„Wenn sich Buben anstrengen, büßen sie an Ansehen ein“

(c) Katharina F.-Roßboth
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Bildungsforscherin Ursula Kessels über perfide Stereotypen, die Wirkungen und Nebenwirkungen von geschlechtergetrennten Klassen und gefährliche Trends.

Die Presse: Immer wieder ist die Rede von Buben als den neuen Bildungsverlierern. Was ist da dran – und was steckt dahinter?

Ursula Kessels:
Insgesamt gesehen erreichen Jungen schlechtere Noten als Mädchen. Bei Jungen ist es viel weniger angesehen, für die Schule zu arbeiten. Sobald sich Jugendliche in der Schule anstrengen, werden ihnen feminine Eigenschaften zugeschrieben. Für Jungen ist das riskant: Wenn sie sich anstrengen, haben sie Einbußen im Ansehen bei ihren Mitschülern. Das bereitet ihnen eine Menge Probleme. Denn nur ganz wenige schaffen es ohne Anstrengung.

Bei den Mädchen ist es umgekehrt?

Mädchen haben das „Glück“, dass das, was ihrer Rolle entspricht, in der Schule belohnt wird. Wenn sie sich konform mit der Geschlechterrolle verhalten, geht das eher mit guten Noten einher. Gleichzeitig hat es etwas Perfides: Gute Leistungen von Mädchen werden eher auf ihre fleißige Mitarbeit zurückgeführt – und so auch abgewertet. Implizit steckt dahinter: Würden Jungen sich nur genauso engagieren, hätten sie viel bessere Leistungen.

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