Leistungsgruppen light für die NMS

„Jene Schüler, die aufgrund ihrer Begabung in die NMS gehen sollten, sollten auch gehen und sich nicht durch Imagegründe abschrecken lassen“, sagt Faßmann.
„Jene Schüler, die aufgrund ihrer Begabung in die NMS gehen sollten, sollten auch gehen und sich nicht durch Imagegründe abschrecken lassen“, sagt Faßmann.(c) Clemens Fabry (Presse)
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Bildungsminister Faßmann will die Schuleinschreibung standardisieren und die Schulwahl treffsicherer machen. Die Ziffernnoten kommen diesen Herbst noch nicht wieder.

Wien. Die Neue Mittelschule steht – neben einigen anderen Themen – derzeit im Fokus von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP): Bei dem Schultyp, der vor allem in der Stadt vor Herausforderungen steht, soll sich einiges ändern – wenngleich nicht sofort. Dass jede NMS-Klasse pro Woche sechs Stunden für doppelte Lehrerbesetzung bekommt, ist kommendes Jahr noch fix. Dann wird es wohl angetastet. „Ein einfaches ,Weiter so‘ erscheint mir nicht ratsam“, sagte Faßmann.

Die „Gießkannenförderung“ soll eingeschränkt werden, das Geld gezielter verteilt werden. Es wird wohl auch innerhalb der Länder umverteilt werden müssen. „Es kann nicht immer nur Geld vom Bund geben.“ Überarbeitet werden soll die siebenteilige Notenskala. Sie soll ab der dritten Klasse durch zwei fünfteilige Skalen ersetzt werden – für Mittelschulstandard bzw. AHS-Standard. Ab der dritten Klasse sollen in den Hauptfächern zukünftig auch sogenannte Entwicklungsgruppen eingerichtet werden können. Diese kann man sich wohl als Leistungsgruppe light vorstellen. Dauerhafte Leistungsgruppen wie früher in der Hauptschule sollen es freilich explizit nicht sein: Der Wechsel von einer Gruppe in eine andere soll – so, wie es derzeit etwa die NMS Gassergasse in Wien schon praktiziert – unkompliziert und sehr einfach möglich sein.

Was Faßmann sich außerdem wünscht, ist eine stärkere Profilbildung der NMS – von Sport über Musik bis hin zu Technik. Unter anderem damit sollen diese Schulen vor allem im urbanen Bereich attraktiver gemacht werden. Das passt zu einem anderen der insgesamt fünf Punkte, die der Minister angehen wird: der treffsichereren Schulwahl. Ob das bedeutet, dass dann mehr Schüler in die NMS gehen, dem wich Faßmann gestern aus. Gemeint sei: „Dass jene Schüler, die aufgrund ihrer Begabung in die NMS gehen sollten, auch gehen und sich nicht durch Imagegründe abschrecken lassen.“

Dafür soll es Änderungen beim Übertritt von der Volksschule und nach der Mittelschule geben. Bisherige Tests werden zu einem verpflichtenden Talentecheck in der dritten und siebenten Schulstufe. Dieser ist die Basis für ein Eltern-Lehrer-Gespräch über die Schulwahl. Die formalen Kriterien für den Umstieg ins Gymnasium werden aber nicht angetastet.

Extreme Kluft bei Vorschülern

Änderungen gibt es auch beim Schulstart. Derzeit attestieren die Bundesländer extrem unterschiedlich vielen Schülern mangelnde Schulreife. Während in der Steiermark nur ein Prozent der Sechsjährigen in die Vorschule geschickt wird, sind es in Salzburg 24 Prozent. Im Ministerium will man daher einen klaren Katalog an Fähigkeiten erstellen, die für die Schulreife notwendig sind, damit das standardisiert ablaufen kann. Wer nicht schulreif ist, besucht wie bisher die Vorschule. Wer die Sprache nicht kann, wie zuletzt beschlossen, die Deutschförderklassen.

Über ein „heikles Thema“ will Faßmann noch breit diskutieren: die Ziffernnoten, die laut Regierungsprogramm wieder eingeführt werden müssen. Ziel ist eine Aufwertung der numerischen Beurteilung bei Beibehaltung der verbalen. Auch insgesamt soll die Leistungsbeurteilung aber reformiert werden – so könnte etwa durch sogenannte Lernzielraster klarer dargestellt werden, wann die Anforderungen für eine Note erfüllt sind.

Reformiert werden sollen auch die Lehrpläne der einzelnen Fächer, um Raum für Themen wie Digitalisierung zu schaffen. Umgesetzt werden sollen die Punkte ab dem Schuljahr 2019/20. Bis dahin wird der Minister noch zahlreiche Details klären müssen: Die Opposition ist von dem „vagen Ankündigungspaket“ nämlich enttäuscht.

Auf einen Blick

Ein pädagogisches Paket will Minister Heinz Faßmann umsetzen. Es geht dabei um fünf Themen: die Schulreifekriterien, die Schulwahl nach der Volksschule, die Leistungsbeurteilung, die Neue Mittelschule und die Lehrpläne. Die Reformen müssen noch konkretisiert werden. Ab Herbst 2019 sollen sie nach und nach umgesetzt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2018)

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