Estland: Der digitale Musterschüler und seine Lehrer

Lokalaugenschein in der Tallinna Reaalkool im Herzen der estnischen Hauptstadt.
Lokalaugenschein in der Tallinna Reaalkool im Herzen der estnischen Hauptstadt.Julia Neuhauser
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In dem baltischen Staat lernen schon die Volksschüler zu programmieren. Ein Besuch beim Pisa-Sieger.

Tallinn. Auf dem Boden liegt ein Delfin, in der Nähe kugelt ein Hase herum: Die Stofftiere mussten offenbar ganz schnell vom Tisch verschwinden. Denn dort musste Platz für die Laptops sein. Jetzt steht für die Volksschüler nämlich Programmieren auf dem Stundenplan. Die neunjährigen Schüler tippen Befehle in die bunte Maske des Computers ein, um die vor ihnen liegende Leiterplatte zum Blinken zu bringen.

Hier, in den historischen Gemäuern der Tallinna Reaalkool, ist die Zukunft zu Hause. In der Schule inmitten von Estlands Hauptstadt Tallinn werden Lego-Roboter von Schülern programmiert, Spiele entwickelt und Videos gedreht. Der nördlichste der drei Baltenstaaten wird seinem Ruf als E-Stonia nicht nur in der Verwaltung gerecht, wo Behördengänge längst durch ein paar Mausklicks ersetzt wurden. Auch im Bildungsbereich ist das 1,3 Millionen Einwohner zählende Land digitaler Musterschüler.

Während Österreichs Politik noch immer an ihrem sogenannten Masterplan Digitalisierung arbeitet, hat der baltische Staat bereits vor 22 Jahren zum „Tigersprung“ angesetzt. 1997, nur sechs Jahre, nachdem die ehemalige Sowjetrepublik unabhängig wurde, schloss man die Schulen ans Internet an. Nur wenig später wurde das digitale Klassenbuch, mit dem estnische Eltern die Leistung ihrer Kinder laufend online überprüfen können, eingeführt. Seit vier Jahren sind alle Schulbücher online. Der digitale Unterricht wird regelmäßig evaluiert und adaptiert. Denn Digitalisierung in den Schulen soll kein Selbstzweck sein.

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