Neue Mittelschule: Vier von zehn Schülern Muslime

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Im Zuge der durch das Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ ausgelösten Debatte trifft Bildungsstadtrat Czernohorszky Autorin Wiesinger.

Wien. Das am Montag erschienene Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer. Wie der Islam die Schule verändert“, geschrieben von der in einer Neuen Mittelschule in Wien Favoriten tätigen Lehrerin Susanne Wiesinger, befeuert die Debatte um Integrationsprobleme. Wiens Bildungsstadtrat, Jürgen Czernohorszky (SPÖ), will nun die Autorin zum Gespräch treffen.

Czernohorszky: „Weil für mich klar ist, dass jeder Fall in einer Schule, in der Mitschüler oder auch Lehrer unter Druck geraten, ein Fall zu viel ist. Wir müssen uns gemeinsam die Frage stellen, was man tun kann, um solche Fälle zu verhindern.“

Zuletzt war Wiesinger (sie ist seit 30 Jahren Lehrerin und auch SPÖ-Lehrervertreterin) unter Druck gestanden; seitens des Stadtschulrats hatte es ein inoffizielles Schweigegebot für Lehrer gebeben, nur ja nicht zu viel über Integrationsprobleme an Wiens Schulen nach außen zu tragen.

Derzeit stellen die Muslime die zweitgrößte Religionsgruppe an den Wiener Volksschulen. 2017 betrug ihr Anteil laut Daten des Stadtschulrats 28 Prozent der etwas mehr als 71.000 Volksschüler. Knapp davor rangieren noch die Schüler mit römisch-katholischem Bekenntnis (31 Prozent), auf Rang drei liegen die Schüler ohne Bekenntnis (17 Prozent).

An den Neuen Mittelschulen sieht es anders aus. Hier sind die Muslime deutlich in der Mehrheit: Sie stellen 40 Prozent der rund 30.000 Schüler, gefolgt von den Schülern mit römisch-katholischem Bekenntnis (25 Prozent) und den serbisch-orthodoxen Schülern (14 Prozent).

Vorsichtige Zustimmung

In Wien Favoriten gebe es laut der für den Bezirk zuständigen Pflichtschulinspektorin, Elisabeth Repolusk, durchaus Schulen, die mit Auswirkungen des radikalen Islam auf den Unterricht „sehr viel zu tun haben und diese Parallelwelten für manche Schüler wirklich Realität sind“. Einen „Kulturkampf im Klassenzimmer“, wie ihn Wiesinger beschreibt, könne sie aber nicht sehen. Wiesinger schreibt etwa auch von Schülern, die muslimischen Mädchen die Art der Bekleidung vorschreiben. Repolusk: „Wir haben diese Probleme. Aber wir sind schon seit Jahren an diesen Themen dran.“

Mit der Faust gegen Lehrerin

Indessen ist am Montag in Graz ein 14-jähriger Schüler wegen versuchter Nötigung vor dem Richter gestanden. Er soll versucht haben, seiner Lehrerin einen Faustschlag zu versetzen. Der Jugendliche zeigte sich nur mäßig einsichtig, war aber mit einer psychologischen Betreuung im Rahmen einer Diversion einverstanden.

Am ersten Schultag musste sich der 14-jährige Tschetschene bei Gericht einfinden. Es hatte damit begonnen, dass er aus der Klasse geschickt worden war. Doch er kam wieder, ging zum Waschbecken und wollte trinken. Die Lehrerin: „Du trinkst jetzt sicher nicht.“ Daraufhin war der Bursch laut einer Zeugin so erbost, dass er mit der Faust zuschlagen wollte. Ein zweiter Lehrer drängte ihn ab. Laut der Lehrerin beschimpfte der Tschetschene junge Lehrerinnen oft als „Hure“ oder „Schlampe“. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2018)

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