Zweiter Islamlehrer in Vorarlberg entlassen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ende Februar war bereits ein Feldkircher Islamlehrer abgesetzt worden. Jetzt folgt ein zweiter. Die meisten islamischen Religionslehrer haben die Deutschtests aber bestanden.

Wien. Schon wieder wurde ein islamischer Religionslehrer entlassen, schon wieder in Vorarlberg. Eigentlich hat der Vorarlberger Landesschulrat, wie vom Unterrichtsministerium vorgegeben, die Deutschkenntnisse der im Land tätigen islamischen Religionslehrer getestet. Im Zuge weiterer Überprüfungen fiel den Inspektoren ein Islamlehrer auf, der seine Dienstpflicht verletzt hat – er wurde entlassen und unterrichtet nicht mehr.

Was genau dem Mann vorgeworfen wird, will Landesschulratspräsident Siegi Stemer nicht sagen. In seinem Büro spricht man etwas vage von einem „Fehlverhalten der Person“. Ende Februar war bereits ein Feldkircher Islamlehrer abgesetzt worden – aber nicht wegen Problemen an der Schule, sondern weil er die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) in einem „Presse“-Gastkommentar kritisiert hatte.

Gegen einen weiteren Vorarlberger Islamlehrer wurde nun ein Verfahren eingeleitet, da seine Dienstauffassung „etwas lasch“ sei. Bis heute, Donnerstag, müssen alle Bundesländer dem Unterrichtsministerium Bericht erstatten, wie es um die Deutschkenntnisse der islamischen Religionslehrer steht. In Vorarlberg weisen vier der 20 Islamlehrer mangelnde Deutschkenntnisse auf. Sie fielen beim Test (nach Vorgabe des Ministeriums muss Maturaniveau erreicht werden) durch. Sie müssen nun Deutschkurse besuchen.

Wien: Zwei Lehrer fielen durch

In Kärnten und Salzburg bestanden alle Islamlehrer, auch in der Steiermark fällt das Ergebnis positiv aus: Die 34 Islamlehrer wurden von den Direktoren im Unterricht beobachtet, vier Lehrer mussten zu schriftlichen und mündlichen Tests antreten. Alle vier bestanden, zwei allerdings knapp – sie absolvieren derzeit aber ohnehin Deutschkurse und werden dann nochmals getestet.

In Niederösterreich weist nur einer der 63 Islamlehrer zu geringe Deutschkenntnisse auf – hier mussten die Lehrer allerdings nicht zu Tests antreten, sondern wurden im Unterricht beobachtet.Anders in Wien: Hier mussten schriftliche und mündliche Tests absolviert werden, zwei Lehrer – beide seit Jahren an Pflichtschulen tätig – bestanden diese nicht. „Diese beiden Lehrer benötigen definitiv eine Nachschulung“, sagt Landesschulinspektor Karl Blüml. Ein weiterer Lehrer, der den Test knapp geschafft hat, absolviert nun freiwillig einen Deutschkurs. Allerdings wurden in Wien nicht alle 169 islamischen Religionslehrer überprüft. Da die Mehrzahl in Österreich maturiert oder studiert hat, geht man im Stadtschulrat davon aus, dass sie Deutsch auf Maturaniveau beherrschen. Nur elf mussten zum Test. Seit 2006 müssen Islamlehrer in Wien vor ihrer Anstellung ohnehin Deutschkenntnisse nachweisen.

Da man in Wien keine „Lex Islam“ will, werden nun auch die Lehrer der anderen Konfessionen überprüft, darunter auch katholische Lehrer (bzw. Pfarrer): Denn einige stammen aus Polen und sprechen möglicherweise nicht ausreichend gut Deutsch. Dass die Islamlehrer nun überhaupt zu Deutschtests anrücken mussten, ist Teil des „Fünfpunkteprogramms“, das Unterrichtsministerin Claudia Schmied und die IGGiÖ vereinbart haben. Grund war eine Studie, derzufolge jeder fünfte Islamlehrer die Demokratie ablehnt. Weitere Punkte sind ein neuer Lehrplan für den Islamunterricht sowie die Überprüfung der Schulbücher auf bedenkliche Inhalte. Beides ist abgeschlossen, die Unterrichtsministerin will – wie auch zu den Deutschtestergebnissen aus allen Bundesländern – nächste Woche Stellung nehmen.

Auf einen Blick

Deutschtests für Islamlehrer: In den vergangenen Wochen wurden die Deutschkenntnisse der in Österreich tätigen Islamlehrer vom jeweiligen Landes- bzw. Stadtschulrat überprüft. Die meisten bestanden die Tests (die von Land zu Land unterschiedlich waren), nur ein kleiner Teil muss nun Deutschkurse absolvieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2009)

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