Deutschklassen nur für Schulanfänger und Quereinsteiger

(c) Clemens Fabry
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Die neue Deutschförderung startet im Herbst – mit einigen Adaptierungen. Es gibt deutlich weniger zusätzliche Klassen.

Nur Schüler, die neu ins Schulsystem einsteigen – die also entweder frisch in die erste Klasse Volksschule kommen oder die später neu nach Österreich ziehen – müssen verpflichtend die neuen Deutschklassen besuchen. Alle anderen Schüler, die Deutschprobleme haben, sollen reguläre Schulklassen besuchen und zusätzlich sechs Stunden Deutschförderung bekommen. Außerdem müssen eigene Deutschförderklassen erst ab acht betroffenen Schülern einer Schule eingerichtet werden. Das sind die wichtigsten Änderungen bei der neuen Deutschförderung, die Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Dienstag präsentiert hat.

Damit wird die Zahl der Deutschklassen auch deutlich geringer: Statt mit 233 zusätzlichen Klassen – wie zuvor prognostiziert – rechnet das Bildungsministerium österreichweit damit, dass durch die Reform 80 Klassen dazu kommen. In fast allen Bundesländern reichen die Ressourcen dafür laut Bildungsministerium aus, die meisten bekämen damit sogar etwas Spielraum. Die Ausnahme ist Wien: In der Hauptstadt – wo die meisten Kinder mit Deutschproblemen sind – braucht es mehr Ressourcen. Die sichert Faßmann auch zu, freilich ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Testverfahren fehlt noch

Die neue Deutschförderung wird jedenfalls – auch wenn es da und dort noch Klärungsbedarf gibt – wie geplant ab Herbst eingeführt, auch wenn die standardisierten Testverfahren, mit denen später einheitlich die Sprachkompetenz der Kinder überprüft werden soll, noch fehlen. Grundsätzlich sollen Schüler in den Deutschklassen statt bisher elf Wochenstunden künftig 15 (Volksschule) bis 20 (NMS/AHS) Stunden Deutsch lernen. In den übrigen Stunden werden die Schüler für Fächer wie Turnen, Musik oder Zeichnen altersgemäßen Klassen zugeteilt.

Nach jedem Semester wird getestet, ob sie gut genug Deutsch sprechen, um in eine Regelklasse einzusteigen. Maximal vier Semester können die Deutschklassen dauern. Faßmann betonte aber einmal mehr – auch weil manche die Segregation der Kinder kritisierten –, dass diese Klassen eher Crash-Kurs-Charakter haben sollten. Wer nicht (mehr) ganz so schlecht Deutsch spricht, soll dann in die normalen Klasse kommen und mit sechs Extrastunden pro Woche gefördert werden.

Schlechter oder nicht?

Das soll nun eben auch für all jene Schüler gelten, die nicht frisch in die Schule oder nach Österreich kommen: Sie müssen nicht mehr (können aber) in eine Deutschklasse geschickt werden. Ansonsten bekommen sie sechs Stunden Deutschförderung. Diese ersetzt die bisherigen Deutschförderkurse, bei denen die Kinder in die Klassen integriert waren und bis zu elf Stunden pro Woche gefördert wurden. Das Maximum von elf Stunden sei bisher kaum je ausgeschöpft worden, heißt es vom Ministerium. Dort, wo das der Fall war, ist es aber trotzdem eine Verschlechterung.

Das Gesetzespaket soll schon am Mittwoch den Ministerrat passieren, und im Mai im Nationalrat beschlossen werden. Organisatorisch starten die Deutschklassen bereits im Herbst - vorerst allerdings noch ohne standardisierte Tests bei der Schuleinschreibung (die für 2018/19 schon vorbei ist, Anm.). Diese sollen dann ab Jänner 2019 verfügbar sein.

(beba)

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