Expertin nimmt Hochschulen in die Pflicht

Zu viele Studenten in gewissen Fachrichtungen, meint Gudrun Biffl.

WIEN (pri). Die Rechnung sei recht einfach, sagt die Arbeitsmarktexpertin des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo), Gudrun Biffl, zur „Presse“: Zu viele Studenten in gewissen Fachrichtungen, speziell in den Geisteswissenschaften, und zu wenig Nachfrage am Arbeitsmarkt. Ergibt unterm Strich eine hohe Zahl an Akademikern ohne (adäquaten) Job. Die Gründe dafür ortet Biffl, seit kurzem Uni-Rätin in Linz, im Universitätsmanagement, besonders an der Schnittstelle zum Eintritt in den Arbeitsmarkt. Hier bestehe akuter Handlungsbedarf. Zumal es sehr wohl die Aufgabe der Unis sei, sich zu überlegen, wo die Absolventen unterkommen. „Sie müssen den Arbeitsmarkt kennen – und entsprechend bearbeiten.“

Biffls Lösungsansatz: Verstärkte Kooperation mit anderen Einrichtungen, etwa Kammern, Ländern, Betrieben. Auf diese Weise könnten die Unis den Jobmarkt „mit organisieren“, und zwar grenzüberschreitend: „Die Unis dürfen nicht nur für den heimischen Arbeitsmarkt produzieren, sondern müssen auch den europäischen, ja sogar den internationalen bedienen.“

Ein gutes Beispiel dafür sei die Veterinärmedizinische Uni Wien, so Biffl. Dort werde den Studenten von Beginn an verdeutlicht, dass sie zwar eine gute Ausbildung erhalten, aber mobil sein – sprich: ins Ausland gehen – müssen.

Biffls Pendant vom Institut für Höhere Studien (IHS), Helmut Hofer, würde die Zahlen hingegen „nicht gleich überbewerten“. Denn im Vergleich zu anderen Gruppen sei das Risiko von Akademikern, arbeitslos zu werden, „immer noch relativ gering“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2008)

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