Der Chef der Elternvertreter an mittleren und höheren Schulen schlägt sich auf die Seite der Lehrer. Pflichtschüler-Eltern sehen das anders.
Der Vorsitzende des Bundesverbands der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen, Theodor Saverschel, würde Kampfmaßnahmen der Lehrer gegen den Beschluss des geplanten neuen Dienstrechts unterstützen. "Es kann nicht sein, dass man die 1600 oder 1700 fast ausschließlich negativen Stellungnahmen, die das Lehrerdienstrecht hinter sich hat, einfach übergeht und es beschließt." Dieser Schritt sei durchaus ungewöhnlich, konzedierte er - im Normalfall sprechen sich Elternvertreter vehement gegen Kampfmaßnahmen aus, die in der Regel zu Unterrichtsentfall führen.
Nun sieht Saverschel durch das geplante neue Dienstrecht aber die Qualität an den Schulen gefährdet. "Es geht beim Dienstrecht ja nicht nur um Anwesenheit, sondern auch um Qualifikation." Der Plan, dass Lehrer künftig an allen Schularten in fachfremden Gegenständen eingesetzt werden und bereits Bachelor-Absolventen unterrichten dürfen, sei für den Elternverband eine "Qualitätsminderung". "Wir fordern Qualität ein", so Saverschel. Im Entwurf sehe man "Tendenzen, die einen Einheitsbrei herausbringen".
Pflichtschüler-Eltern sind dagegen
Ganz anders sieht dies dagegen der Vorsitzende des Verbands der Pflichtschul-Elternvertreter, Christian Morawek. Er hätte für einen Streik kein Verständnis. Lehrer-Kampfmaßnahmen könne man "auf gar keinen Fall" unterstützen. Das wäre ein "Druckmittel, das in der Pflichtschule ungeheuerlich" wäre. "Am Rücken der Kinder darf das keinesfalls ausgetragen werden."
"Unseren Kindern wird immer gesagt, wie man mit Konflikten umgehen soll", argumentierte Morawek. "Und jetzt stellt sich eine Seite ins Eck und sagt, es geht gar nichts mehr. Das wäre mehr als kindisches Verhalten." Gerade in der Volksschule sei ein Lehrer-Streik "wirklich ein 'Geht-gar-nicht'". Eine Unterstützung der Lehrer wäre "auch gar nicht unsere Ebene", meinte Morawek. "Es gibt Dienstgeber und Dienstnehmer, und gewerkschaftliche Maßnahmen sind das Recht aller Dienstnehmer. OK. Die andere Ebene ist aber, dass die Kinder nicht darunter leiden dürfen."
Lehrerdienstrecht
Die Regierung hatte ihren Gesetzesentwurf im August ohne Zustimmung der Gewerkschaft in Begutachtung geschickt und trotz 1700 überwiegend negativer Stellungnahmen an den Eckpunkten des Entwurfs festgehalten. Vorgesehen ist darin u.a. eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung von derzeit 20 bis 22 auf 24 Stunden, höhere Anfangsgehälter samt späterer Verflachung der Gehaltskurve, neue Regeln für Zulagen, verpflichtende Fortbildung für alle Lehrer, eine Neugestaltung des Berufseinstiegs und ein Aus für die Pragmatisierung.
(APA)