Die Debatte um Mobbingvorwürfe an einer Wiener AHS hat den Landtag erreicht. Was tun mit Lehrern, die den Job verfehlt haben?
Die Debatte um Mobbingvorwürfe an einer Wiener AHS, die inzwischen zur Suspendierung der betreffenden Lehrerin geführt haben, hat am Freitag den Landtag erreicht. In der Sitzung wollten die NEOS von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) wissen, wie viele Pflichtschullehrer in den vergangenen fünf Jahren wegen Mobbings entlassen worden seien. Kein einziger, so die Auskunft des Ressortchefs.
Czernohorszky bekräftigte, dass Bildungsdirektor Heinrich Himmer in Bezug auf die Suspendierung der AHS-Lehrerin "richtig und konsequent" gehandelt habe. Innerhalb eines Monats muss die Disziplinarkommission nun entscheiden, ob die Suspendierung rechtens war. Das Disziplinarverfahren kann mit einer Geldstrafe oder einer Entlassung enden.
Kompliziete Sachlage
Angesichts des kritischen Einwandes der ÖVP-Abgeordneten Sabine Schwarz, dass erste Kritikpunkte an der Pädagogin bereits 2013 vorgebracht, aber erst jetzt Schritte gesetzt worden seien, meinte der Stadtrat, dass der Zeitraum zwischen derartigen Vorwürfen und Handlungen möglichst kurz sein müsse. Im konkreten Fall sei die Sachlage aber kompliziert gewesen, weil es verschiedene Sichtweisen gegeben habe und grundsätzlich auch jeder Lehrer oder jede Lehrerin das Recht habe, sich gegen Vorwürfe zu wehren und seine bzw. ihre Sichtweise darzulegen.
Dass in den vergangenen fünf Jahren kein Lehrerrauswurf wegen Mobbings stattgefunden hat, schien dem grünen Klubchef David Ellensohn so zu sein, "als hätte man in den letzten Jahren keinen einzigen Wiener Autofahrer erwischt, der zu schnell gefahren ist". Möglicherweise liege das Problem ja auch darin, dass es für "schwarze Schafe" - also Pädagogen, "die den Job verfehlt haben" - keine Umstiegsmöglichkeiten innerhalb des Bildungsbetriebs gebe.
"Keine Durchlässigkeit"
Czernohorszy gab Ellensohn recht, dass das System "so gut wie keine Durchlässigkeit" aufweise. In Unternehmen gebe es etwa die Option, Personen in andere Aufgabenbereiche zu versetzen. Grundsätzlich plädierte der Stadtrat in der Fragestunde des Landtags dafür, auftretende Probleme im Schulbetrieb nach Möglichkeit partnerschaftlich zu lösen anstatt sie aus politischem Kalkül hochzustilisieren.