Durch die Aussetzung der Wehrpflicht und doppelte Abiturjahrgänge gibt es 2011 in Deutschland mehr potenzielle Studienanfänger als sonst. Über das Ausmaß wird heftig gestritten.
Doppelte Abiturjahrgänge in den bevölkerungsstarken Bundesländern Bayern und Niedersachsen sowie das Aussetzen der Wehrpflicht in ganz Deutschland im Jahr 2011 - das auch zahlreiche potenzielle Studenten in Österreich. Über das Ausmaß wird aber heftig gestritten.
Während Rektoren und Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) vor einem massiven Ansturm auf die Unis warnen, kritisiert die HochschülerInnenschaft (ÖH) die "Schauermärchen über die 'Deutschenflut'". Tatsächlich dürfte die Zahl der zusätzlichen Studenten kaum prognostizierbar sein.
Wehrpflicht, doppeltes Abitur
Schon die deutschen Vorhersagen sind vage: So rechnet die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern mit 34.600 bis 59.000 zusätzlichen Studienanfängern durch das Aussetzen der Wehrpflicht. Wie viele es tatsächlich werden, sei von der usgestaltung des künftigen freiwilligen Wehrdienstes bzw. Zivildienstes abhängig. Das Verteidigungsministerium hofft auf 15.000 freiwillige Wehrdienstleistende, das Familienministerium auf 35.000 Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst.
In Bayern machen 2011 der letzte Jahrgang des neunjährigen Gymnasiums und der erste Jahrgang des neueingeführten achtjährigen Gymnasiums kurz hintereinander Abitur. Laut Prognosen des Kultusministeriums werden damit rund 69.200 Abiturienten (rund 35.000 mehr als normalerweise) die Schulen verlassen. Bayern rechnet mit rund 17.000 Studienanfängern mehr als dieses Jahr.
In Niedersachsen erwerben im kommenden Jahr knapp 52.000 Personen die allgemeine Hochschulreife, das sind laut Kultusministerium über 20.000 mehr als heuer. Das nördliche Bundesland liegt allerdings geografisch weiter von Österreich entfernt.
Mehr Studienplätze bis 2015
Bund und Länder in Deutschland sind übereingekommen, bis 2015 zusätzliche Studienplätze zu schaffen. In Bayern sollen zusätzlich über mehrere jahre verteilte 38.000 (je zur Hälfte an Unis und Fachhochschulen) geschaffen werden, die aber natürlich Studienwerbern aus allen deutschen Ländern offenstehen.
Attraktiv ist Österreich für deutsche Studenten vor allem aufgrund der Tatsache, dass in Deutschland der Hochschulzugang in zahlreichen Fächern entweder bundesweit oder lokal durch Numerus Clausus beschränkt ist. In Österreich sind dagegen viele der im Nachbarland limitierten Fächer frei bzw. bieten auch hierzulande beschränkte Studienrichtungen zumindest eine zweite Chance für in Deutschland gescheiterte Bewerber.
(APA)