Kritik an Deutschkursen für Flüchtlinge

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Symbolbild.(c) APA/AFP/ALAIN JOCARD
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Die schlechte Arbeitssituation für Sprachlehrer wirke sich auf die Qualität der Sprachkurse für Flüchtlinge aus.

Wien. Sie gehen in Sprachkurse, aber sie lernen nicht genug – auch weil die Situation für ihre Ausbilder schlecht ist. Der Österreichische Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache hat am Mittwoch die Arbeitssituation von Deutschlehrern in AMS-Kursen für Flüchtlinge kritisiert. Die Lehrer hätten manchmal Lehrverpflichtungen von bis zu 45 Einheiten pro Woche, ohne Vor- und Nachbetreuungszeiten.

Auch dürften Lehrer in AMS-Kursen unterrichten, die keine Ausbildung für Deutsch als Fremdsprache hätten, sondern „nur“ ein abgeschlossenes Lehramtsstudium (etwa Englisch) oder ein abgeschlossenes Sprachstudium (etwa in Literaturwissenschaften). Auch gebe es Fälle, wo in in der Ausschreibungen Lehrer ohne Erfahrung gesucht werden.

Die schlechte Bezahlung führe zusätzlich dazu, dass unqualifiziertes Personal eingesetzt werde, kritisiert der Verband in einer Aussendung. Er fordert daher bestimmte Qualitätsstandards, ebenso eine Unterrichtsverpflichtung von maximal 25 Wochenstunden (bei einer Vollanstellung, inklusive Vor- und Nachbereitungszeit).

Sebastian Reinfeldt, selbst Sprachlehrer und als Betriebsrat bei einem Bildungsinstitut tätigt, kennt die Situation. Kollegen, die über längere Zeit 45 Stunden die Woche unterrichtet hätten, seien im Nachhinein stark erschöpft gewesen. Langfristig würde auch die Qualität der Kurse leiden. Weiters kritisiert er, dass die Unterrichtsstunden von 320 Stunden auf 180 reduziert wurden. „Wir sind oft die ersten deutschsprechenden Menschen, die sich Zeit nehmen, mit den Flüchtlingen zu sprechen. Wie sollen wir ihnen in so wenig Zeit Werte vermitteln“. (win)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2016)

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