PISA-Test: Noten sagen wenig über Leistung aus

Gute Noten trotz schlechter
Gute Noten trotz schlechter(c) APA (Harald Schneider)
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Schüler aus wohlhabenden Familien bekommen häufig bessere Noten als ihre Mitschüler. Mit den PISA-Leistungen korrelieren die Noten in Österreich kaum. Das zeigt eine Sonderauswertung.

Schulnoten sagen in den OECD-Ländern nicht nur etwas über die Leistung und damit zusammenhängende Verhaltensweisen aus - es werden auch systematisch Schülermerkmale belohnt oder bestraft, die nicht mit dem Lernen zusammenhängen. So bekommen etwa Mädchen sowie Schülerinnen und Schüler mit höherem sozioökonomischem Status in allen Ländern und Volkswirtschaften bessere Noten als ihre Mitschüler, zeigt eine Sonderauswertung der PISA-Studie. Österreich schneidet dabei besonders schlecht ab.

In den 34 Staaten, die an PISA 2009 teilgenommen haben, werden 95 Prozent der 15-jährigen Schüler auf Basis von Tests, Schularbeiten, Portfolios oder Projekten benotet, die ihr Lehrer selbst zusammenstellt. In der Hälfte der Teilnehmerstaaten wurden 2009 neben den PISA-Tests auch Fragebögen verteilt, in denen die Schüler angeben mussten, welche Note sie in der vorherigen Klasse im Testsprachenfach (in Österreich: Deutsch) erhalten hatten.

Fünfer korrelieren nicht mit PISA-Leistung

Dabei zeigte sich, dass es in keinem der 15 Länder mit vergleichbaren Daten einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Note "Nicht Genügend" (oder anderen Nichtbestehensnoten) und dem Ergebnis bei der PISA-Testung gab. Österreich schneidet dabei besonders schlecht ab, nur in Singapur und der flämischen Gemeinschaft Belgiens ist die Korrelation noch geringer.

Ein ähnlicher Befund wurde bereits in einer Sonderauswertung des Wiener Lesetests gemacht, allerdings für die Altersgruppe der Zehnjährigen. Dabei zeigte sich, dass jeder fünfte Wiener Volksschüler in Deutsch mit "Sehr Gut" (drei Prozent) oder "Gut" (17 Prozent) benotet wurde, obwohl er laut der Erhebung massive Probleme beim Lesen hat.

OECD warnt vor langfristigen Folgen

Die OECD warnt in der Sonderauswertung vor möglichen weitreichenden und langfristigen Folgen der Praxis, mit Noten nicht nur die Leistung, sondern auch andere Eigenschaften zu bewerten: Immerhin würden die Schüler ihre Erwartungen in Bezug auf ihre weiterführende Bildung und den späteren Beruf auf Noten stützen, gleichzeitig selektiert das Schulsystem selbst mittels Noten jene Schüler, die an weiterführende Schulen und in der Folge an Hochschulen gehen.

"Noten sollten nicht dazu verwendet werden, Erwartungen zum Ausdruck zu bringen oder Verhalten bzw. die Handschrift zu bewerten. Gegebenenfalls können neben leistungsbezogenen Noten separate Noten für Verhalten vergeben werden", heißt es etwa. Und: "Noten sollten nicht verwendet werden, um Schülerinnen und Schüler für verspätet eingereichte oder unvollständige Arbeiten zu bestrafen."

(APA)

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