Unis achten wenig auf soziale Durchmischung

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Die Förderung von Frauen hat für Hochschulen Priorität.

Alpbach. Während sich die heute, Mittwoch, beginnenden Alpbacher Hochschulgespräche vor allem der sozialen Ungleichheit an Hochschulen widmen, dürfte das an den Universitäten selbst kaum Thema sein. In den Leistungsvereinbarungen gibt zwar jede Universität eine Erhöhung des Frauenanteils oder der Geschlechtergerechtigkeit als Ziel aus – einer Erhöhung der sozialen Durchlässigkeit verschreibt sich kaum eine Einrichtung.

Dabei zeigt die jüngste Studierendensozialerhebung, die vor knapp drei Jahren präsentiert wurde, dass es an Hochschulen immer weniger Studenten aus niedrigen sozialen Schichten gibt. Der Anteil aus niedrigen Schichten an Unis und Fachhochschulen (FH) sank demnach von 1998 bis 2011 von 26 auf 18Prozent.

In den gesellschaftlichen Zielsetzungen der Leistungsvereinbarungen (diese finden sich dort neben strategischen Zielen und Maßnahmen in Lehre, Forschung und Weiterbildung) hat das aber keinen Niederschlag gefunden. Priorität haben dort nämlich vor allem die Vorhaben im Bereich „Gender Mainstreaming“, „Gender Budgeting“ und „Frauenförderung“. Maßnahmen zur Erhöhung der sozialen Durchlässigkeit finden sich in den gesellschaftlichen Zielsetzungen von nur vier der 21 Unis.

Günstige Wohnungen als Ziel

Die Uni Wien gab etwa als Ziel die Steigerung der Zahl der Studierenden mit Migrationshintergrund aus. Die Uni Salzburg versucht im Rahmen eines Forschungsprojekts Kinder aus bildungsfernen Familien zu ermutigen, ihr Bildungspotenzial besser auszuschöpfen. An der Uni Klagenfurt will man die soziale Durchlässigkeit durch die „Weiterführung des Sozialfonds für sozial besonders bedürftige Studierende aus dem In- und Ausland“ sowie die „Identifikation von Prüfungsaktivitäts- und Abschlusshemmern“ fördern. Die Veterinärmedizinische Universität wiederum will die soziale Durchlässigkeit durch den Einsatz von Tutoren, ein Computerzentrum oder günstige Wohnmöglichkeiten im lokalen Umfeld verbessern.

In Alpbach sollen nun Vorzeigeprojekte aus anderen Ländern präsentiert werden. So wird sich die Initiative Arbeiterkind.de vorstellen, die rund 6000 ehrenamtliche Mitarbeiter hat. Diese ermutigt Schüler aus Familien, in denen noch niemand studiert hat, zum Schritt an eine Hochschule und unterstützt sie bis zum Studienabschluss. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2015)

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