Schneearme Alternativen

FEATURES SCHNEEARMUT SKIGEBIETE Fieberbrunn AUT 2014 12 03 FEATURE NATUR SKIEGEBIETE WINTER SCHNE
FEATURES SCHNEEARMUT SKIGEBIETE Fieberbrunn AUT 2014 12 03 FEATURE NATUR SKIEGEBIETE WINTER SCHNE(c) imago/Roland M�hlanger (imago sportfotodienst)
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Nicht nur Wintersport ohne altbekannten Winter, sondern auch andere Herausforderungen gilt es für Touristiker in Zukunft zu meistern. Aktuelles Know-how für neue Konzepte bieten diverse Studienformen.

Urlaub zu machen ist einfach, ihn zur Zufriedenheit der Gäste zu organisieren verlangt den Touristikern aber immer mehr ab. Vor allem dann, wenn die traditionellen Konzepte nicht mehr so ziehen wie gewohnt. Laut aktueller Studie über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels („COIN – Cost of Inaction“) wird es in Österreich bis 2050 jährlich bis zu eine Million Nächtigungen weniger geben. „Vor allem der Wintertourismus wird sich Alternativen überlegen müssen“, so Klimaexperte Karl Steininger. Eine Herausforderung für die Branche, aber nicht die einzige: Auch der Umgang mit Social Media oder Interkulturalität will gelernt sein. Die Konzepte sind daher sehr unterschiedlich – wie auch die Formen der Aus- und Weiterbildung.

Interkulturelles Wissen

Insgesamt sechs Schulformen bieten zum Beispiel die Tourismusschulen Salzburg an. Sie sind, wie die klassische Hotelfachschule und der dreijährige Aufbaulehrgang, zum überwiegenden Teil auf Fach- und Pflichtschulabgänger ausgerichtet. Außerordentlich begehrt, sagt Geschäftsführer Leonhard Wörndl, sei das zweijährige Tourismuskolleg am Standort Klessheim. „Klessheim beschäftigt sich am intensivsten mit Städtetourismus, Kultur, Messen und Events“, sagt Wörndl. Bischofshofen wiederum ist besonders der Kulinarik gewidmet, Bad Hofgastein dem Gesundheitstourismus, Bramberg den Themen E-Tourismus und Nachhaltigkeit. Letzteres, so der Geschäftsführer, habe standortübergreifend großes Gewicht, so wie auch die Vermittlung von Sprachkenntnissen. Zusätzlich zu den Klassikern, Englisch, Italienisch und Französisch, wird in allen vier Schulen auch Russisch angeboten. Chinesisch allerdings nicht, das bedeute doch einen enormen Aufwand, so Wörndl, man sehe aber einen großen Bedarf, die Absolventen mit den Erwartungen chinesischer Gäste vertraut zu machen. Weshalb im vergangenen Jahr unter anderem eine Exkursion nach Singapur und Hongkong angeboten worden sei. „Es geht darum, den chinesischen Touristen kulturell zu verstehen.“

In wenigen Branchen sind Verständnis und Verständigung so unverzichtbar wie in der Touristik, auch, oder vor allem, in der Managementebene. Zahlreiche Angebote von Fachhochschulen gehen daher in diese Richtung, die sich in Bachelor und Master diversen Spezialisierungen widmen – von „Innovation & Management im Tourismus“ der FH Salzburg oder „Entrepreneurship & Tourismus“ des MCI Management Center Innsbruck. An der FH Krems soll „Intercultural Competence“ in der gleichnamigen Lehrveranstaltung als Teil des Bachelor-/Masterstudiums „Tourism and Leisure Management“ vermittelt werden. Unterrichtet werde dieses Fach von einem Lektor aus Mexiko, erzählt der Leiter des Bachelorstudiengangs, Walter Grassl. Nachdem rund ein Fünftel der Studierenden aus dem Ausland komme, fände interkulturelles Lernen aber auch „jeden Tag, in jeder Vorlesung“ statt. Die Konzeption eines touristischen Produkts gestaltet sich meist aufwendiger. Im letzten Bachelorsemester erhalten die Studierenden die Aufgabe, Leistungspakete zu entwickeln und zu präsentieren. Wird die Idee für gut befunden, besteht die Möglichkeit, das Produkt auf dem Markt zu platzieren. Dieser Urlaubsmarkt unterliegt besonders gewissen natürlichen Schwankungen, entsprechende Überlegungen müssen in die Planung einfließen. Etwa eben die „Auswirkungen des Klimawechsels auf den Wintertourismus in Österreich“ – ein leider zu Recht immer beliebteres Arbeitsthema.

Die Basis der ITM-Ausbildung stellen jedoch die vier Collegezweige dar. „Besonders beliebt sind die Spezialisierungen ,Hospitality & Tourism‘ und ,Event & Congress Management‘, weil sie später sehr vielfältig einsetzbar sind“, sagt Schönbeck. Mehr als 90 Prozent besuchen nach dem College noch das einjährige Bachelorprogramm der Manchester Metropolitan University, das auf dem Campus in Bad Vöslau durchgeführt wird, fast die Hälfte schließt später noch den Master in Großbritannien an.

Inputs für Praktiker

„Der akademische Grad zählt heute immer mehr“, stellt die Leiterin des Zentrums für Interkulturelle Studien in Fürstenfeld, Melitta Becker-Unger, fest. Die Akademisierung der Tourismusbranche durch die Fachhochschulen sei eine eher neue Entwicklung, zu neu für das Gros der Teilnehmer des berufsbegleitenden Universitätslehrgangs Tourismusmanagement. Zwar steht er auch Absolventen einschlägiger Bachelorstudien offen, hauptsächlich kommen die Studierenden jedoch aus der Praxis. „Internet, Buchungsmaschinen, Social-Media-Marketing, das alles hat man ja damals im Tourismuskolleg noch nicht gelernt“, so Becker-Unger. Das Curriculum ist stark am Berufsalltag orientiert, deckt Marktforschung ebenso ab wie das Thema Unternehmensgründung. Im vergangenen Jahr wurde der Schwerpunkt Kulinarik aufgenommen, worin etwa Food Design und die Geschichte der Ernährung thematisiert wurden. Außerdem die allpräsente Nachhaltigkeit in diversen Aspekten, zusammengefasst unter dem Begriff Green-Tourismus. Den beruflichen Nutzen vorausgesetzt beobachtet sie einen erfreulichen Nebeneffekt der Fortbildung, denn „gerade die Generation, die ihre Arbeit schon einige Zeit ausübt, braucht oft wieder eine neue Herausforderung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2015)

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