KMS. Trotz anfänglicher Zweifel haben sich Isabellas Eltern für die Kooperative Mittelschule entschieden.
Wien/Beba. „Isabella ist eher praktisch veranlagt“, sagt Peter Beimpold. Er scheint es gewohnt zu sein, zu rechtfertigen, warum seine Tochter die KMS Glasergasse in Wien-Alsergrund besucht – und nicht eine AHS, wie ihre ältere Schwester. „Niemand hat etwas davon, wenn ich mein Kind ins Gymnasium dränge – wo es dann vielleicht überfordert ist“, meint Beimpold. Zumal Isabella von der Volksschule keine Gymnasialempfehlung bekam. Im Bekanntenkreis gebe es Familien, die die Kinder trotzdem in die AHS geschickt hätten – diese würden jetzt „kämpfen“. „Diesen Stress will ich meiner Tochter ersparen.“
„Hatten auch Zweifel“
Die Kooperativen Mittelschulen, die Wiener Form der Hauptschule, sind verschrien als Problemschulen, viele Eltern schreckt der hohe Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund ab. Auch in Isabellas Klasse haben 22 von 24 Schülern ausländische Wurzeln. „Wir hatten auch Zweifel“, sagt Beimpold. Innerhalb der Familie sei darüber lange diskutiert worden. Letztlich entschied man sich dennoch für eine KMS – nach dem Besuch mehrerer Schulen für die in der Glasergasse, weil sich Isabella dort wohlfühlte. „Die Lehrerin hat mir gefallen“, sagt die lebhafte Zwölfjährige. Nicht zuletzt hat der Migrantenanteil auch Vorteile. Oft sind zwei Lehrerinnen in der Klasse, um die Schüler individuell zu fördern. Das kommt auch Isabella zugute. „Sie braucht das Persönliche“, sagt der Vater. Während in der AHS viele verschiedene Lehrer jeweils wenige Stunden unterrichten, hat Isabella in der KMS fünf, sechs Lehrerinnen als Bezugspersonen. Das liege ihr mehr.
Isabellas Zukunft sieht Peter Beimpold im handwerklich-praktischen Bereich. „Da ist sie viel geschickter als ihre Schwester, da wird sie Erfolg haben.“ Auch Isabella hat zumindest derzeit wenig Lust, auf eine andere Schule zu wechseln. In die Glasergasse geht sie gern. Das, so der Vater, sei die richtige Entscheidung gewesen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2012)