Weltweiter Wettstreit: Fernost dominiert, Finnland verliert

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Weltweit nahmen mehr als eine halbe Million Schüler aus 72 Staaten und Regionen teil. Eine Bilanz.

Wien. Es war vor mittlerweile 16 Jahren, als die internationale Bildungspolitik erstmals erschüttert wurde. Im Jahr 2000 stellten sich weltweit zig Länder zum ersten Mal dem Pisa-Test (Programme for International Student Assessment). Mit erfreulichen Ergebnissen für die einen und schockierenden Einsichten für die anderen. Die Studie hat nicht nur für Diskussionen, sondern auch für Reformen gesorgt. Die Länder streben nach dem Pisa-Erfolg. Weltweit nahmen 2015 mehr als eine halbe Million Schüler aus 72 Staaten bzw. Regionen an Pisa teil. Ein Überblick darüber, welche Länder bisher Erfolg hatte und welche noch darauf warten.

1 Die Sieger kommen erneut aus Asien. Singapur dominiert in allen drei Fächern.

Wie schon in den vergangenen Jahren dominiert auch bei der jüngsten Pisa-Studie der Ferne Osten. Singapur – eine der separat ausgewerteten asiatischen Regionen – ist klarer Testsieger. Die Rangliste im heurigen Haupttestfach Naturwissenschaften wird von Singapur (556 Punkte) und Japan angeführt, wobei Singapur als Region extra ausgewertet wurde und nicht in die Liste der OECD- und EU-Länder fällt (siehe Grafik). Es folgt als bestes europäisches Land Estland (siehe Punkt zwei) knapp vor Taiwan und Finnland. Auch beim Lesen ist Singapur vorn, gefolgt von Hongkong und Kanada, Finnland und Irland. In der Mathematik liegt Singapur vor den Regionen Hongkong und Macao sowie Taiwan. Der Erfolg der asiatischen Länder wird unter anderem dem großen Bildungsstreben sowie dem strengen und leistungsorientierten Unterricht zugeschrieben. Gerade daran gibt es aber auch Kritik.

2 In Europa hat Estland besonders gut abgeschnitten. Auch die Schweiz punktet.

Besonders gut hat in Europa Estland abgeschnitten. In den Naturwissenschaften ist das baltische Land mit dem dritten Platz das beste europäische Land, auch in Mathematik und Lesen stehen die estnischen Schüler gut da. Bei Lesen und Naturwissenschaften sind die Finnen gut (siehe Punkt vier). Sonst finden sich aus Europa auf den vorderen Pisa-Rängen: die Schweiz und die Niederlande in Mathematik sowie Irland beim Lesen.

3 Mexiko und die Türkei liegen hinten. Ein OECD-Schlusslicht findet sich auch in Europa.

Über 120 Punkte – das sind vier Lernjahre – trennen Japan und Mexiko bei den Naturwissenschaften. Mexiko hat mit 416 Punkten nicht nur in diesem, sondern in allen drei getesteten Fächern den letzten Platz in der OECD. Zweitschlechtestes Land ist in allen drei Fächern die Türkei. In Mathematik geht der drittletzte Platz an Chile, in den anderen beiden Fächern sogar an ein EU-Land: Bulgarien liegt sowohl in den Naturwissenschaften als auch beim Lesen auf dem drittletzten OECD-Platz. Unter allen Teilnehmerländern liegt die Dominikanische Republik in allen drei getesteten Bereichen ganz hinten.

4 Finnland galt als Pisa-Vorzeigeland. Es kam ins Straucheln – wenn auch auf hohem Niveau.

Finnland gilt als das Pisa-Vorzeigeland. Ganze Scharen an internationalen Delegationen machten sich nach Finnlands Erfolgen in den Pisa-Anfangsjahren nach Helsinki auf. Dort erlebten sie eine Ganztagsschule, offenen Unterricht und keine Noten. Das wurde für viele Länder zum Credo guter Bildungspolitik. In Finnland ist man sich diesbezüglich gar nicht mehr so sicher. Denn gerade in den vergangenen Jahren ist Finnland vor allem im Mathematik-Ranking stark zurückgefallen. Heuer kam die einstiger Mathematik-Nummer-eins aus dem Jahr 2006 auf Platz acht zu liegen.

5 Mit dem Aufwärtstrend in Deutschland scheint es bei Pisa nun vorbei zu sein.

Nach dem Pisa-Schock im Jahr 2000 ging es für Deutschland stetig nach oben. Das Land wurde von der OECD für seinen Reformeifer gelobt. Mit dem Aufwärtstrend dürfte es vorbei sein, manche Medien schreiben von einem Rückschlag. In Naturwissenschaften und Mathematik haben sich die deutschen Schüler verschlechtert, beim Lesen leicht verbessert. In allen drei Bereichen sind sie aber nach wie vor im oberen OECD-Drittel. Laut der „Zeit“ spricht die OECD von einer Konsolidierung. (beba/j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2016)

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