Industrie: "System ohne Studiengebühren ist asozial"

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Das neue Hochschulkonzept der Industriellenvereinigung sieht Gebühren von einigen hundert Euro vor. Unis und FH sollen auf Abstand zu einander gehen.

Zufrieden ist die Industriellenvereinigung mit der Hochschullandschaft in Österreich nicht: Derzeit gebe es keine österreichweite Abstimmung zwischen den einzelnen Hochschultypen, bemängelte IV-Präsident Georg Kapsch am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Es müsse aber eine klarere Abgrenzung von Unis und Fachhochschulen geben.

Auch innerhalb des Uni-Sektors sollten Doppelgleisigkeiten und Überschneidungen zwischen den Studienangeboten vermieden werden. "Wir brauchen nicht an jeder Universität jedes Fach. Wenn jemand Theologie studieren will, soll er in Wien studieren." Ähnliches gelte für betriebswirtschaftliche Fächer, für technische Gegenstände dagegen vielleicht weniger. "Stattdessen schaffen wir eine neue Medizin-Fakultät in Linz, die in Wahrheit kein Mensch braucht."

Studiengebühren und Stipendien

In ihrem neuen Hochschulkonzept spricht sich die Industriellenvereinigung folglich für einige Veränderungen aus: für Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und eine Eingliederung der Pädagogischen Hochschulen an die Unis.

Als Studiengebühren-Höhe schwebt Kapsch die derzeit für Ausnahmefälle vorgesehenen 363,36 Euro bzw. ein "etwas höherer Betrag" pro Semester vor. 1000 Euro wären aber eindeutig zu viel. "Wir sind der Meinung, dass ein System, das keine Studiengebühren hat, das asozialste ist, weil es wird von denjenigen finanziert, die nicht bzw. deren Kinder zu einem großen Teil nicht auf die Universitäten gehen."

Gleichzeitig müsse es aber Stipendien und ein Darlehensmodell geben, das sich an Australien orientiert, wo die Studienkredite einkommensabhängig erst im Erwerbsleben zurückgezahlt werden müssen. Über eine unterschiedliche Stipendienhöhe könne man eventuell auch Studierendenströme lenken: So könne man etwa für bestimmte Studienrichtungen wie etwa die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) höhere Stipendien auszahlen, meinte Kapsch.

Hochschulzugang verschärfen

"Viel besser geregelt" werden muss nach Ansicht Pildner-Steinburgs auch der Hochschulzugang: Als positives Beispiel hob er die Aufnahmeverfahren der Medizin-Unis hervor. Bei der Wahl ihrer Auswahlinstrumente sollten die Unis dabei weitgehende Autonomie haben. Gleichzeitig brauche es eine Studienplatzfinanzierung, die sich einerseits am erwarteten Bedarf der Gesellschaft und Wirtschaft und andererseits an den Kapazitäten der Unis orientiere. Klar getrennt werden müssten dabei Mittel für Forschung und Lehre.

In Sachen Finanzierung sind die Industriellen "nicht diejenigen, die nach großen weiteren Mitteln schreien aufgrund der steigenden Studierendenzahlen und der unbefriedigenden Zugangsproblematik", so Pildner-Steinburg. Stattdessen sollten Synergien genutzt und Kooperationen ausgebaut werden. "Was wir aber brauchen, ist ein gesicherter Finanzierungspfad." Derzeit würde jedes Jahr etwas Neues versprochen, es gebe aber keine Kontinuität. Die Mittel für Unis und FH müssten deshalb valorisiert werden.

Uni und FH sollen nicht zusammenrücken

Starken Verbesserungsbedarf sieht die Industrie bei der Abgrenzung zwischen FH und Unis. "Die FH haben versucht, die besseren Unis zu werden, die Unis haben versucht, FH-Kompetenzen zu übernehmen", so Kapsch. Daher gelte: "Bitte, Fachhochschulen, konzentriert euch auf euren Auftrag. Bitte Unis, konzentriert ihr euch auf euren." So habe etwa Grundlagenforschung an einer FH nichts verloren. Umgekehrt sei die Bachelor-Ausbildung an Unis jener an FH schon "sehr nah", meinte der Präsident der IV Steiermark, Jochen Pildner-Steinburg.

Näher an die Unis heranrücken will die IV dagegen die Pädagogischen Hochschulen (PH): Langfristig sollten diese sogar in die Universitäten integriert werden. "Es gibt keinen Grund, dass es separate PH gibt, die noch dazu an ein anderes Ministerium berichten", so Kapsch. "Warum läuft die Ausbildung dort anders als bei anderen Pädagogen?"

Karrierepfade für Wissenschafter

Zusätzlich brauche es bessere Karrierepfade für Wissenschafter etwa auch durch niedrigere Steuern und Maßnahmen gegen den Brain-Drain, betonte Kapsch. "Was macht Google? Die Server stellen sie nach Österreich, die wissenschaftlichen Dinge siedeln sie an der und um die ETH Zürich an. Warum? Dort gibt es die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen." Gegenwírken könne man unter anderem durch den Ausbau und die Ausweitung der Rot-Weiß-Rot Card.

Ein Dorn im Auge sind der IV die diversen Beratungsgremien im Wissenschaftsbereich. Diese sollten mittelfristig zusammengefasst werden, meinte Kapsch. Überdacht werden sollte auch der Nominierungsmodus der Uni-Räte, so Pildner-Steinburg: Einerseits müsse nicht unbedingt der Regierung ein Nominierungsrecht zukommen und andererseits sollten statt Sozialpartnern mehr international erfahrene Professoren oder Fachleute zum Zug kommen.

(APA/Red.)

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