Für Schüler, die sich von Religion abmelden, soll es einen verpflichtenden Ethikunterricht geben. Der Start wird im Herbst 2020 in der Oberstufe erfolgen. Der „Strafethikunterricht“ könnte laut Experten verfassungswidrig sein.
Wien. Es ist 22 Jahre her, dass Ethik erstmals am Stundenplan österreichischer Schüler stand. Der Ethikunterricht war damals nicht mehr als ein Schulversuch – und ist bis heute ein solcher geblieben. Das soll sich nun aber (teilweise) ändern. Die türkis-blaue Bundesregierung wird am morgigen Mittwoch die Weichen dafür im Ministerrat stellen. In der Oberstufe soll Ethik ab 2020 verpflichtend sein. Später soll Ethik auch in der Unterstufe und sogar in der Volksschule am Stundenplan stehen.
1. Welche Schüler werden künftig den Ethikunterricht besuchen?
Ethik wird nicht bei allen Schülern am Stundenplan stehen. Das Fach wird nur für jene Pflicht, die keinen Religionsunterricht besuchen. Dazu zählen Bekenntnislose sowie vom Religionsunterricht abgemeldete Schüler. Diese Gruppe ist größer geworden. Wie groß, weiß man im Ministerium nicht. Bekannt ist, dass der Anteil der Personen ohne Religionsbekenntnis beständig gestiegen ist – von vier Prozent im Jahr 1951 auf 17 Prozent 2017. Hinzu kommen die vielen Abmeldungen vom Religionsunterricht. Viele Schüler bevorzugen die Freistunde. Ab 14 Jahren braucht es dafür keine Unterschrift der Eltern mehr. Insofern soll der Ethikunterricht, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) es formulierte, eine „Alternative zum Kaffeehaus“ werden.