"Islam" im Zeugnis: Faßmann macht Vorschlag, IGGÖ lehnt ab

Bildungsminister Heinz Faßmann.
Bildungsminister Heinz Faßmann.APA/GEORG HOCHMUTH
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Der Bildungsminister schlägt die Bezeichnung "islam." mit Zusatz vor. Die Glaubensgemeinschaft hält von dem Vorschlag allerdings nichts.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat im Streit mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) über die Bezeichnung des Religionsbekenntnisses im Schulzeugnis einen Kompromissvorschlag eingebracht. "Ich könnte mir eine Lösung vorstellen, die den abgekürzten Oberbegriff 'islamisch' plus einen Unterbegriff vorsieht", sagte er in der Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" am Freitag.

Die Glaubensgemeinschaft hatte protestiert, nachdem in manchen Schulnachrichten statt der Bezeichnung "Islam" die eigene Abkürzung "IGGÖ" stand. Für die Änderung verantwortlich war eine Empfehlung des beim Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamts. Grund sei, dass die Bezeichnung "islamisch" als zu ungenau empfunden worden sei. Vermutet wurde auch Druck vonseiten der "Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI)".

Nach einer erfolglosen Gesprächsrunde zwischen der IGGÖ und Faßmann sowie der Drohung rechtlicher Schritte vonseiten der Muslime schlägt Faßmann vor, dass beim Religionsbekenntnis künftig "islam. (IGGÖ)", "islam. (ALEVI)" oder "islam. (SCHIA)" stehen könnte. Faßmann: "Ich wundere mich ehrlich gesagt über das Ausmaß der Aufregung. Ich kann sie mir nur damit erklären, dass Minderheiten in solchen Fragen besondere Sensibilität zeigen."

"IGGÖ ist überkonfessionell"

Bei der IGGÖ hält man von dem Vorschlag nichts. "Die Aussagen des Ministers sind für uns nicht nachvollziehbar", sagt Sprecher Rusen-Timur Aksak zur "Presse". Die angesprochene Lösung sei beim Gespräch im Ministerium, bei dem der Minister selbst gar nicht anwesend war, nicht thematisiert worden. Aber die Idee sei ohnehin nicht sinnvoll, so Aksak. "Die IGGÖ ist überkonfessionell. Sie vertritt Schiiten wie Sunniten und verantwortet den 'islamischen' Religionsunterricht in der Republik mit über 80.000 SchülerInnen muslimischen Glaubens."

Auch ein eigener Religionsunterricht für Schiiten, wie ihn Faßmann ins Spiel brachte, sei nicht möglich. Denn es gebe zwar eine schiitische Bekenntnisgemeinschaft, doch die hat wegen ihres Status kein Anrecht auf eigenen Religionsunterricht. Somit bleibe das Kürzel "SCHIA" in dieser Causa obsolet. Tatsächlich ist die schiitische Bekenntnisgemeinschaft eine von irakischen Schiiten organisierte Abspaltung der IGGÖ - eine andere Gruppe von Schiiten ist in der Glaubensgemeinschaft organisiert und strebt dort den Status einer Kultusgemeinde an.

Das Vertrauensverhältnis zwischen IGGÖ und Ministerium bleibe zerrüttet, so Aksak. Auch vor dem Hintergrund der Entscheidung rund um die Arabische Kultusgemeinde "wird die IGGÖ eine rechtssichere Lösung vor den zuständigen Gerichten suchen".

(APA/eko)

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