Interesse von Wiener Schülern an Frauenrechten groß - Wissen aber gering

Das Wissen über Frauenrechte ist bei Wiener Schülern lückenhaft - das Interesse groß. Im Bild junge Frauen bei einer Kundgebung anlässlich des Weltfrauentags 2018 in Berlin
Das Wissen über Frauenrechte ist bei Wiener Schülern lückenhaft - das Interesse groß. Im Bild junge Frauen bei einer Kundgebung anlässlich des Weltfrauentags 2018 in Berlin(c) imago/IPON (Stefan Boness/Ipon)
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Das Interesse an Mädchen- und Frauenrechten an Wiener Schulen ist äußerst groß - die Wissenslücken dafür umso erschreckender. Etwa ein Drittel der Schüler meint, in der Schule nichts über gleiche Rechte von Frauen und Männern zu lernen.

Wiener Schüler haben laut einer Befragung von SOS Mitmensch großes Interesse an Mädchen- und Frauenrechten. Gleichzeitig haben die Jugendlichen jedoch "markante Wissenslücken" darüber, welche Handlungen gegen Mädchen und Frauen in Österreich verboten sind und wohin man sich wenden kann, wenn man Beratung oder Hilfe braucht. NGO forderten deshalb am Montag eine Informationsoffensive zum Thema.

Mädchen- und Frauenrechte sind laut der Befragung (291 Buben und Mädchen zwischen 13 und 15 Jahre an drei Neuen Mittelschulen und fünf AHS in Wien) für 100 Prozent der Schülerinnen und 96 Prozent der Schüler wichtig. Außerdem wollen mehr als zwei Drittel der Befragten mehr über gleiche Rechte von Frauen und Männern sowie zwei Drittel mehr über Gewalt, Mobbing und mögliche Schutzmaßnahmen erfahren.

Nur neun Prozent kennen Rechtslage

Das Interesse ist damit derzeit allerdings deutlich größer als der Wissensstand: SOS Mitmensch hat bei einer Liste von elf Handlungen abgefragt, ob diese in Österreich verboten oder eben nicht verboten sind - vom ungewollten Griff zwischen die Beine oder auf den Hintern über Schwangerschaftsabbruch bis zu geringerer Bezahlung für Frauen oder erzwungenem Sex in der Ehe. Nur neun Prozent der Befragten konnten alle Punkte richtig einordnen, bei 90 Prozent waren es mindestens sechs von elf. Damit hätten die meisten nicht das notwendige Wissen, um alle Situationen zu erkennen, in denen ihre Rechte bedroht sind, warnt SOS Mitmensch.

Auch das Wissen über Hilfseinrichtungen ist gering: Mehr als ein Drittel kann keine Beratungseinrichtung nennen, zwei Drittel wissen nicht, wohin sie sich wenden können, wenn sie daheim oder auf der Straße mit Belästigung oder Gewalt konfrontiert sind.

"Erhebliche Lücken bei der Wissensvermittlung in der Schule"

Die Befragung stellt in diesem Zusammenhang "erhebliche Lücken bei der Wissensvermittlung in der Schule" fest. Demnach haben 40 Prozent der Burschen und Mädchen angegeben, sie hätten im Unterricht noch nie über Frauenrechte gesprochen oder könnten sich nicht daran erinnern. Zwei Drittel haben laut Erhebung noch nie Informationen über Beratungsstellen erhalten. Jeweils rund die Hälfte gibt an, dass in der Schule Mobbing und Gewalt gegen Mädchen und Frauen beziehungsweise häusliche Gewalt noch kein Thema war. Etwa ein Drittel hat laut eigenen Angaben in der Schule nichts über gleiche Rechte von Frauen und Männern gelernt.

SOS Mitmensch fordert angesichts dieser Ergebnisse eine Informationsoffensive an den Schulen. "Es braucht Bewusstseins- und Stärkungsarbeit von früh an, um die Verletzung von Mädchen- und Frauenrechten abzuwehren. Wissenslücken machen die jungen Menschen verwundbar", so Sprecher Alexander Pollak in der Aussendung. Angelika Eisterer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser sieht einen "Appell an uns und vor allem an die Politik, mehr in umfassende Informationskampagnen und flächendenkende Gewaltpräventionsworkshops zu investieren"; Schüler seien dabei eine wichtige Zielgruppe. Margarete Bican, Geschäftsführerin des Vereins Sprungbrett, warnt in diesem Zusammenhang vor drohenden Budgetkürzungen für Einrichtungen im Mädchen- und Frauenbereich.

(APA)

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