Frittiertes vom Dorfwirt beim Schulmittagessen

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Symbolbild. (c) Clemens Fabry
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Mehr Bio und weniger Fleisch? Wie gut oder schlecht die Kinder essen, hängt von vielen Faktoren ab. Und dann ist da noch das Schulbuffet.

Wien. Es ist ein Thema, das bei Elternabenden regelmäßig auf der Agenda steht – und eines, das mit dem Ausbau der ganztägigen Schulen überall in Österreich immer wichtiger wird: das Schulessen. Mehr biologisches und regionales Essen, weniger Zucker und weniger Fleisch fordert nun Greenpeace für die geschätzt 900.000 täglichen Mittagessen an den Schulen und Kindergärten in Österreich.

Die Umweltschutzorganisation will im Rahmen einer weltweiten Kampagne erheben, wie es um die Verpflegung der Schüler und Kindergartenkinder bestellt ist. Ein Vorhaben, das nicht ganz einfach ist: Denn das Schul- und Kindergartenessen ist in Österreich recht unterschiedlich organisiert. Die Frage, wie gut oder schlecht die heimischen Schul- und Kindergartenkinder zu Mittag essen, kann man deshalb schwerlich pauschal beantworten, wie Karin Kaiblinger sagt, die mit ihrer Ernährungsberatung „gut essen“ Schulen berät.

Teilweise gibt es Vorgaben, was die Produkte angeht. So müssen etwa in Wien 40 Prozent der Zutaten für das Schulessen aus biologischem Anbau sein. Die Ausgewogenheit der Speisen – Stichwort Schnitzel und Spaghetti – hängt freilich stark von den jeweiligen Anbietern ab, die Schulen bzw. Schulerhalter aussuchen.

Bei großen Caterern seien die Speisepläne in der Regel okay, weil dahinter Ernährungswissenschaftler stehen, die auf etwaige Fallen achten, sagt Manuel Schätzer, der sich beim vorsorgemedizinischen Institut Sipcan mit Schulverpflegung befasst. Die zwei Unternehmen, die auf Basis eines Kriterienkatalogs, den Stadt Wien und Landeselternverein ausgearbeitet haben, alle städtischen Pflichtschulen in Wien beliefern – Gourmet und Max –, haben etwa beide das Gütesiegel der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung. Das gibt eine ausgewogene Ernährung vor, es wird auch darauf geachtet, wie die Speisen letztlich zubereitet werden.

Aufholbedarf bei manchem Gasthaus

Etwas heikler ist die Schul- und Kindergartenverpflegung in manchen kleineren Ortschaften auf dem Land. Dort kommt das Mittagessen häufig von Gasthäusern, von Altersheimen oder kleinen regionalen Betrieben, was durchaus seine Vorteile hat: die regionale Verankerung etwa oder die Tatsache, dass das Essen meist nicht aufgewärmt werden muss, sondern direkt geliefert wird. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist das freilich nicht immer das Nonplusultra, sagt Schätzer, unisono mit Kaiblinger. „Was eine ausgewogene, gesunde und auch kindgerechte Speisenzusammenstellung angeht, gibt es teilweise Aufholbedarf – auch, wenn es in den Bundesländern verschiedene Initiativen gibt, die sich engagieren.“

Da gebe es dann manchmal viel Fleisch, und vegetarisches Essen sei für viele noch Fleischgericht minus Fleisch, eine Süßspeise oder ein Eiergericht. Aus manchen, auf ältere Menschen ausgerichteten Altersheimküchen landen zu oft Mehlspeisen als Nachtisch, und die Dorfpizzeria liefert der Schule gebackene Champignons oder generell Frittiertes. „Da muss man sich dann bemühen, den Köchen näherzubringen, dass das zwar die Kinder vielleicht gern essen“, sagt Schätzer, „dass das aber nicht die beste Wahl ist.“

Es liegt aber nicht nur an den Anbietern: Was Kaiblinger beobachtet, ist, dass in den ländlichen Regionen auch Eltern ihre Kinder manchmal vom Mittagessen abmelden, wenn es in ihren Augen zu selten Fleisch gibt. Nicht optimal ist ihrer Meinung nach auch, wenn aus einer Auswahl von Speisen von einem Cateringunternehmen an einer Schule das konkrete Menü von Personen zusammengestellt wird, die nicht das ernährungswissenschaftliche Wissen haben. „Oft gibt es dann doch zwei- bis dreimal pro Woche Nudeln, zu häufig Fleisch oder Süßspeisen. Da sieht man, dass das jemand auswählt, der nicht wirklich Know-how hat.“

Selbst wenn der Speiseplan passt, gibt es noch zahlreiche andere Unwägbarkeiten. Etwa, wie das Essen ausgegeben wird, wer wie große Portionen wovon bekommt. Und vor allem für die älteren Kinder, die immer seltener ein Menü essen, die Frage, was es beim Schulbuffet gibt und welche Essensanbieter rund um die Schule angesiedelt sind, Stichwort Kebabstand. Schätzer berät Buffets, um die gesunde Alternative attraktiver zu machen – das geht von der Ofenkartoffel über Salate bis zu Bowls. Nicht unwichtig ist, dass es auch mit einer Hand zu essen ist. „Denn in der anderen Hand ist das Handy.“

AUF EINEN BLICK

Das Schulessen ist in Österreich nicht zentral geregelt. Was die Zutaten angeht, gibt es mancherorts Vorgaben: In Wien etwa muss es 40 Prozent bio sein. Vor allem bei kleineren und noch unerfahrenen Anbietern wie dem Gasthaus auf dem Land oder der Altersheimküche orten Ernährungswissenschaftler noch Nachholbedarf, was eine ausgewogene und kindgerechte Ernährung angeht. Greenpeace fordert jetzt mehr Bio und weniger Fleisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2018)

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