OECD-Studie: Teure Schüler, alte Lehrer

Clemens Fabry
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Die Ergebnisse der aktuellen OECD-Studie auf einen Blick.

Wie jedes Jahr hat die OECD wieder mit "Bildung auf einen Blick" die internationalen Bildungssysteme durchforstet. Die Details auf einen Blick - von der Akademikerquote bis zur Unterrichtszeit der Lehrer.

AKADEMIKERQUOTE: 2017 lag der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei 32 Prozent (OECD-Schnitt: 37 Prozent). Das entspricht jeweils den Vorjahreswerten. Vorsicht mit dem Begriff "Akademikerquote": In Österreich werden mittlerweile nicht nur Hochschulabschlüsse dazu gezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse (BHS-Abschlüsse gelten im internationalen Vergleich als tertiäre Kurzausbildungen, Anm.). Über einen Bachelor-, Master/Diplom bzw. Doktorabschluss verfügen in Österreich dagegen nur 17 Prozent (OECD: 30 Prozent) (A1.1.)

AUSGABEN PRO SCHÜLER/STUDENT: In Österreich betrugen diese 2015 (sic!) von der Volksschule bis zur Hochschule kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 13.688 US-Dollar. Damit lagen sie weit über dem OECD-Schnitt von 9834 Dollar. Gleiches gilt auch für die jeweiligen Einzelbereiche Volksschule, Sekundarstufe und - etwas eingeschränkt - Hochschulen. (C1.1)

BETREUUNGSVERHÄLTNIS: Vergleichsweise weniger Schüler als im OECD-Schnitt kamen 2016 (sic!) in Österreich in der Volksschule und in der Sekundarstufe auf einen Lehrer: Im Primarbereich (Volksschule) sind es zwölf Schüler (OECD: 15), in der Sekundarstufe neun (OECD: 13). (D2.2)

BILDUNGSAUSGABEN: Österreichs Bildungsausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung lagen 2015 knapp unter dem OECD-Schnitt: In Österreich werden 4,9 Prozent des BIP für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet, in der OECD sind es im Schnitt genau 5 Prozent. Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben an den öffentlichen Gesamtausgaben beträgt in Österreich 9,6 Prozent und ist damit ebenfalls unter dem OECD-Durchschnitt (11,1 Prozent). (C2.1. bzw. C4.1.)

BILDUNGSGERECHTIGKEIT: Personen, deren Eltern keinen Tertiärabschluss (Anm.: beinhaltet auch BHS-Matura) haben, sind in allen Vergleichsländern bei den Studienanfängern und Absolventen unterrepräsentiert - in Österreich aber besonders stark. Demnach beträgt etwa hierzulande der Anteil der 20-29-Jährigen ohne Eltern mit Tertiärabschluss an der Gesamtpopulation dieser Altersgruppe 64 Prozent, bei den Erstabsolventen eines Bachelor-, Diplom- oder Masterstudiums dagegen nur 38 Prozent. (B7.2)

BILDUNGSNIVEAU: In Österreich verfügen 15 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss (OECD: 22 Prozent). 50 Prozent absolvierten als höchsten Bildungsabschluss die Sekundarstufe 2 (v.a. Lehre, berufsbildende mittlere Schule, AHS-Matura, BHS bis zum 3. Jahr; OECD: 39 Prozent), drei Prozent eine postsekundäre nichttertiäre Ausbildung (z.B. Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bestimmte Uni- oder FH-Lehrgänge; OECD: fünf Prozent). 15 Prozent haben als höchsten Abschluss eine sogenannte kurze tertiäre Ausbildung (v.a. BHS-Matura, ehemalige Pädagogische Akademien; OECD: sieben Prozent), vier Prozent ein Bachelorstudium (OECD: 17 Prozent), zwölf Prozent ein Master- oder Diplomstudium (OECD: ebenfalls zwölf Prozent) und ein Prozent ein Doktoratstudium (OECD: ebenfalls ein Prozent) (A1.1)

GENDER GAP: Die Einkommen der Frauen hinken sowohl in Österreich als auch in der OECD hinterher: Sie verdienen unabhängig von der Bildungsstufe weniger. In Österreich erhält etwa eine 35- bis 44-jährige Frau mit Tertiärabschluss 73 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bildungsabschluss verdient (OECD-Mittel: 77 Prozent). (A4.3).

HOCHSCHULABSCHLUSSQUOTE: Für Österreich prognostiziert die OECD, dass 47 Prozent eines Altersjahrgangs im Lauf ihres Lebens einen Abschluss im Tertiärbereich erwerben werden. Das liegt knapp unter dem OECD-Schnitt (49 Prozent). Bedingt ist das vor allem durch die "tertiären Kurzausbildungen", zu denen nun auch die BHS zählen. Ein Abschluss auf Bachelor-Niveau wird in Österreich dagegen nur genau einem Viertel prognostiziert (OECD: 38 Prozent), auf Master-Niveau 20 Prozent (OECD: 18 Prozent) und auf Doktoratsebene 1,9 Prozent (OECD: 1,8 Prozent). (A3.3)

INTERNATIONALE STUDENTEN: Mit 16 Prozent wies Österreich 2016 hinter Luxemburg (47 Prozent), Neuseeland (20 Prozent), Großbritannien, Schweiz (18 Prozent) und Australien (17 Prozent) den sechsthöchsten Anteil internationaler Studenten an den eigenen Hochschulen auf (OECD: sechs Prozent). Umgekehrt sind nur rund fünf Prozent der österreichischen Studenten an ausländischen Hochschulen inskribiert (OECD: zwei Prozent). (B6.1 bzw. B6.3)

KINDERGARTEN: In Österreich besuchen 41 Prozent (OECD: 45 Prozent) der Zweijährigen und 76 Prozent (OECD: ebenfalls 76 Prozent) der Dreijährigen eine frühkindliche Bildungseinrichtung. Bei den Vierjährigen sind 92 Prozent (OECD: 88 Prozent) im Kindergarten, bei den Fünfjährigen 97 Prozent (OECD: 95 Prozent). Stark ausgebaut wurde in Österreich die Zahl des pädagogischen Kindergartenpersonals: Zwischen 2005 und 2016 nahm dessen Zahl um 48 Prozent zu und lag damit auch über dem Zuwachs der betreuten Kinder (18 Prozent). (B2.1a)

KLASSENGRÖSSE: 2016 saßen in Österreich im Schnitt in der Volksschule 18 Kinder in einer Klasse (OECD: 21), nur in Griechenland und Lettland waren es noch weniger. Im Sekundarbereich 1 (AHS-Unterstufe, Hauptschule/Neue Mittelschule) lag die durchschnittliche Klassengröße bei 21 Schülern (OECD: 23), damit liegt Österreich im vorderen Mittelfeld. (D2.1) Seit 2005 haben die Klassengrößen abgenommen.

LEHRERALTER: Österreich hat im OECD-Vergleich relativ alte Lehrer. Im Volksschulbereich sind in Österreich 39 Prozent aller Pädagogen 50 Jahre oder älter, in der OECD sind es 31 Prozent. Am höchsten fällt der Unterschied im Sekundarbereich 1 aus: In der AHS-Unterstufe bzw. Neuen Mittelschule sind in Österreich 49 Prozent der Lehrer mindestens 50 Jahre (OECD: 35 Prozent), an den Oberstufenschulen (Sekundarbereich 2) kommt Österreich auf einen Anteil von 45 Prozent (OECD: 34 Prozent). (D5.1)

LEHRERGEHÄLTER: Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2017 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit rund 40.500 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (32.300), ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 73.500 US-Dollar noch größer (OECD: 54.200). Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Ö: rund 40.400 Start-, rund 78.500 Endgehalt; OECD: 33.200 bzw. 56.900) und der AHS-Oberstufe (Ö: 40.500 bzw. 83.700 US-Dollar; OECD: 35.000 bzw. 59.600 US-Dollar). Im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen in ihrem Land stehen Lehrer in Österreich dagegen etwas schlechter da: So verdient ein Lehrer in der Volksschule 76 Prozent vom durchschnittlichen Akademiker-Gehalt, in der Sekundarstufe 1 sind es 90 und in der AHS-Oberstufe 97 Prozent (OECD: 86 bzw. 91 und 96 Prozent). (D3.1a, D3.2a)

NEETS: Der Anteil junger Menschen, die sich weder in Beschäftigung noch in Ausbildung befinden (NEET; Not in Education, Employment or Training), liegt in Österreich 2017 bei rund elf Prozent der 18- bis 24-Jährigen und damit unter dem OECD-Schnitt (15 Prozent). Bei den jungen Migranten beträgt dagegen die NEET-Quote ein Viertel. (A2.2)

PRIVATE BILDUNGSAUSGABEN: Der Anteil der privaten Ausgaben für Bildungseinrichtungen liegt in Österreich bei lediglich fünf Prozent (OECD: neun Prozent). Dies ist vor allem auf den Hochschulsektor und das Fehlen von Studiengebühren zurückzuführen: 2015 betrug der Privatanteil im Tertiärbereich in Österreich sechs Prozent, in der OECD dagegen 31 Prozent. (C3.1)

STUDIENANFÄNGERQUOTE: 2016 begannen in Österreich 70 Prozent eines Altersjahrgangs eine Ausbildung im Tertiärbereich (wozu in Österreich allerdings auch die BHS-Matura gehört, Anm.) (OECD: 66 Prozent). Ohne internationale Studierende würde dieser Prozentsatz allerdings nur 56 Prozent betragen (OECD: 57 Prozent). Ein tertiäres Kurzprogramm (z.B. 4. und 5. BHS-Jahrgang) begannen dabei 35 Prozent eines Altersjahrgangs (OECD: 16 Prozent), ein Bachelor-Studium 45 Prozent (OECD: 58 Prozent), ein Masterstudium 24 Prozent (OECD: ebenfalls 24 Prozent) und ein Doktoratstudium 3,3 Prozent (OECD: 2,5 Prozent). (B4.3)

UNTERRICHTSZEIT - LEHRER: Volksschullehrer müssen in Österreich (779 Stunden pro Jahr) geringfügig weniger unterrichten als im OECD-Schnitt (784 Stunden). Im Sekundarbereich 1 stehen dagegen die österreichischen Lehrer jährlich gleich um 96 Stunden kürzer in der Klasse (Ö: 607, OECD: 703), in der AHS-Oberstufe sind es 68 Stunden (Ö: 589, OECD: 657). Die Zahl der Unterrichtstage liegt in Österreich mit 180 in allen Schulformen fast im OECD-Schnitt (Volksschule: 183, Sekundarstufe 1: 181, AHS-Oberstufe: 180), die (allerdings nur für Pflichtschullehrer definierte) Jahresarbeitszeit indes darüber (Ö: 1.776; OECD: 1.622 für Volksschule, 1.645 für Sekundarstufe I). (D4.1)

(APA)

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