"Bestrafung": Verschiebung der neuen Oberstufe umstritten

(c) Michaela Bruckberger
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Lehrervertreter sind dafür, die Oberstufenreform um weitere zwei Jahre zu verschieben. Einige Direktoren sind aber dagegen - genauso wie Oberösterreich.

Die neuerliche Verschiebung des verpflichtenden Starts der neuen Oberstufe (NOST) an den Allgemeinbildenden (AHS) sowie berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) bzw. land- und forstwirtschaftlichen Schulen ist umstritten. Die Lehrervertreter sprechen sich zwar einhellig dafür aus, einige Direktoren und etwa der oberösterreichische Landesschulrat sind dagegen, zeigen Stellungnahmen zum Gesetzesentwurf.

Eigentlich hätte die neue Oberstufe bereits im heurigen Schuljahr an allen mindestens dreijährigen Oberstufenformen ab der 10. Schulstufe (6. Klasse AHS bzw. zweiter Jahrgang oder zweite Klasse an BMHS bzw. land- und forstwirtschaftlichen Schulen) starten sollen. Dabei wird der Lernstoff in je ein Semester umfassende Module unterteilt. Bei einer negativen Note in einem Fach muss dann nicht die ganze Klasse wiederholt, sondern nur das jeweilige Modul positiv abgeschlossen werden. Bis zur Matura müssen aber alle "Nicht Genügend" ausgebessert sein. Nach Kritik von Lehrern, Eltern und Schülern wurde aber den Schulen vor dem heurigen Schuljahr die Möglichkeit gegeben, den Start um bis zu zwei Jahre zu verschieben.

Oberösterreich will beim Plan bleiben

Mit einem Gesetzesentwurf, dessen Begutachtungsfrist am Donnerstag ausgelaufen ist, räumte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) den Schulen noch einmal einen Aufschub um bis zu zwei Jahre ein - also bis 2021/22. Darüber hinaus sollen auch jene Schulen, die bereits umgestellt haben (26 der 345 AHS- bzw. 185 der 365 BMHS-Standorte), auch wieder aus der NOST aussteigen können. Vor einer generellen Einführung soll außerdem noch eine Evaluierung erfolgen.

Das begrüßen zwar die AHS- und BMHS-Gewerkschaft sowie Elternvertreter, nicht aber zum Beispiel der Landesschulrat in Oberösterreich, wo viele Standorte bereits auf die NOST umgestiegen sind. Dort sieht man "aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen keinerlei Notwendigkeit der Möglichkeit eines weiteren Aufschubs". Und: "Schon gar nicht ist es notwendig und zweckmäßig, Schulen, die die Neue Oberstufe bereits umsetzen, den Ausstieg zu ermöglichen..." Das führe dazu, dass es an einem Standort verschiedene Systeme gäbe und massive Probleme vor allem bei Klassenwiederholungen und einem damit verbundenen Wechsel in ein anderes System entstehen.

"Gefühl der 'Bestrafung'" von Schulen

Auch die Direktoren der Wiener Handelsakademien und Handelsschulen äußern Bedenken: "Im Bildungswesen ist es wesentlich, dass alle handelnden Personen auf Kontinuität von Gesetzesvorlagen vertrauen können, um nachhaltige und langfristige Unterrichts- und Schulentwicklung zu garantieren." Durch die neuerliche Verschiebung der NOST entstehe eine "Unsicherheitssituation" und "Gefährdung des notwendigen Veränderungsprozesses". Bei jenen Schulen, die positive Erfahrungen mit der NOST gemacht hätten, komme es etwa zu einem "Gefühl der 'Bestrafung' für vorausschauendes und 'ministeriumsloyales' Verhalten durch negative Presse bzw. den Zick-Zack-Kurs der Bildungspolitik". Wo negative Erfahrungen überwiegen, entstehe wiederum ein "hoher Druck zum Ausstieg sowie prognostizierbares verwaltungstechnisches Chaos bei erneutem Einstiegszwang".

Von mehreren Seiten moniert wird auch das Fehlen von Übergangsregelungen für Schulen, die tatsächlich aus der NOST wieder aussteigen wollen: So werde im Entwurf nicht geklärt, was mit jenen Schülern einer NOST-Klasse passiert, die sitzenbleiben und deshalb wieder ins "alte" System zurückfallen.

(APA)

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