Schulschwänzen: Höhere Strafen für Schmied denkbar

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Etwa 75.000 Jugendliche besuchen keine Schule, gehen keiner Arbeit nach und befinden sich nicht in beruflicher Fortbildung. Schulabbruch sei eine direkte Folge der Schulpflichtverletzung.

Wien/Red. Eine alte Forderung in neuem Gewand stellte Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP): höhere Geldstrafen für Schüler, die die Schulpflicht verletzen. Nun untermauert Kurz diese Forderung mit aktuellen Zahlen. Demnach besuchen 75.000 Jugendliche keine Schule, gehen keiner Arbeit nach und befinden sich nicht in beruflicher Fortbildung. Das sind rund acht Prozent der Jugendlichen. Bei jenen mit Migrationshintergrund trifft das auf jeden Fünften zu, so das Ergebnis einer Erhebung der Uni Linz und der Arbeiterkammer Oberösterreich.

Schulabbruch sei eine direkte Folge der Schulpflichtverletzung – und das wiederum führe oft in die Arbeitslosigkeit, warnt Kurz. Um dem entgegenzuwirken, fordert er vier Maßnahmen: verpflichtende Elterngespräche, eine umfassende Motivforschung, konkrete statistische Erhebung und bei groben Schulpflichtverletzungen auch höhere Strafen. Vorstellbar sei dabei eine Erhöhung der Strafe auf 1500 Euro (derzeit 220 Euro).

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zeigt sich gesprächsbereit. Über eine Anpassung der Strafhöhe, die seit 1985 gleich ist, könne man durchaus reden. Aber: „Existenzgefährdende Strafen“, wie Kurz diese fordere, seien dabei nicht denkbar.

Sozialminister gegen Strafen

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hält wenig vom Kurz-Vorschlag. Und das, obwohl auch er vor knapp einem Jahr Sanktionen für jene Jugendliche forderte, die weder zur Schule gehen noch eine Ausbildung absolvieren. Konkret plante er eine „Ausbildungspflicht ab 15 Jahren“ – inklusive etwaiger Streichung der Familienbeihilfe.

Nun setzt der Sozialminister auf Beratung. Gemeinsam mit dem Unterrichtsministerium wurde in der Steiermark und in Wien das sogenannte „Jugendcoaching“ gestartet, eine Art Frühwarnsystem an den Schulen. Dabei sollen Lehrer melden, welche Schüler in der achten und neunten Schulstufe noch keine Pläne für den Einstieg ins Berufsleben haben. Die Ausweitung des Projekts auf ganz Österreich soll heute, Dienstag, im Ministerrat beschlossen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2012)

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