Bildungstest: Große Unterschiede zwischen Schulen

Oberoesterreich bringt beste Ergebnisse
Oberoesterreich bringt beste Ergebnisse(c) APA BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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An den Wiener Hauptschulen erreichte mehr als die Hälfte der Schüler die Bildungsstandards nicht. Österreichweit ist jeder sechste Schüler ein Risikoschüler.

Die Bildungsstandards bringen Ergebnisse im Vergleich der Schultypen ebenso wie im Vergleich der Bundesländer. Oberösterreich verzeichnete die besten Ergebnisse, Kärnten und Wien schnitten am schlechtesten ab. Insgesamt übertrafen rund fünf Prozent der Schüler die Bildungsstandards und erreichten die höchste Kompetenzstufe. Mehr als die Hälfte, nämlich 53 Prozent, erfüllten die Standards und schafften die zweite Kompetenzstufe. Ein Viertel der Schüler erreichten sie teilweise und kam auf Kompetenzstufe Eins. Aber 17 Prozent - das sind 13.300 Schüler - verfehlten die Standards. Getestet wurden im Mai 80.000 Schülern der vierten Klasse AHS, Hauptschule und Neue Mittelschule.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind aber relativ gering (mehr dazu). Wesentlich größer sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen und Schultypen. Die beste Schule - eine AHS - erreichte einen Mittelwert von knapp 700 Punkten, die schlechteste - eine Hauptschule - liegt bei rund 350 Punkten. Die AHS erreichten im Schnitt 600 Punkte, die Pflichtschulen 504 Punkte. Bei den Pflichtschulen wurden Hauptschule und Neue Mittelschule zusammengerechnet, da nur wenige Neuen Mittelschulen getestet wurden.

Wiener Hauptschulen versagen

Starken Einfluss auf die Standard-Ergebnisse haben auch Migrationshintergrund und sozioökonomischer Hintergrund der getesteten Schüler: Kinder mit Migrationshintergrund kamen auf einen Mittelwert von 480 Punkten, "einheimische" Schüler auf 547.

Dementsprechend schlecht fielen auch die Ergebnisse der Wiener Hauptschulen aus: Dort erreichen mehr als die Hälfte, nämlich 51 Prozent der Schüler die Bildungsstandards nicht. Im Österreichschnitt sind es nur etwa ein Viertel der Hauptschüler, die die Kompetenzstufe "Unter 1" erreichen. Wiens Hauptschulen liegen somit im Niveau weit unter denen in den Bundesländern. Die Fragen im Test zielten auf Verständnis ab, hier einige Beispielfragen.

(c) APA

Ein "fairer Vergleich"

Zum Ausgleich der unterschiedlichen sozialen Rahmenbedingungen an den Schulen wurde außerdem ein "fairer Vergleich" erstellt, für den nicht nur der absolute Punktewert herangezogen wurde, sondern das unter Berücksichtigung von Migrations- und sozialem Hintergrund der jeweiligen Schüler "erwartbare" Ergebnis. Auf Bundesländerebene erzielte auch hier Oberösterreich den besten Wert, besser als von den Rahmenbedingungen erwartbar schnitten auch Tirol und Salzburg ab. Im Rahmen der Erwartungen lagen Wien, Vorarlberg und Niederösterreich, etwas darunter die Steiermark und das Burgenland, stark darunter Kärnten.

Brandsteidl fordert mehr Unterrichtsstunden

"Das Ergebnis kann nicht zufriedenstellend sein, aber es war absehbar." So reagierte die Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) auf die schlechten Ergebnisse für Wien. "Wien ist die einzige österreichische Großstadt. Wir haben wesentlich mehr Migranten als etwa Oberösterreich und wesentlich größere soziale Probleme." Dies zeige auch der "faire Vergleich": "Da liegen wir im Erwartungshorizont bzw. knapp darüber."

Politisch leitet Brandsteidl aus den Ergebnissen zwei Forderungen ab: Einerseits müsse es eine kostenfreie Ganztagsschule für alle Kinder geben. "Kinder, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen, müssen in der Schule gefördert werden, weil daheim können sie es nicht." Andererseits brauche es eine Erhöhung der Unterrichtszeit, die derzeitigen 120 Stunden im Monat seien zu wenig - unabhängig davon, ob es die Ganztagsschule nun gebe oder nicht. "Es ist wichtig, dass die Kinder wieder mehr in der Schule sind." Ebenfalls "kritisch hinterfragen" will die Stadtschulratspräsidentin die Berechtigungen zum Besuch einer AHS.

Bildungsstandards

Im Dreijahrestakt werden die Kompetenzen der Schüler in den drei Bereichen abwechselnd flächendeckend überprüft. Gestartet wurde mit Mathematik in der achten Schulstufe: Alle etwa 80.000 Schüler wurden im Mai getestet.

Mit den Resultaten geht das Ministerium eher restriktiv um: Jeder Akteur soll (nur) die Ergebnisse erhalten, die ihm erlauben, die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Schüler können ihre Resultate abrufen. Lehrer erfahren die anonymisierten Klassenresultate. Die Schulaufsicht bekommt die allgemeinen Schulberichte und Rückmeldungen für ihre Region.

Volksschule: Internationale Studien

Der Dienstag ist ein Ergebnistag im Bildungsbereich. Ebenfalls präsentiert wurden die internationalen Vergleichsstudien PIRLS und TIMSS. Diese geben aber Ergebnisse für den Volksschulbereich wider, sie sind quasi die kleinen Geschwister der PISA-Studie. Sie zeigen gegenüber der Vergangenheit moderate Verschlechterung bei den Leseleistungen, minimal bessere Mathematikergebnisse und eine leichte Verbesserung in den Naturwissenschaften. Hier zu den Deteilergebnissen.

Alle drei Tests wurden vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) durchgeführt.

(APA/Red.)

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