Café Rosa: "Die Umsetzung war einfach nicht ideal"

Rosa Umsetzung einfach nicht
Rosa Umsetzung einfach nicht(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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ÖH-Chefin Janine Wulz spricht im DiePresse.com-Interview über die Fehler, die beim antikapitalistischen Studentenbeisl Café Rosa gemacht wurden. Im April ist sie als Kassierin zurückgetreten.

DiePresse.com: Die Aktionsgemeinschaft hat wegen des "Café Rosa" ihre Abwahl beantragt. Müssen Sie bald den Hut nehmen?

Janine Wulz: Die AG will politisches Kleingeld machen. Abwahlanträge stehen leider oft auf der Tagesordnung, sie sind - leider - Alltagsgeschäft. Ich gehe nicht davon aus, dass dem Antrag stattgegeben wird.

Bereuen Sie schon, dass das Café Rosa eröffnet wurde?

Das "Café Rosa" war ein Service-Projekt der ÖH Wien. Prinzipiell finde ich das sehr wichtig und richtig, dass es ein solches Projekt gibt, das versucht, studentische Freiräume zu schaffen. Was man natürlich sagen muss, ist, dass nicht alles so geklappt hat, wie es geplant war.

Café Rosa

165.000 Euro wurden Ablöse für das Lokal auf der Währingerstraße bezahlt, dazu kamen 80.000 Euro für einen behindertengerechten Umbau. Bis Juni 2011 wurde 80.000 Euro aus Rücklagen zugeschossen, danach waren es weiter 45.000 Euro. Insgesamt sind bisher mehr als 443.000 Euro in das Cafe Rosa geflossen.

Die aktuelle Chefin der Bundes-ÖH, Janine Wulz (GRAS), war bis vor wenigen Tagen Kassierin des Vereins hinter dem Café Rosa. Zur Zeit der Gründung gehörte sie dem Vorsitzteam der ÖH Uni Wien an. Die AktionsGemeinschaft hat deshalb einen Abwahlantrag gegen sie eingebracht.

Was hat nicht geklappt?

Es hat am Anfang falsche Einschätzungen dazu gegeben, mit möglichst fairen Löhnen und sehr niedrigen Preisen ein Projekt starten zu können, das dann über einen gewissen Zeitraum hin keinen Verlust mehr macht. Und man hat einsehen müssen, dass das leider nicht in dieser Form funktionieren kann. Das ist auch der Grund, warum die ÖH bereits vor Monaten die Reißleine gezogen hat.

Es sind also Fehler passiert?

Sicher.

Würden Sie es noch einmal probieren?

Ich glaube, dass das Projekt von Freiraum mit einer offenen Struktur und Plenum notwendig ist und funktioniert. Man hat versucht, das in eine gewisse Form zu gießen, indem man es mit einer Geschäftsführung auf professionelle Beine stellen wollte. Die Umsetzung war einfach nicht ideal. Man hätte das wahrscheinlich auch in einer anderen Form machen können.

Warum sind die Bücher ein derartiges Geheimnis?

Mittlerweile ist vollständige Transparenz hergestellt. Es hat eine Rechnungsprüfung durch die AktionsGemeinschaft gegeben, wonach klar war, dass die Bücher in Ordnung sind.

Steht noch eine Prüfung durch den Rechnungshof bevor?

Ja. Der Rechnungshof prüft die ÖHs in regelmäßigen Abständen.

Können Sie sicher sein, dass die Bücher in Ordnung sind?

Ja, natürlich. Die Bücher sind ja nicht von Studentinnen und Studenten geführt worden, sondern von einer professionellen Geschäftsführung. Wir hatten nacheinander zwei Geschäftsführerinnen, die angestellt waren.

Warum wurde das Café Rosa nicht genutzt?

Ich glaube, es wurde sehr gut genutzt. Es läuft auch nach wie vor. Ich glaube nicht, dass es als Projekt nicht funktioniert hat.

Also hat "nur" der Umgang mit mit dem Geld nicht funktioniert?

Vielleicht war es das Konzept, mit dem man etwas versucht hat, was einfach nicht funktioniert hat. Wir haben uns mehrere Modelle angeschaut und uns ist es als das Sinnvollste erschienen, das mit einer professionellen Geschäftsführung, niedrigen Preisen und festen Anstellungen zu machen. Man kann jetzt sagen, dieses Konzept hat nicht so geklappt. Aber es wurden schon Konsequenzen gezogen und dieses Konzept verändert. Es ist klar, dass nicht jedes Projekt zu hundert Prozent funktionieren kann.

Nicht zu hundert Prozent - aber die Verluste sind ja enorm.

Es ist die Frage, was man davon als Verluste bezeichnet. Ein großer Teil des Geldes waren Investitionskosten.

Was, glauben Sie, bekommt die ÖH zurück?

Ich persönlich habe davon noch keine Schätzung machen lassen.

Sind Sie nach wie vor Kassierin?

Ich bin nicht mehr im Verein engagiert. Ich habe die Funktion mit 1. April zurückgelegt. Nachdem es jetzt keine Angestellten mehr gibt, habe ich keine Notwendigkeit mehr gesehen, das weiterzumachen.

Um das Café Rosa kreisen viele Adjektive: Antiklerikal, antikapitalistisch, antiheteronormativ und viele mehr. Wie kann ein Café das alles sein?

Bei den Grundsätzen vom Café Rosa ist es niemals darum gegangen zu testen, wer bei der Tür hereinkommt. Es geht um einen Schutzraum vor Diskriminierung. Damit Leute sicher sein können: Das ist ein anti-sexistischer Raum, wenn hier jemand mit sexistischen Sprüchen andere belästigt, wird er des Raumes verwiesen. Die Grundsätze des Café Rosa sind in der Diskussion extrem aufgebauscht und skandalisiert worden.
Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals jemand aus dem Café rausgeworfen wurde. Auch nicht Leute von der AktionsGemeinschaft, die mit Kartellverbandskapperl drin saßen. Solange sie niemanden belästigen, können dort alle Studenten hin, das ist ganz klar.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Vor einigen Wochen sagten sie noch, das Geld sei "sinnvoll investiert" worden. Wie stehen Sie jetzt dazu?

Ich würde das nach wie vor so sagen. Dass im Umfeld Fehler passiert sind, ist klar und auch traurig. Die jetzige ÖH Wien arbeitet seit Monaten daran, das Konzept anders zu gestalten.

Was waren denn nun wirklich die Fehler?

Es haben viele Menschen so eingeschätzt, dass man es mit diesem Konzept schaffen kann, kein Minus zu machen. Es wurde wahrscheinlich auch zu spät reagiert. Es wird nun versucht, das als politischen Skandal aufzubauschen. Das ist gleichzeitig der Versuch, eine erfolgreich arbeitende Koalition zu spalten.

Warum wählten Sie die Vereinsstruktur?

Es ist nie darum gegangen, sich nicht in die Bücher blicken zu lassen. Sondern darum, eine Struktur zu finden, in der alle Ebenen der ÖH repräsentiert sind, so wie die Fakultätsvertretungen und die Frauen-Vollversammlung. Die Idee war, eine Form zu schaffen, in der sich alle Ebenen einbringen können.

War das ein Fehler?

Ich würde das vielleicht nicht mehr in dieser Form machen. Es hat viel Kritik daran gegeben. Aber die Idee, alle einzubinden, ist schon die richtige, denke ich.

Schließen Sie aus, dass sich jemand persönlich bereichert hat?

Das halte ich für einen extrem unangebrachten Vorwurf. Ich finde es okay, wenn die Opposition hier Kritik übt und Transparenz einfordert. Das ist richtig und wichtig. Der Punkt, wo man versucht, nur tief in den Schmutzkübel zu greifen, ist etwas, das mich sehr traurig macht. Weil hier ein Bild von der ÖH gezeichnet wird, das nicht stimmt, nur um Polit-Kindergarten zu spielen. Das ist destruktiv und schädlich für tausende Menschen, die für die Interessen Studierender arbeiten.

Es ist vorgesehen, dass im Juni der Vorsitz zu den Fachschaftslisten wechselt. Wird das so passieren?

Ja, selbstverständlich. Das war von Anfang an so vereinbart.

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