Ein Stück über eine guten und einen bösen Flüchtling sorgt für Kritik. Die Verantwortlichen kontern.
Wien. Die Kritik an dem vom Innenministerium beauftragten Theaterstück „Welt in Bewegung“, in dem die Geschichte „eines guten sowie eines bösen Flüchtlings“ erzählt wird, wie es im ORF-Radio hieß, war in der Vorwoche groß: Von „plattester und dümmster Propaganda“ sowie von einer „Belehrung, bei der am Ende das richtige Denken herauskommen soll“, war da die Rede. Nun meldet sich einer der Verantwortlichen zu Wort.
„Wir fühlen uns völlig missverstanden“, sagt Erwin Rauscher, der Rektor der Pädagogischen Hochschule (PH) Niederösterreich, die gemeinsam mit dem International Centre for Migration Policy Development für das Stück verantwortlich ist.
Die Theaterstücke (insgesamt gebe es drei für unterschiedliche Altersgruppen) hätten ein „reflektiertes und differenziertes Bild in den Hirnen und Herzen unserer Schülerinnen und Schüler entstehen lassen sollen, das eben nicht abhängig sein sollte von sehr populistischen und vereinfachenden Aussagen“, sagt Rauscher im Gespräch mit der „Presse“.
Ein Theaterpädagogikexperte sei ebenso wie eine schulerfahrenen Expertin für Politische Bildung miteinbezogen worden. Den Lehrern sei eine 33-seitige Handreichung sowie eine eigene Fortbildung angeboten worden.
„Rassistische Stereotype“
Dem Theaterstück „Welt in Bewegung“, das für die AHS-Unterstufe sowie für die Neue Mittelschule gedacht ist, wurde aber von den Kritikern genau das vorgeworfen: „rassistische Stereotype und Klischees“ zu verbreiten.
Das von Edmund Emge verfasste Stück, das bereits mehr als 70 Mal kostenlos an Schulen aufgeführt wurde, handelt von zwei Flüchtlingen: Nadim, dem syrischen Kriegsflüchtling, und dem Afrikaner Mojo, der den Versprechungen der Schlepper geglaubt hat, später enttäuscht wird und sich radikalisiert. (j. n.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2018)