Wieder unterrichten: Einstiegshilfe für geflüchtete Lehrer

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Flüchtlinge werden in einem Kurs für heimische Schulen fit gemacht – und hoffen nun auf eine Anstellung ab Herbst.

„Ich sehe mich nicht woanders – ich will nur unterrichten“, sagte Jomard Rasul im Herbst. Inzwischen macht er das wieder teilweise: Am Wiener Gymnasium Anton-Krieger-Gasse unterrichtet der syrische Kurde, der in Damaskus studiert hat, sein Fach: Physik.

Derzeit tut er das noch im Rahmen seiner Ausbildung: Rasul ist einer von 23 geflüchteten Lehrern, die derzeit an der Uni Wien einen eigens geschaffenen zweisemestrigen Kurs absolvieren. Eine der Integrationsmaßnahmen, die die Stadt Wien im Rahmen des EU-geförderten und laut Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) europaweit einzigartigen Projekts CORE anbietet.
Der Kurs soll Lehrern Einstiegsmöglichkeiten in die Wiener Schulen bieten. „Das Projekt stärkt Selbstständigkeit“, sagt der Flüchtlingskoordinator Peter Hacker.

An drei Tagen pro Woche lernen die elf Frauen und zwölf Männer, die meisten von ihnen aus Syrien, in dem Kurs bildungswissenschaftliche Grundlagen – das geht von Didaktik bis zur Rolle des Lehrers. Die übrigen zwei Tage sind sie an Schulen tätig, dazu kommen Deutschkurse. Das Programm sei „sehr intensiv“, sagt Rasul. Der junge Physiklehrer, der in Syrien an einem Gymnasium unterrichtet hat, hofft wie die anderen Teilnehmer auf Anstellung an einer Schule, wenn sein Zertifikatskurs an der Uni vorbei ist.

Chance in Mathematik, Chemie

Weil viele – wie Rasul – Ausbildungen in derzeit gefragten Fächern wie Mathematik, Informatik, Chemie oder Physik haben, stehen die Chancen recht gut, sagt Schulinspektorin Ulrike Doppler-Ebner. Die Absolventen können über Sonderverträge in den heimischen Schulen angestellt werden. Seitens des Stadtschulrats mache man keinen Unterschied zwischen den geflüchteten und anderen Lehrern, sagte Doppler-Ebner. Am Lehrerkurs teilnehmen konnten Flüchtlinge mit mindestens Bachelorabschluss, anerkanntem Bleiberecht, Unterrichtserfahrung und ausreichenden Deutschkenntnissen.

Der Kurs läuft noch bis Ende Juni. Ob er im Herbst neu angeboten wird, ist noch nicht klar. Seitens der Projektpartner wäre man dazu bereit, sagte Projektleiterin Michelle Proyer, die weitere Finanzierung sei aber noch nicht gesichert. Bei der Durchführung kooperiert der Stadtschulrat mit dem CORE-Zentrum, mit der Universität Wien, dem AMS und dem Außenministerium.

Neben dem Kurs für Lehrer sind bei einem weiteren Projekt auch 21 Asylwerber mit pädagogischer Vorerfahrung unterstützend an 17 Wiener Volksschulen und vier Neuen Mittelschulen tätig. Maximal zehn Stunden pro Woche fungieren sie als Dolmetscher, als Nachmittagsbetreuer, als Begleitpersonen bei Exkursionen oder sie unterstützen in der Elternarbeit.

Von Gastronomie bis IT

Über die Wirtschaftsagentur bietet man im Rahmen von CORE auch Workshops zur Vorbereitung auf die Selbstständigkeit in Gastronomie, Tischlerei, Bäckerei oder im IT-Bereich an. In einem weiteren Projekt bekommen Flüchtlinge Informationen über Arbeits- und Sozialrecht, um besser am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

(APA/beba)

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