Uni-Rektoren fürchten Schwindel mit Titeln

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Die "Lehrgänge universitären Charakters" privater Anbieter sollen verboten werden, fordert die Uniko. Das Ministerium sei säumig.

Wien (chs). Es gehe um einen „Wildwuchs an unübersichtlichen Angeboten“, um den Markenschutz der Unis und um möglichen Titelkauf. Die Universitätenkonferenz macht (wieder einmal) gegen die Anbieter sogenannter „Lehrgänge universitären Charakters“ mobil: Diese sollen so rasch als möglich auslaufen, so die Forderung von Rudolf Mosler, Vizerektor an der Uni Salzburg und Mitglied im Forum Lehre der Uniko im „Presse“-Gespräch.

Die Vorgeschichte ist lang: Seit 20 Jahren haben außeruniversitäre Anbieter die Möglichkeit, derartige Lehrgänge zu betreiben – nötig ist lediglich ein Antrag samt Fachgutachten, den das Wissenschaftsministerium genehmigen muss. Genutzt wird diese Möglichkeit österreichweit von rund 75 teils unterschiedlichsten Erhaltern, die Lehrgänge für insgesamt 4000 Studierende anbieten. Darunter nicht nur Großbetreiber wie das Wifi mit 350 Studienplätzen, die „Body & Health Academy“ (rund 380 Plätze) und das „Joseph Schumpeter Institut“ in Wels mit rund 360 Plätzen. Andere Erhalter haben – das besagen Zahlen der Statistik Austria – weniger als zehn Studenten.

Die Kritikpunkte der Uniko sind zahlreich: „Die Lehrgänge sind ein Anachronismus“, so Generalsekretär Heribert Wulz im „Presse“-Gespräch. Entstanden seien die Lehrgänge als ergänzendes Bildungsangebot zu einer Zeit, als die Gründung einer Privatuni in Österreich nicht möglich war. Spätestens seit der ersten Akkreditierung von Privatunis vor zehn Jahren seien die Lehrgänge „überflüssig“ geworden.

Tatsächlich wurden die Lehrgänge im Uni-Gesetz 2002 der Rechtsgrundlage beraubt: Sie sind darin nicht vorgesehen. Das Ministerium behalf sich aber mit einer Sonderbestimmung, derzufolge bis 2004 beantragte Lehrgänge per Verordnung genehmigt werden konnten. Die Verordnungen hätten im Jahr 2010 auslaufen sollen. In der UG-Novelle 2009 hat das Ministerium nun jedoch eine Verlängerung bis 2012 verankert. Auch seien Blanko-Anträge ohne Qualitätsnachweis genehmigt worden – ebenso wie ein verspäteter Antrag der umstrittenen „Imadec University“, nachdem diese 2006 die Akkreditierung als Privatuni verloren hatte.

Schaden für den Uni-Standort?

Die Uniko, die sich mehrfach mit kritischen Stellungnahmen an das Wissenschaftsministerium wandte, befürchtet eine weitere Verlängerung der Lehrgänge über das Jahr 2012 hinaus. Vor allem die mangelnde Qualität wird von den Rektoren kritisiert: „Hier werden akademische Grade verliehen, die dem Standort Österreich schaden“, sagt Mosler. Die Lehrgänge schließen mit einem sogenannten akademischen Expertentitel – wie etwa jenem des „Akademischen Finanzberaters“ – oder gar einem Mastertitel, der (wie jener der Unis) als „echter“ akademischer Grad anerkannt ist. Ein Vorrecht, das sich die Hochschulen – die selbst kostenpflichtige Weiterbildungslehrgänge anbieten – sichern wollen. Zudem fürchten die Unis, die „Billig-Master“ künftig zur gerade erst aufgewerteten Doktoratsausbildung zulassen zu müssen.

„Viele der Anbieter haben keine Infrastruktur und wollen nur ein gutes Geschäft“ machen, sagt Mosler, der eine „Täuschung“ der Konsumenten fürchtet. „Die Lehrgänge kosten bis zu 30.000 Euro, da haben die Menschen ein Anrecht auf Qualität.“ Nicht zuletzt gehe es auch „um die Frage des Titelkaufs“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2010)

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