Medizin-Aufnahmetest: Teure Vorbereitung für den „Seelenfrieden“

Aufnahmetest zum Medizinstudium am Freitag in Wien.
Aufnahmetest zum Medizinstudium am Freitag in Wien.APA/HERBERT NEUBAUER
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Noch nie hat es so viele Bewerber für Medizin gegeben wie heuer. 12.845 sind am Freitag zum Aufnahmetest an einem der vier Standorte erschienen. Nur etwa jeder Achte wird einen Platz ergattern.

Wien. Ein Flyer nach dem anderen wird den Kandidaten auf ihrem Weg zum Medizinaufnahmetest entgegengestreckt. Da wirbt etwa ein Studentenheim um Bewohner und verspricht: „Storniere bei Nichtbestehen deiner Aufnahmeprüfung kostenlos“. Auf einem anderen Flugblatt wird den Prüflingen „viel Erfolg“ gewünscht und sofort angefügt: „Sollte es nicht klappen, wenden Sie sich gern an MediStart, um über Ihre Möglichkeiten zum Medizinstudium im Ausland (. . .) zu sprechen.“ In Visitenkartenform bekommt man umgehend ein konkretes Auslandsangebot in die Hand gedrückt: „Studiere Medizin auf Englisch, nur zwei Flugstunden von Wien entfernt!“ wirbt Medical Education Bulgaria.

Diese Werbungen sind für die Kandidaten nicht gerade aufbauend. Sie offenbaren aber die Tatsachen. Die meisten Bewerber, die sich am Freitag in der Wiener Messehalle eingefunden haben, werden im Herbst nicht Medizin studieren können. Sie müssen einen Plan B suchen. Das trifft auch auf die Bewerber in Graz, Innsbruck und Linz zu, wo der Test gleichzeitig stattgefunden hat.

Das Medizinstudium ist heuer beliebt wie nie. „Die österreichweiten Anmeldezahlen haben ein All-time-High erreicht“, sagt Anita Rieder, die Vizerektorin der Medizinuniversität Wien. Exakt 16.443 Interessenten haben sich für den Test angemeldet. Die Anmeldungen mussten bis Ende März erfolgen. Seither durften sich viele Interessenten umentschieden haben. Denn nur 78,8 Prozent der Angemeldeten, 12.960 Bewerber, sind am Freitag zum Test an einem der vier Standorte erschienen. Sie ritterten um nur 1680 Plätze. Es wird nur circa jeder Achte einen Studienplatz ergattern. Der Rest wird leer ausgehen.

Anne ist es schon drei Mal so ergangen. Sie hat am Freitag das vierte Mal in der Messehalle Platz genommen. Deshalb will sie ihren echten Namen auch nicht in der Zeitung lesen. „Man weiß ja nicht, wie das heute für mich ausgeht“, sagt die 25-jährige Wienerin. Dabei ist sie diesmal durchaus zuversichtlich. So gut vorbereitet fühlte sie sich noch nie. 1000 Euro hat sie in Bücher, Lernunterlagen und einen Vorbereitungskurs gesteckt. „Darauf habe ich hingespart“, erzählt Anne. Neben dem Lehramtsstudium, das sie statt Medizin bisher belegt hat, hat sie als Sprechstundenhilfe bei einem Arzt gejobbt.

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