„Porno gehört thematisiert“

Studie. Alle Burschen konsumieren Internet-Pornografie.

Wien/Beba. Von der „Generation Porno“ will Petra Grimm nicht sprechen. Aber es sei schon wahr, sagt die Stuttgarter Medienwissenschaftlerin: Bei männlichen Jugendlichen sei es heute völlig normal, Pornos zu konsumieren. Für ihre Studie „Porno im Web 2.0“ hat Grimm erstmals Jugendliche befragt, wie sie Pornografie im Internet nutzen und wahrnehmen.

Das Ergebnis: Alle Burschen schauen Pornos im Internet, nur die Häufigkeit variiert. Sie hängt vom Alter ab, davon, ob sie in einer Beziehung sind oder ob sie das Thema kritischer und reflektierter betrachten. Auch Mädchen kommen mit Pornografie in Berührung; sie lehnen sie aber eher ab und finden sie rasch „eklig“, sagt Grimm.

Für ihre Studie hat sie die Jugendlichen auch dazu befragt, warum sie Pornos konsumieren. Die Motive sind unterschiedlich: erstens zur sexuellen Erregung. Zweitens, und das sei eher problematisch, warnt Grimm, weil sie denken, sie könnten davon etwas lernen. Und manche schauen Internet-Pornos aus Spaß, oder weil sie eben mitreden möchten.

Können die Jugendlichen denn zwischen Porno und Realität unterscheiden? Gerade, wenn sie jünger sind, wenn sie wenig sexuelle Erfahrung haben und Pornos „toll finden“, tendieren die Burschen dazu, das für bare Münze zu nehmen, hat Grimm herausgefunden. Das macht auch Angst vor den ersten eigenen sexuellen Erfahrungen. „Die Jungs haben uns von einem sexuellen Leistungsdruck erzählt, der mit dem Konsum von Pornografie verbunden sei“, sagt Grimm. Sie hält es für wichtig, den Unterschied zum echten Leben und auch die klischeehaften Geschlechterrollen in Pornos anzusprechen.

In der Schule müsse man Pornografie deshalb thematisieren, denn die Jugendlichen seien offenbar täglich damit konfrontiert. Allerdings sollten nicht die Lehrer das Thema ansprechen. Die Jugendlichen hätten angegeben, dass ihnen das unangenehm sei, sagt Grimm: „Pornos gehören über externe Experten thematisiert.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2011)

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