Gras: „Derzeit gibt es in Mensen immer nur Fleisch“

Adrijana Novakovic (links) kandidiert gemeinsam mit Dietlinde Oberklammer (rechts)
Adrijana Novakovic (links) kandidiert gemeinsam mit Dietlinde Oberklammer (rechts)APA
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Spitzenkandidatin Adrijana Novakovic über Klimakrise, freie Entfaltung für Studenten und Analsexworkshops.

Die Presse: Bei der vorigen ÖH-Wahl hat die Gras viele Stimmen verloren. Kommt Ihr Programm nicht mehr so gut an?

Adrijana Novakovic: Das würde ich nicht so sagen. Wir gehen jetzt mit viel Motivation in die Wahl hinein – und sind auch zuversichtlich, dass wir Mandate ausbauen.

Eine zentrale Frage ist die, wofür die ÖH gut ist. Muss eine Studierendenvertretung wirklich gesellschaftspolitisch agieren?

Wir finden, dass es wichtig ist, dass die ÖH das allgemeinpolitische Mandat hat. Leben, Studieren und Arbeiten sind keine abgetrennten Bereiche. Die Studierenden sind Teil dieser Gesellschaft. Ihre Probleme sind auch gesamtgesellschaftliche Probleme.

Bei manchen Projekten stellt man sich die Frage, was die Studenten davon haben. Demos für Kolumbien, Analsexworkshops: Muss man genauer hinschauen?

Der größte Teil der Finanzierung geht ja in den Service: Wir haben ein sehr großes Beratungsangebot, eine Versicherung, unzählige Sozialtöpfe. Das andere sind vielleicht kleine Bereiche, die die ÖH auch macht.

Kann es so etwas wie den Analsexworkshop auch in Zukunft wieder geben?

Natürlich. Das war ja ein Aufklärungsworkshop. Wir müssen das auch enttabuisieren.

Die Regierung will bessere Betreuung durch mehr Geld und Zugangsbeschränkungen. Ist das so eine schlechte Idee?

Das ist nicht gut gedacht. Wir wollen, dass die Studienplätze ausgebaut werden. Und statt der Eingangsphase fordern wir ein studium generale, in dem man sich frei entfalten kann und auch andere Studien kennenlernt. Mit den Beschränkungen müssen sich Studenten stur auf eines konzentrieren.

Die Gras will für jeden Studierenden ein Grundstipendium von 850 Euro. Mit welchem Geld?

Einerseits fallen alle anderen Beihilfen weg. Andererseits können die Studierenden sich aufs Studium konzentrieren. Da die Eltern nicht mehr für sie aufkommen müssen, haben diese auch mehr Geld, das durch verstärkten Konsum wieder dem Staat zugutekommt. So finanziert sich das von selbst.

Sie fordern, dass die Hochschulen grüner werden: weniger Plastik, weniger Papier. Soll es dafür auch Regeln geben?

Wir wollen, dass alle Hochschulen CO2-neutral werden. Zwingen kann man sie nicht. Aber die Studierenden wollen das, die sind wegen der Klimakrise auf der Straße.

Was soll sich in den Mensen ändern?

Derzeit gibt es immer nur Fleisch. Es wäre machbar, immer eine vegetarische Option, eine vegane und eine mit Fleisch zu haben.

Was wäre eigentlich schlecht daran, wenn Studenten nach einem Jahr entscheiden dürften, ob sie ÖH-Mitglied sein wollen – statt der Pflichtmitgliedschaft?

Dann sehe ich das Problem, dass die ÖH sich nicht finanzieren kann.

Die Studenten, die von der ÖH überzeugt sind, zahlen ja trotzdem ein.

Weniger Geld bedeutet aber weniger Beratung. Wir können sie dann wahrscheinlich auch nicht für die gewährleisten, die zahlen.

ZUR PERSON

Adrijana Novakovic (23) studiert in Wien Geschichte und Kunstgeschichte. Sie ist Teil des Spitzenduos der Grünen und Alternativen StudentInnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2019)

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