Bildungsstandards

Mathe: Jeder Vierte scheitert in Wien

Über ganz Österreich gesehen haben die 14-Jährigen, die im Mai in Mathematik getestet wurden, etwas bessere Leistungen erzielt als die, die vor 2012 überprüft wurden.
Über ganz Österreich gesehen haben die 14-Jährigen, die im Mai in Mathematik getestet wurden, etwas bessere Leistungen erzielt als die, die vor 2012 überprüft wurden.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Insgesamt haben sich die Mathematikkompetenzen der 14-Jährigen leicht verbessert. Die Ergebnisse befeuern die Diskussion um mehr Geld für Problemschulen.

Wien. Die Bildungsstandards befeuern die Diskussion um mehr Geld für Brennpunktschulen – wofür Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zuletzt prinzipiell Sympathie zeigte. „Jetzt heißt es, nicht weiter zu zögern“, sagte Wiens SPÖ-Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer vor dem Hintergrund der Mathematikergebnisse, die gestern, Dienstag, veröffentlicht wurden.

Demnach liegen die Schüler der Hauptstadt ein Lernjahr hinter denen in Oberösterreich. Knapp jeder vierte Wiener Schüler schafft auch einfachste Mathematikaufgaben nicht. Die Unterschiede erklären sich laut Bericht großteils durch die Schülerschaft. Kinder mit Migrationshintergrund – die in Wien knapp die Hälfte aller getesteten Schüler ausmachen – liegen hinten. Wer wenig gebildete Eltern hat, der schneidet noch schlechter ab.

Über ganz Österreich gesehen haben die 14-Jährigen, die im Mai in Mathematik getestet wurden, etwas bessere Leistungen erzielt als die, die vor 2012 überprüft wurden. Noch immer schaffen jedoch weniger als 60 Prozent aller Schüler die Mathematikstandards ganz oder übertreffen sie sogar. 27 Prozent schaffen sie teilweise, können also die Mathematikkenntnisse zumindest in bekannten Kontexten einsetzen. 15 Prozent aller Schüler haben Mühe mit den einfachsten Mathematikaufgaben – und scheitern an den Bildungsstandards.

Wenig Verbesserung in Wien

Immerhin sind das nun etwas weniger als vor vier Jahren: Damals scheiterten 17 Prozent in der Mathematik. Ein kleiner Anstieg von einem Prozentpunkt ist umgekehrt bei den Spitzenschülern zu verzeichnen: Zu ihnen gehören nun sechs Prozent der 14-Jährigen. Im Vergleich zur ersten Ausgangsmessung aus dem Jahr 2009 haben sich die Schüler durchschnittlich um gut ein Lernjahr verbessert.

Nach Bundesländern gesehen liegt Oberösterreich wie schon beim vorigen Mathematiktest an der Spitze, gefolgt von Salzburg, hinten liegt Wien (siehe Grafik oben). In der Hauptstadt ist auch die Verbesserung im Vergleich zum vorigen Mathematiktest am geringsten ausgefallen – das größte Plus haben Vorarlberg und die Steiermark hingelegt.

Die Schüler an den Gymnasien liegen bei dem Mathematiktest mehr als zwei Lernjahre vor ihren Altersgenossen in den Neuen Mittelschulen (NMS). Laut Bericht waren diese Unterschiede bereits vorhanden, als dieselben Schüler vor vier Jahren in der Volksschule getestet wurden. Im Vergleich zum vorigen Test in der achten Schulstufe haben NMS-Schüler leicht aufgeholt. Die Leistungen an den Gymnasien blieben konstant.

Wie bei Mathe-Überprüfungen üblich erzielten die Burschen bessere Ergebnisse als die Mädchen – der Unterschied fällt aber eher gering aus. Beträchtlich ist dagegen die Kluft zwischen Schülern ohne und mit Migrationshintergrund. Jugendliche ohne Migrationshintergrund liegen rund zwei Lernjahre vor jenen mit ausländischen Wurzeln. Wenn man berücksichtigt, wie die Familie sozial dasteht, verringert sich der Unterschied.

Dass die Bildung der Eltern für die Leistungen der Kinder eine große Rolle spielt, zeigt auch dieser Test: Akademikerkinder liegen in Mathematik rund drei Lernjahre vor Schülern, deren Eltern maximal die Pflichtschule abgeschlossen haben. Dieser Unterschied zieht sich durch alle Bildungsabschlüsse: Jugendliche mit Eltern mit Lehrabschluss liegen hinter jenen mit Eltern mit Matura, diese zeigen wiederum im Schnitt geringere Leistungen als die Kinder von universitär gebildeten Eltern.

Wenige AHS mit Problemen

Die Daten zeigen auch, wie unterschiedlich sich die Schwierigkeiten an den Schulen verteilen: Jeder fünfte Schüler der achten Schulstufe besucht demnach eine Schule mit hoher oder sehr hoher Benachteiligung. Das sind Schulen, in denen besonders viele Jugendliche Eltern mit schlechten Jobs oder geringer Bildung haben, außerdem geht es um die Zahl der Schüler mit einem Migrationshintergrund bzw. einer anderen Erstsprache als Deutsch.

Erwartungsgemäß tut sich hier eine Kluft auf, wenn man die verschiedenen Schulen ansieht. Nur knapp jeder zehnte Gymnasiast besucht eine Schule, die hoch oder sehr hoch belastet ist, 78 Prozent dagegen sind in Schulen der geringsten Problemstufe. Dagegen ist knapp ein Viertel der NMS-Schüler oder der Hauptschüler an einer schwierigen Schule. (beba/APA)

AUF EINEN BLICK

Bildungsstandards. Für den Test der Bildungsstandards in Mathematik wurden im Mai 2017 rund 72.700 Schüler der vierten Klasse an Neuen Mittelschulen, Gymnasien und den noch verbliebenen Hauptschulen getestet. Das ist nahezu der gesamte Jahrgang der 14-Jährigen. Ausgeschlossen von der Überprüfung sind nur außerordentliche Schüler, Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sowie Kinder mit bestimmten Behinderungen. Die Ergebnisse des Tests haben keinen Einfluss auf die Noten der Schüler.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schule

Schüler haben sich in Mathe leicht verbessert

15 Prozent der Schüler erreichen die Standards nicht. Oberösterreich und Salzburg haben die besten Ergebnisse.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.