Musik-Uni Wien: Keine Massen, aber viele Kulturen

Rektorin Ulrike Sych ist stolz auf den ersten Platz ihrer Uni für Musik und darstellende Kunst.
Rektorin Ulrike Sych ist stolz auf den ersten Platz ihrer Uni für Musik und darstellende Kunst.(c) Valerie Voithofer
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In einem internationalen Ranking ist die Uni auf Platz eins. Und auch bei anderen Punkten sticht sie hervor.

Wien. Es ist nicht alltäglich, dass es eine heimische Universität in einer internationalen Rangliste an die Spitze schafft – im Gegenteil. Der Musik-Uni Wien ist das als erste gelungen: Im aktuellen QS-Fächerranking ist die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wie sie eigentlich heißt, in ihrem Fachbereich auf Platz eins gelistet.

An der Uni selbst herrscht deswegen nicht wirklich Wirbel – jedenfalls nicht unter den Studierenden: Es sind noch Uni-Ferien. Vereinzelt spazieren Studenten durch den Campus neben der S-Bahn-Trasse im dritten Bezirk, in dessen hinterem Hof gerade das Future Art Lab gebaut wird, leise Klavierklänge sind zu hören. Rektorin Ulrike Sych ist freilich stolz: „Das bedeutet sehr, sehr viel“, sagt sie.

Von Dirigieren bis Regie

Die Sopranistin, die nach einigen Turbulenzen seit 2015 (und bis mindestens 2023) an der Spitze der Uni steht, sieht es auch als Bestätigung: „Das ist ein schöner Beweis dafür, dass die Richtung, in die ich die Uni geführt habe, in die wir gemeinsam gegangen sind, richtig war.“ Sie spricht über Partizipation, über Qualität, über den wissenschaftlichen Anspruch der Uni und über die Bemühung, den Studierenden neben musikalischen und wissenschaftlichen Höchstleistungen auch Haltung mitzugeben.

Die Hochschule, vor 202 Jahren als Singschule gegründet, ist um einiges vielfältiger als die landläufige Bezeichnung Musik-Uni suggeriert: Geboten werden an elf Standorten vom ersten bis zum 14. Bezirk 115 Studienrichtungen, von Dirigieren, verschiedensten Instrumenten und Gesang über Musiktherapie bis zu Regie, Schnitt und Schauspiel – die Filmakademie gehört wie das Max-Reinhardt-Seminar zur Universität.

Als eine der weltgrößten Musikuniversitäten kann die Uni auch eine Bandbreite an Stars als Absolventen vorweisen: Die Dirigenten Herbert von Karajan und Kirill Petrenko haben hier studiert, die Schauspieler Cornelius Obonya und Birgit Minichmayr, die Filmemacher Ulrich Seidl und Barbara Albert und auch Musiker von Wanda oder Elektro Guzzi waren hier.

Was sie alle nicht erlebt haben: Massenvorlesungen. Durchschnittlich kommt eine Lehrperson auf nicht einmal fünf Studenten. Während andere Unis erst nach und nach den Zugang limitieren dürfen, ist eine Eignungsprüfung an Kunst-Unis seit jeher Usus. „Wir haben sehr strenge Zulassungsprüfungen“, sagt Sych. Die Konkurrenz ist zum Teil groß: 686 wollten zuletzt ins Reinhardt-Seminar, 17 wurden aufgenommen. Bei Regie und Gesang stehen die Chancen 1:13.

Womit die Uni auch hervorsticht: Das Interesse aus dem Ausland ist groß. Knapp 50 Prozent der 3200 Studierenden sind international. Im Schnitt sind es an den heimischen Hochschulen 27 Prozent. Für Sych sind die 70 Nationen, die an der Uni vertreten sind, auch ein Beweis dafür, dass das Zusammenleben und -arbeiten verschiedenster Kulturen funktionieren kann.

Die meisten der ausländischen Studenten sind Deutsche (310) – viele sind etwa am Reinhardt-Seminar –, erst dann folgen asiatische Länder wie Japan (103) und China (84). Am internationalsten ist Dirigieren: Neun von zehn Studenten sind Ausländer. Die meisten Österreicher finden sich in der Musikpädagogik und der Blasmusik.

Status quo genügt nicht

Für die Zukunft hat Sych freilich einen Wunsch finanzieller Natur. Die neue Studienplatzfinanzierung passe nicht zu den Anforderungen der Musikfächer, in denen ja Einzelunterricht gefordert ist. „Wir haben im Vergleich zu anderen wenig bekommen“, sagt sie. Und bringt auch ihren Spitzenplatz ins Spiel: „Bei einer Nummer eins, einer weltbesten Universität genügt es nicht, den Status quo zu erhalten.“

AUF EINEN BLICK

Im Fächerranking des Bildungsunternehmens Quacquarelli Symonds ist die Musik-Uni Wien ex aequo mit der Juilliard School in New York auf Platz eins. Dafür wurden 83.000 Akademiker und 42.000 Arbeitgeber zu Reputation bzw. Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen der Fächer befragt und zusätzlich 150 Mio. Zitierungen aus 22 Mio. wissenschaftlichen Arbeiten ausgewertet. 1200 Unis aus 78 Ländern wurden bewertet.

Aus Österreich haben es fünf weitere Unis unter die besten 50 in einem oder in mehreren Bereichen geschafft: die Uni Wien in Klassischer Philologie und Alter Geschichte (16), Kommunikationswissenschaft (35) und Archäologie (37). Die Vet-Med in Tiermedizin (31), das Mozarteum in darstellender Kunst (32), die Uni für Bodenkultur für Agrar- und Forstwissenschaft (33) und die WU in Business und Management (38).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2019)

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