Supervision & Coaching: Zwei Wege, ein Ziel

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Das berufliche Handeln zu reflektieren wird immer wichtiger – vor allem auch in der Burn-out-Prophylaxe. Doch welche Methode wofür? Eine Differenzierung.

Zwillinge, bei der Geburt getrennt? Nicht ganz: Während die Anfänge von Supervision im medizinischen und sozialen Bereich liegen, hat sich Coaching in Europa von Beginn an im Management etabliert. „Es geht bei beidem um die Reflexion beruflichen Handelns und von Organisationszusammenhängen“, nennt Peter Schwarzenbacher, Geschäftsführer der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Coaching ÖVS, Gemeinsamkeiten.

Wissenschaftliches Fundament

Unterschiede bleiben. Während Coaching nach wie vor als Begleitung von Führungskräften verstanden wird, gilt Supervision „als Beratung von Professionals, die ihre Arbeitsaufgaben reflektieren, weiter entwickeln und verbessern. Dies umfasst pädagogische, psychosoziale, juridische Felder ebenso wie Gesundheitseinrichtungen, Verwaltung, Planungs- und Gestaltungseinrichtungen“, erklärt Kornelia Steinhardt, wissenschaftliche Leiterin des Universitätslehrgangs Supervision und Coaching an der Universität Wien. Im Gegensatz zum Coaching, das „oft als modern, ,sexy‘ und hip gesehen – und daher von Interessenten eher angefragt“ werde, habe Supervision ein sperriges Image, allerdings zu Unrecht. „Sie hat eine stärkere inhaltliche, methodische und konzeptive Fundierung, während Coaching als Modebegriff für alles, was beraten werden kann, herangezogen wird und damit einer enormen Verwässerung anheimfällt.“

Im Grunde darf in Österreich jeder als Supervisor und Coach arbeiten. Mit einer Ausnahme: „Supervision und Coaching sind als Tätigkeiten auch dem Gewerbe der Lebens- und Sozialberater, Coaching auch dem Gewerbe der Unternehmensberater zugeordnet, wobei bedauerlicherweise keine Standards für diese Zusatzqualifikation verankert sind“, erläutert Martin Bentele, Organisatorischer Leiter des Masterlehrgangs „Supervision und Coaching“ der FH Vorarlberg. Allerdings darf Supervision auch als freie berufliche Tätigkeit durchgeführt werden. Zu einer akademischen Ausbildung, wie sie etwa die FH in Kooperation mit der Hochschule Ravensburg und Internationale Bodenseehochschule anbietet, rät Bentele trotzdem. „Sie dauern länger und haben den Anspruch, nicht nur eine der methodischen Konzeptionen von Supervision zu vermitteln. Sie stellen auch höhere Anforderungen an die wissenschaftliche Fundierung.“ Und das ist seiner Meinung nach bei der Komplexität der heutigen Arbeitswelt und der Probleme, die Supervision und Coaching bearbeiten sollen, dringend geboten. Wissenschaftlich geforscht wird auch an der Uni Salzburg, die einen Masterstudiengang für Supervision, Mediation und Coaching anbietet – aktuell zum Unterschied zwischen Supervision und Coaching. „Die Ergebnisse zeigen, dass in beiden Settings die Aufmerksamkeit der Klienten auf sich selbst gelenkt wird, die Selbstreflexion im Fokus steht und auch eine emotionale Stabilisierung herbeigeführt wird. Im Coaching werden im größeren Maße Ziele des Klienten geklärt und gesetzt, eigene Ressourcen aktiviert, Handlungskompetenzen und Selbstwirksamkeit gestärkt sowie Ziele reflektiert“, so die Leiterin des Lehrganges, Eva Traut-Mattausch.

Auch die Ausbildung ist eingebettet in ein wissenschaftlich-psychologisches Rahmenmodell, in das sich die einzelnen theoretischen Inhalte einordnen lassen. „So kann ein Coach oder ein Supervisor besser die Situation verstehen, den Beratungsprozess leiten und die ,richtige‘ Intervention setzen, damit sein Klient seinem Ziel näherkommt.“

Burn-out-Prophylaxe

Um diesem Zweck Genüge tun zu können, muss der Supervisor/Coach in spe allerdings auch einiges an Eignung mitbringen. „Wir, wie alle ÖVS-anerkannten Supervisionsausbildungen, verlangen mindestens 60 Stunden Selbsterfahrung, Psychotherapie oder Beratung, bevor sich jemand bei uns inskribiert“, sagt Brigitte Schigl, Leiterin des Studienganges „Supervision und Coaching“ an der Donau-Universität Krems. Der Supervisor/Coach müsse wissen, welche Schwierigkeiten in der Beratung auftauchen und seine eigenen Reaktionen auf die Probleme der Menschen abschätzen können.

INFORMATION

Supervision: Methode für alle beruflichen Herausforderungen von Einzelpersonen, Teams/Gruppen und Organisationen.

Coaching: spezielle Form von Supervision, die sich primär an Einzelpersonen mit Führungsaufgaben wendet.

Web:www.donau-uni.ac.at,www.oevs.at, www.uni-salzburg.at, www.fit2work.at,

www.postgraduatecenter.at, www.fhv.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2014)

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