Jeder Zehnte machte im Vorsemester keine Prüfung

Jeder zehnte machte Vorsemester
Jeder zehnte machte Vorsemester(c) APA (Roland Schlager)
  • Drucken

Studierende legen vor allem aus beruflichen Gründen keine Prüfungen ab. Nur rund die Hälfte hält einen Abschluss in Mindestzeit für möglich. Am ehesten glauben die Studenten der zugangsbeschränkten Unis daran.

Fast jeder zehnte Student hat im Wintersemester 2010/11 nach eigenen Angaben keine Prüfung abgelegt bzw. kein Zeugnis erworben. Das zeigt ein am Freitag präsentierter Zusatzbericht der im Sommersemester 2011 durchgeführten Studierendensozialerhebung. Als Ursache dafür werden berufliche Gründe genannt (40 Prozent), gefolgt von der Arbeit an der Abschlussarbeit (34 Prozent), privaten Gründen (20 Prozent), Auslandsaufenthalten (13 Prozent) und Trägheit (zwölf Prozent).

Bei den Zahlen müsse man mitbedenken, dass darin nur jene Studenten erfasst wurden, die nach ihrem Semester ohne Leistungsnachweis auch tatsächlich weiter inskribiert waren und ihr Studium nicht abgebrochen haben, so Studienautor Martin Unger (Institut für Höhere Studien) bei einer Pressekonferenz. Dass Studenten keine Prüfungen machen bzw. Zeugnisse erwerben, heißt aber noch nicht, dass sie überhaupt nicht studieren.

Nur vier Prozent sind absolut untätig

Rund die Hälfte der Studenten ohne Leistungsnachweis ist trotzdem studienbezogenen Tätigkeiten nachgegangen - sie haben etwa an ihrer Abschussarbeit gearbeitet, ein Auslandssemester oder Pflichtpraktikum absolviert, für eine große Prüfung gelernt oder die geforderte Prüfung nicht bestanden. Nur vier Prozent waren studientechnisch gesehen absolut untätig.

An wissenschaftlichen Universitäten ist der Anteil der Studenten, die im vorangegangenen Semester keinerlei Zeugnisse erworben haben, mit zehn Prozent am höchsten, an den Kunstunis betraf dies sieben Prozent, an Fachhochschulen (FH) drei und an Pädagogischen Hochschulen (PH) zwei Prozent der Studierenden. Am häufigsten ohne jeglichen Leistungsnachweis blieben an den Unis Studenten in individuellen (16 Prozent), theologischen und medizinischen Studien (14 Prozent).

Abschluss in Mindestzeit unwahrscheinlich

Weiteres Ergebnis der Studie: Insgesamt 47 Prozent der Uni-Studenten sind der Ansicht, dass die universitären Rahmenbedingungen keinen Abschluss in Mindeststudienzeit zulassen. An der Wirtschaftsuniversität (WU) beträgt dieser Prozentsatz sogar 70 Prozent, an der Uni Wien 54 und an der Technischen Universität Wien 51 Prozent.

Am ehesten an die Chance eines schnellen Studiums glauben die Studenten an zugangsbeschränkten Unis wie den Medizin-Unis (Innsbruck: elf Prozent, Wien: 19 Prozent, Graz: 21 Prozent), der Veterinärmedizinischen Universität (23 Prozent) und diversen Kunstunis (Linz: 19 Prozent, Mozarteum: 23 Prozent).

FH-Studenten sind am zufriedensten

Am zufriedensten sind die Studenten übrigens mit dem Umgang der Studenten untereinander (74 Prozent), gefolgt von der inhaltlichen Ausrichtung des Studiums (70 Prozent) und der Bibliotheksausstattung (65 Prozent). Am unzufriedensten zeigten sie sich mit der Förderung von interdisziplinärem Wissen (40 Prozent) sowie dem Praxisbezug des Studiums, der Verfügbarkeit von Lernplätzen für Gruppenarbeit und der Vermittlung von sozialen Kompetenzen (je 42 Prozent).

Generell sind FH-Studenten deutlich zufriedener mit der Studiensituation als ihre Kollegen an Unis und FH - an den Unis wiederum sind die Studierenden an kleinen Unis zufriedener als ihre Kollegen an großen Wiener Unis.

Verbesserungsbedarf bei Geschwindigkeit

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) sieht bei der Studiergeschwindigkeit einen "gewissen Verbesserungsbedarf". Er sei zwar der Meinung, "dass man nicht durch die Universität durchrasen muss mit Scheuklappen - man kann schon auch nach links und rechts schauen". Wenn Studenten aber wegen fehlender Plätze in Lehrveranstaltungen Zeitverluste erlitten, müsse man dies beheben. Er setzt in diesem Zusammenhang auf die Studienplatzfinanzierung.

Für die Erhebung wurden im Sommersemester 2011 rund 44.000 Studenten befragt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.