behaupten. „Ich habe mein Praktikum bei der Firma HCL Technologies in Abu Dhabi absolviert", berichtet die Studentin des Bachelorstudiengangs „Internationale Wirtschaft und Management“ an der FH Kufstein Tirol. „Und habe dabei vor allem Dursetzungsvermögen als Frau in einer stark Männer dominierten Firma und auch Kultur gelernt,  aber auch Geduld, da alle Prozesse und Abläufe länger dauern als in Europa." In dem internationalen IT-Unternehmen war die 23-Jährige im Projekt Management tätig, durfte bei Meetings dabei sein und konnte auch Interviews mit Personen verschiedener kultureller Hintergründe zu ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema  „Kommunikationsverhalten in einer Multikulturellen Organisation" führen.  „Die Zeit in den Emiraten war für mich sehr interessant, aber nicht immer einfach. Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass ich vieles gelernt habe was mir während der Praktikumszeit nicht so sehr bewusst war", fasst sie diese spannenden zweieinhalb Monate ihrer Ausbildung zusammen.

Erfahrungen mit „Big Data“
Auch Dariia Strelnikova hat ihr Praktikum im Ausland absolviert - und konnte dabei mit der Unterstützung ihrer FH gleich mehrere Wünsche verwirklichen. „Ich habe Ende 2016 ein Marshall Plan-Stipendium erhalten, das mir erlaubt hat, in den USA an dem gemeinsamen Projekt „Comparing the Suitability of Strava and Endomondo GPS Tracking Data for Bicycle Travel Pattern Analysis" der FH Kärnten und der Universität Florida zu arbeiten", berichtet die Studentin des Bachelor-Studiengangs Geoinformation an der FH Kärnten. „Und da meine Tante in Florida wohnt, konnte ich sogar meinen sechsjährigen Sohn mitnehmen.“ Mit diesen perfekten Rahmenbedingungen konnte sich die 31-Jährige dann ganz auf das Auswerten der Daten konzentrieren, die ihr durch die Kooperation zur Verfügung standen - und das waren eine Menge. „In Österreich haben die meisten Projekte verhältnismäßig kleine Datenmengen, dort habe ich dann erstmal das Konzept des Big Data erlebt, und wirklich mit Milliarden Datenpunkten arbeiten können", berichtet sie. Und so gern sie nach der Erfahrung auch wieder zurück in die Heimat gekommen ist, „so toll war es auch, einmal die Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen Österreich und den USA kennenzulernen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.