Mobiles Internet im Test: Vielseitig, aber langsam

(c) AP (Heng Sinith)
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Online-Literaturrecherche am sonnigen Uni-Campus in der Wunschtraum vieler Studenten. "UniLive" hat ausprobiert, ob mobiles Internet für studentische Zwecke wirklich hält, was es verspricht.

Ob man sich bei Wikipedia Anregungen für die anstehende Seminararbeit holt oder auf diversen Party-Sites Inspirationen für die Abendgestaltung – ein Studentenleben ohne Internet ist nicht mehr vorstellbar. Im Idealfall soll all das auch von unterwegs möglich sein.

Vor diesem Hintergrund versuchen derzeit die Mobilfunk-Anbieter A1, T-Mobile, One, Telering und Drei, massiv mobile Internetzugänge an den Mann oder die Frau zu bringen. Und das um rund 20 Euro pro Monat, was viele Einsteiger- und Studenten-Angebote fürs Festnetz-Internet unterbietet. Wer auf eine der zahlreichen Aktionen einsteigt, spart auch die üblichen 50 Euro Aktivierungsentgelt. Zudem kommt der Vorteil der Mobilität: Ob auf der Uni, in der Studentenbude oder bei den Eltern im fernen Bundesland: das Internet ist immer nur einen Mausklick entfernt.

Die Installation ist denkbar einfach. Der USB-Stick oder die Datenkarte werden einfach in das Notebook oder den PC gesteckt, und schon surft man mit 3,6 oder gar 7,2 Mbps. Angeblich. Die Realität sieht nämlich anders aus. Das bestätigt auch eine Studie der Arbeiterkammer und des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation (ÖIAT). In einem landesweiten Test lagen die tatsächlich erreichten Downloadgeschwindigkeiten im Schnitt gerade einmal bei 870 kbps und damit deutlich unter den von den Providern hinausposaunten Werten. Was heißt das für die Praxis?

Aussetzer im ländlichen Raum

Auch 870 kbps sind recht flott – ein MP3-Song beispielsweise wäre in einer halben Minute geladen. Problematischer als der Durchschnitt ist aber die Schwankungsbreite: Je nach Empfangsqualität kann das mobile Internet nämlich noch deutlich langsamer sein – und dann wird es mühsam.

Ohne UMTS ist die Verbindung etwa so „schnell“ wie ein einfaches Telefonmodem. Vor Vertragsabschluss sollte man sich also vergewissern, ob am Campus, in der WG und im Lieblings-Cafe der jeweilige Provider auch UMTS-Empfang bietet. Besonders für Studenten, die nicht aus Großstädten kommen und das mobile Internet auch bei den Eltern nutzen wollen, ist die UMTS-Abdeckung ein wesentliches Kriterium.

Traditionell hat man mit A1 im ländlichen Raum noch die besten Chancen, was laut besagter Studie auch für das mobile Internet gilt. Dicht dahinter folgt T-Mobile, mit etwas Abstand Drei und One, wobei die Unterschiede in Ballungsgebieten geringer sind als im ländlichen Raum. Für Telering lagen bei Redaktionsschluss noch keine verlässlichen Werte vor, die Vermutung liegt aber nahe, dass sie in Sachen Bandbreite mit jenen des neuen Eigentümers T-Mobile vergleichbar sein werden.

Aber selbst UMTS bewahrt den mobilen Internet-Nutzer nicht vor einer langsamen Verbindung – dann nämlich, wenn andere gleichzeitig im Netz surfen. Beim Internet über Mobilfunknetze müssen sich alle Benutzer einer Funkzelle die verfügbare Bandbreite teilen – gerade für Studenten ungünstig, die rund um die Uni oder in Studentenheimen oft jemanden in der Nähe haben, der ebenfalls seinen Laptop nutzt.

Für Downloader ungeeignet

Für die Qualität einer Internet-Verbindung ist auch die Latenzzeit, das ist die Verzögerung, mit der die Datenpakete ankommen, entscheidend. Sie beträgt im Schnitt 422 Millisekunden. Das kann Leben kosten – zumindest in rasanten Online-Spielen. Oder Beziehungen belasten, die über Skype aufrecht erhalten werden. In der Internet-Telefonie gelten Latenzzeiten von maximal 400 ms als akzeptabel.

Leistungsmäßig ist das mobile Internet trotz der Diskrepanz zwischen Werbung und Wirklichkeit zwar für die meisten Zwecke ausreichend, für manche Anwendungen sollte man aber trotzdem aufs Festnetz zurückgreifen. Dazu passt das übliche Limit von drei Gigabyte Download-Volumen, das mit Surfen und E-Mails kaum ausgereizt wird, mit Downloads von Spielfilmen aber rasch überschritten ist.

Was uns zum Kleingedruckten bringt: Wer das Transferlimit überschreitet, wird mit ein paar Cent pro Megabyte zur Kasse gebeten, was sich schnell zu empfindlich großen Beträgen summieren kann. Einzig One ist hier kulant und verrechnet keine Extrakosten, sondern drosselt nur bis Monatsende die Geschwindigkeit. Alternativ kann bei One das Monatslimit um fünf Euro zusätzlich verdoppelt werden.

Eine Kostenfalle kann der Surfer leicht umgehen: das teure Datenroaming, das in Grenzgebieten unabsichtlich genutzt werden kann, lässt sich üblicher Weise deaktivieren. Apropos Roaming: Wer ein Auslandssemester ins Auge fasst, fährt eventuell mit Drei am besten. Hier gelten in allen Hutchison-Netzen weltweit die heimischen Konditionen.

Eine Klausel passt leider gar nicht ins unstete Studentenleben. Die generell vorgeschriebene Mindestvertragsdauer von 24 Monaten. [Foto: AP]

Vorteile: Sofern man sich im Versorgungsgebiet befindet, ist man mit dem Internet-Anschluss über Mobilfunk örtlich völlig ungebunden. Bei Wohnungswechseln erspart man sich zudem das lästige An-, Ab- und Ummelden.Nachteile: Die versprochenen Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 7,2 Mbps sind genauso wahrscheinlich wie der Weltfriede. Die Vertragslaufzeiten sind lang, die Gebühren bei Überschreitung des Daten-Volumens hoch.("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2007)

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