Hintergrund: PISA-Boykott im Frühjahr

Hintergrund PISABoykott Fruehjahr
Hintergrund PISABoykott Fruehjahr(c) APA (OSTERREICHISCHE SCHUELERUNION)
  • Drucken

Die VP-nahe Schülerunion forderte Schüler zu "Nichtbeantwortung" der Tests auf: Für Verbesserung der Qualität an Schulen "statt Feilschen um Schulstunden".

Der Streit um die Ausweitung der Unterrichtsverpflichtung zwischen Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und der Lehrergewerkschaft im Frühjahr 2009 führte nicht nur zu Verhandlungsrunden und Demos. Eine Folge war auch ein Aufruf der von der VP-nahen Schülerunion dominierten Bundesschülervertretung unter der Führung von Nico Marchetti, die damals laufenden Testungen für die internationale Bildungsstudie PISA zu boykottieren.

Die Testungen liefen zwischen 15. April bis 20. Mai, der Boykott vom 15. bis 23. April. Die "negative Atmosphäre" ist für die OECD Grund genug, übern die Österreich-Ergebnisse "nur mit Vorbehalt" zu berichten.

Ultimatum der Schülerunion

Im Zuge des Lehrerstreits hatte die Schülerunion Schmied ein Ultimatum gestellt: Sie forderte "Maßnahmen zur innerschulischen Qualitätssicherung statt Feilschen um Schulstunden" und wehrte sich dagegen, aufgrund einer "nicht repräsentativen Studie" als "Tiefflieger der Nation angesehen zu werden".

Als das Unterrichtsministerium nicht reagierte, rief die Schülerunion am ersten Tag der PISA-Testungen in einem offenen Brief alle Schüler zur Nichtbeantwortung der Tests auf. Bereits am 4. April hatte die Lehrergewerkschaft eine PISA-Boykott in Erwägung gezogen.

Schüler protestieren

Während laut BIFIE der erste Testtag "besser als bei früheren Testungen" gelaufen war, sprachen die Schülervertreter davon, dass sich bis zu 80 Prozent der Schüler an der Protestmaßnahme beteiligt hätten.

Obwohl sich Unterrichtsministerium und Lehrergewerkschaft am 20. April einigten, ging die Anti-PISA-Aktion der Schülerunion weiter. Der Grund: In dem Kompromiss war die Abschaffung der fünf schulautonomen Tage fixiert.

BIFIE drohte mit Klage

Das BIFIE drohte daraufhin den Schülervertretern mit Klagen, diese hätten nämlich zu einer illegalen Handlung aufgerufen. Schmied betonte, dass die Klagsdrohung nicht auf ihre Weisung zurückgehe, "akzeptierte" allerdings die Vorgehensweise.

Am 23. April kam es schließlich zu einer Einigung: Zwei der schulautonomen Tage wurden als de facto Ferientage für Schüler erhalten und das BIFIE dazu bewogen, die Klage zurückzuziehen. Die Schülervertreter beendeten daraufhin die Protestmaßnahme.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

PISAStudie Gruene fordern sechs
Schule

PISA-Studie: Grüne fordern sechs Sofortmaßnahmen

Der Grüne Bildungssprecher Harald Walser verlangt insbesondere mehr Personal in Kindergärten und Volksschulen. Die geforderten Maßnahmen würden rund 95 Millionen Euro pro Jahr kosten.
Schule

„Leseförderung ist weder zeit- noch kostenintensiv“

Buchklub-Geschäftsführer Gerhard Falschlehner rät den Eltern, ihre Vorbildwirkung ernst zu nehmen. Kinder sollen ihren Buchgeschmack selbst entdecken dürfen.
PISASieger Weiblich ohne
New Articles

PISA-Sieger: Weiblich und ohne TV

Akademikertöchter liegen im Ranking ganz vorn, Migrantenkinder ganz hinten. Die meisten der getesteten Schüler besuchen eine berufsbildende höhere Schule.
New Articles

Besser lesen von der Schweiz bis Pisa

Deutschsprachige Nachbarn. Die Schweiz hat nach dem PISA-Schock 2000 an fast allen Schulen Leseaktionen gestartet. Auch Liechtenstein und Deutschland liegen vorn.
Schulreform Michael Haeupl stellt
Home

Schulreform: Häupl stellt ein Ultimatum

Wiens Bürgermeister erwägt die Suche nach anderen Mehrheiten im Parlament, wenn die ÖVP ihre "Blockade" der Bildungsreform nicht bis Anfang des kommenden Jahres aufgibt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.