Medizinstudium: 220 Fragen und (k)ein Studienplatz

Medizinstudium
Medizinstudium(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Rund 8000 Kandidaten kämpfen um 1500 Studienplätze. Der Test ist erstmals an allen drei Medizin-Unis einheitlich. Spannend wird, wie Frauen diesmal abschneiden.

Wien. Der Sicherheitscheck ist das Nadelöhr, das die schier endlosen Schlangen in der Wiener Messe im zweiten Bezirk zur Folge hat. Jeder einzelne der 4500 Bewerber muss erst einmal durch den Metalldetektor, bevor er jenen Test schreiben kann, der über seine berufliche Zukunft entscheidet: den Aufnahmetest für das Medizinstudium. Eine Laufbahn, für die sich von Jahr zu Jahr mehr Menschen interessieren.

Waren es im Vorjahr noch rund 8170 Bewerber, so kämpften an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz gestern, Freitag, rund 8360 Kandidaten um nur 1500 Studienplätze. Das sind knapp 80 Prozent derer, die sich ursprünglich angemeldet hatten. Und auch so hat nicht einmal jeder fünfte Bewerber die Chance auf einen Studienplatz.

Dementsprechend groß ist die Anspannung in der Messehalle, wo jene Kandidaten, die es bereits durch die Sicherheitsschleuse geschafft haben, auf die ersten Testbögen warten. Die meisten ausgerüstet mit Bananen, Studentenfutter und reichlich Traubenzucker – immerhin gilt es, rund sieben Stunden durchzuhalten. An die 220 Fragen sind es, die die Bewerber beantworten müssen und anhand derer deutlich werden soll, ob jemand ein guter Medizinstudent wird – und später ein guter Arzt.

Punkte für soziales Engagement?

Die Kriterien dafür sind heuer erstmals an allen drei öffentlichen Medizin-Universitäten dieselben. Abgefragt wird schulisches Vorwissen in Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, außerdem kognitive Fähigkeiten wie etwa Konzentration sowie Textverständnis. Soziale Kompetenz – die bisher nur in Graz ein Teil des Tests war – soll ab kommendem Jahr getestet werden. Und geht es nach Karin Gutierrez-Lobos, Vizerektorin für Lehre an der Med-Uni Wien, könnte auch soziales Engagement künftig eines der Kriterien sein, nach dem die Studienplätze vergeben werden.

Ohnehin soll der neue Aufnahmetest laufend evaluiert und adaptiert werden. Spannend könnte das vor allem im Bezug auf die Frauen werden, die beim EMS-Test, der in Innsbruck und Wien bisher verwendet wurde, stets schlechter abschnitten als ihre männlichen Konkurrenten – Grund genug für die Medizin-Uni Wien, eine genderspezifische Auswertung einzuführen, die bei Kritikern für einige Empörung sorgte. Beim diesjährigen Test wird es eine solche jedenfalls nicht geben, sagt die Vizerektorin.

Doch egal ob Mann oder Frau – für viele der Bewerber geht es an diesem Tag in der Messe um alles. Plan B gibt es zwar oft – dieser beinhaltet in den meisten Fällen allerdings immer noch eines: das Medizinstudium. Sei es im Ausland – in Ungarn etwa, in Rumänien, auch in Deutschland, wo gescheiterte österreichische Medizinbewerber mit einem guten Maturazeugnis paradoxerweise unterkommen könnten – oder schlicht mittels einer neuerlichen Bewerbung an einer österreichischen Medizin-Uni. Ob es bereits für diesen Herbst klappt, wird Anfang August klar sein.

Ansonsten könnte es ab kommendem Jahr womöglich ohnehin leichter sein – dann nämlich, wenn mit der Med-Fakultät in Linz neue Plätze zur Verfügung stehen.

Auf einen Blick

8360 Bewerber haben sich dem neuen Aufnahmetest an den Med-Unis Wien, Graz und Innsbruck gestellt. In Wien absolvierten 4515 Teilnehmer den Test für 740Studienplätze, in Innsbruck waren es 2109 für 400 Plätze, in Graz 1736 für 360 Plätze.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2013)

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