WU-Chef Badelt: „Zauberkünstler der Uni-Politik“

13 Jahre lang stand Christoph Badelt an der Spitze der Wirtschaftsuni.
13 Jahre lang stand Christoph Badelt an der Spitze der Wirtschaftsuni.(c) Stanislav Jenis
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Nach 13 Jahren scheidet der Rektor der Wirtschaftsuni aus dem Amt. Man wird wohl trotzdem noch öfter von ihm hören.

Wien. Es war ein recht ungewöhnlicher Vergleich – aber irgendwie ein charmanter: der zwischen dem gerade abgetretenen WU-Chef Christoph Badelt und dem fiktiven Zauberschüler Harry Potter, der beim Ballspiel Quidditch ein scharfes Auge für die Gelegenheit, mutige Entscheidungen und Manövrierfähigkeit beweist. „Wer darin nicht Christoph Badelt wiedererkennt, muss mit verbundenen Augen durch die Uni-Landschaft gelaufen sein“, sagte der Ex-Stanfordprofessor Hans N. Weiler gestern bei Badelts offizieller Verabschiedung vor Prominenz aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik (u.a. Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel, Nationalbankchef Claus Raidl, Rektorenkollegen). Mehr noch: Badelt sei „ein wahrer Zauberkünstler auf der hochschulpolitischen Bühne“.

Tatsächlich hat der 64-Jährige in den 13 Jahren an der Spitze der WU, davon fünf Jahre als Rektorenchef, den Hochschulsektor mitgeprägt. Und nicht nur, dass er pointiert, laut – und oft genug zutreffend – seine Kritik an der Politik geäußert hat. „Ich pack's einfach nicht“, sagte er einst über die Abschaffung der Studiengebühren. „Mir reicht es jetzt, ich stelle mich auf die Hinterfüße“, als er die Republik klagte. „Das wäre aufgelegt gewesen“, über einen Abtausch von Gesamtschule gegen Zugangsbeschränkungen.

Der Volkswirt hat auch für seine Uni einiges erreicht: Mit seiner Klage gegen die Republik holte er immerhin sechs Millionen Euro extra für seine Uni. Der neue, 500 Millionen Euro teure Campus, den er der Regierung in Zeiten knapper Budgets abrang, wird noch länger an sein Rektorat erinnern – auch, wenn nur aus Glück nichts Schlimmeres etwas passierte, als zwei Mal Betonplatten von der Fassade krachten. Die WU hat international einen guten Ruf, wie Rankings für Managementprogramme zuletzt zeigten.

Badelt, den der Potter-Vergleich sichtlich rührte, scheidet nicht ganz ohne Wehmut aus dem Amt: Jetzt, da es so weit sei, habe er durchaus gemischte Gefühle, sagte er zuletzt zur „Presse“. Auch, wenn die „Ära Badelt“ – wie Unirats-Chefin Brigitte Jilka es nannte – nun vorüber ist: Man kann erwarten, dass der Ex-Rektor sich nicht ganz ruhig verhält – ob nun er oder wie zuletzt kolportiert der junge Uni-Professor Gottfried Haber neuer IHS-Chef wird.

Ehrenzeichen für Schütz

An der WU übernimmt mit Genderforscherin Edeltraud Hanappi-Egger erstmals eine Frau das Ruder. Auch an anderen Unis gibt es mit 1. Oktober Wechsel: Der langjährige Rektor Wolfgang Schütz übergibt die Wiener Medizin-Uni an den bisherigen Vizerektor Markus Müller. Gestern Abend wurde Schütz für seine Verdienste von Minister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) das große goldene Ehrenzeichen der Republik verliehen. An der Uni Linz übernimmt Jus-Dekan Meinhard Lukas von Richard Hagelauer. Ulrike Sych folgt an der Musik-Uni Wien auf Werner Hasitschka. Acht der 22 Unis werden nun von Frauen geführt.  

(beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2015)

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