Vertreter der Fachhochschulen: Wenig Zeit, viel zu tun

(c) BilderBox (Erwin Wodicka)
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Seit Sommer darf die Studentenvertretung der Fachhochschulen in der ÖH mitbestimmen. Ihre Vertreter klagen über zu wenig Zeit und zu viel Fraktionsdenken.

Die Studenten der Fachhochschulen haben im Juni 2009 erstmals eine eigene bundesweite Interessensvertretung in die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) gewählt. Obwohl die FH-Vertretung bereits im Dezember 2007 in der ÖH verankert wurde, hatte sie noch kein Mitbestimmungsrecht in der Bundesvertretung. Das ist nun anders.

Bis die FH-Studenten aber merken, was sie für ihre ÖH-Beiträge bekommen, wird es noch mindestens ein Jahr dauern. Dann will die Bundesvertretung der Fachhochschulen das Fachhochschulstudierendengesetz an jenes der Unis angleichen. Vor allem Punkte wie die rechtliche Gleichberechtigung und Annäherung zum Universitätsgesetz sowie die Ausweitung von Prüfungsmindeststandards, sind wesentliche Probleme, denen sich die FH-Bundesvertretung widmen möchte, sagt Thomas Wallerberger (siehe dazu auch Interview auf Seite V). Er ist stellvertretender Vorsitzender der ÖH Studierendenvertretung der FH Wien und Mitglied der Fraktion engagierter Studenten (Fest).

„Die ersten Jahre als Interessensvertretung in der ÖH waren dazu da, um Strukturen aufzubauen. Seit einem halben Jahr geht es Schlag auf Schlag, und es kommt ein Projekt nach dem anderen, das wir in Angriff nehmen. Wir haben nun die finanziellen Mittel und können direktes Service und eine Beratung für die Studenten anbieten.“



„Wenn man an einer FH studiert, hat man keine Zeit, um in der Studentenberatung zu arbeiten“

Philipp Hense, ÖH-Sachbearbeiter für Fachhochschulen

Wallerberger sieht aber einen deutlichen Unterschied zum Universitätswesen: „Das Problem ist, dass die Fachhochschulen nicht so flexibel sind wie Universitäten. Die Studenten können sich nicht einfach ein Semester freinehmen, um in der Bundesvertretung aktiver mitzuarbeiten. Es gibt zwar Freistunden, die den Studenten wegen der herrschenden Anwesenheitspflicht angeboten werden, aber das Studium muss trotzdem in der Mindestzeit absolviert werden.“

Das sieht Philipp Hense auch so. Er ist als Sachbearbeiter im bildungspolitischen Referat der Bundes-ÖH für Fachhochschulen zuständig und war der erste Vorsitzende des VFFH, des „Vereins zum Aufbau und zur Förderung einer bundesweiten Studierendenvertretung der Fachhochschulen und FH-Studiengänge“. „Als FH-Vertreter muss man sehr viel Energie und Zeit aufwenden, um etwas zu bewirken. Und wenn man daneben noch studiert oder zusätzlich arbeiten muss, dann hat man keine Zeit, um beispielsweise in der Studentenberatung zu arbeiten“, sagt Hense.

Die FH-Vertretung ist also wie ein Stein, der erst ins Rollen gebracht werden muss. Bisher gibt es noch keine großen Erfolge, die auch alle Studenten spüren können. Als Erstes kommen die „elementaren Ziele“, erklärt Wallerberger. Darunter fällt ein klarer Instanzenzug, „das heißt, an wen ich mich wenden kann, wenn ich mich, beispielsweise aufgrund einer negativen Note, ungerecht behandelt fühle.“ Gerade in dieser Situation ist vor allem eines wichtig: Transparenz. Von FH zu FH gibt es andere Regelungen, „da blickt niemand durch, und das wollen wir ändern“. Den rechtlichen Rahmen dazu bietet das Fachhochschulstudiengesetz, das in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres dem der Uni angeglichen werden soll. Dieses Gesetz soll an das „Universitätsgesetz von 2002“, das für Universitätsstudenten gilt, angeglichen werden.

Der eiserne Griff der Fraktionen

Es besteht auch ein längerfristiger Plan, den die FH-Vertretung in der ÖH durchsetzen möchte. Es geht darum, ein bildungspolitisches Gesamtkonzept zu schaffen, in dem jede der drei Institutionen, also FH, Universität und Pädagogische Hochschule, „einen Platz hat“.

Die FH-Fraktion Fest möchte in der ÖH Politik als parteiunabhängiges Organ mitbestimmen. Trotzdem werden die einzelnen Vertreter bereits jetzt von den verschiedenen Fraktionen der Universitäten abgeworben. Mit insgesamt 13 Mandaten ist die Fest nach der Aktionsgemeinschaft, die 22 Mandate hat, die zweitgrößte Fraktion in der Bundesvertretung. Trotzdem ist eine klare, gemeinsame politische Linie das größte Problem der Mandatare. Die Tatsache, dass die FH jetzt auch in der ÖH mitbestimmen kann, sieht Hense als Vorteil: „Die Strukturen der ÖH helfen uns, die einzelnen FH-Vertretungen zu bündeln.“ Die FH-Vertretung steht noch am Anfang. Nur eines ist für Wallerberger sicher: „Erst in zwei Jahren wird sich zeigen, ob wir gute Arbeit geleistet haben oder nicht.“ [Fabry]

AUF EINEN BLICK

Im Juni 2009 haben die Fachhochschulstudenten erstmals ihre Vertreter für die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) gewählt. Obwohl sich die Fachhochschulvertreter (Fest) offiziell keiner politischen Gruppierung zugehörig fühlen, stellen sie mit 13 Sitzen in der Bundesvertretung nach der Aktionsgemeinschaft (22 Mandate) die zweitgrößte Fraktion.

Probleme gibt es laut ihren Mitgliedern vor allem beim Zeitmanagement. Wegen der Anwesenheitspflicht im Studium sei es für FH-Studenten mit ÖH-Funktion sehr schwierig bis nahezu unmöglich, gleichzeitig Studienberatung oder Ähnliches durchzuführen. Ziel für die nächsten Jahre ist es, dafür Ausnahmen zu schaffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2009)

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