Musikmanagement: Talent allein genügt nicht

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Wer mit Musik Erfolg haben will, muss auch die wirtschaftliche Seite beachten. Diese ist, nicht zuletzt durch digitale Verwertung, noch komplexer geworden.

„Bis der Konsument die Musik hören kann, kann der Weg lang sein“, sagt Veronika Preissler, Sprecherin der Münchener Ebam-Akademie. Bis ein Gig – also ein Auftritt – organisiert wird, dauert es meist, ebenso bis zur Veröffentlichung eines Titels. „Will ein Label eine CD veröffentlichen, vergehen nach Vertragsunterzeichnung zwischen Produktion und Präsentation gut und gern vier Monate“, rechnet sie. Dass sich Musiker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren müssen, liegt für sie auf der Hand. Trotzdem schade es nicht, Grundkenntnisse über das Musikgeschäft zu haben. Unter den aktuellen Teilnehmern des Diplomlehrgangs Music Business Manager, den die Ebam online anbietet, befinden sich auch österreichische Musiker, erzählt sie. Und überhaupt kann man von überall auf der Welt daran teilnehmen. Alles, was man braucht, ist ein Computer und ein Jahr Zeit, um zweimal wöchentlich in das virtuelle Klassenzimmer einzutreten. Dort erfährt man, wie man Verträge abschließt, Gigs beschafft und digital Musik vermarktet. Da die Ebam eine Azav-Zertifizierung hat, seien die Jobchance der Absolventen sehr gut, sagt Preissler, beispielsweise bei Musiklabels, im Veranstaltungsmanagement oder in der Künstlerbetreuung.

Hochkomplexes Business

„Talent oder Qualität sind in der Musik längst keine Erfolgsgaranten mehr, sie sind eher Grundvoraussetzungen in einer hochkompetitiven Welt geworden. Dazu kommt eine ungemeine Diversifizierung der Musik selbst, aber auch ihrer Verwertungsmöglichkeiten.“ So schildert Hannes Tschürtz, Initiator des Zertifikatlehrgangs Musikwirtschaft an der FH Kufstein, den Istzustand der Branche. Die Chance, als Künstler seinen Lebensunterhalt verdienen zu können, sei heute theoretisch so hoch wie noch nie. Es gebe aber keinen vorgezeichneten Weg. „Die Musikwelt ist in ihrer wirtschaftlichen und rechtlichen Vielfalt ungemein komplex. Es braucht also gute Wegweiser und Partner auf diesem Weg.“ Der Lehrgang erstreckt sich über sechs Blöcke, in denen neben den Grundlagen unter anderem der Kreislauf der Musikwirtschaft, internationale Vernetzung sowie Tourneeplanung und -kalkulation vermittelt werden. Die musikwirtschaftlichen Wochenenden finden an der FH Kufstein und am Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft in Wien statt. Im Oktober startet der zweite Durchgang. „Die Musikwirtschaft in Österreich ist eine Wachstumsbranche – hohem künstlerischen Potenzial steht eine noch eher bescheidene Fähigkeit zu dessen Vermarktung gegenüber“, sagt Tschürtz. Die Struktur professioneller Helfer im Umfeld der Künstler sei im internationalen Vergleich noch relativ überschaubar. „Der Lehrgang soll Interessenten den Einstieg in die Branche und gleichzeitig bestehenden Unternehmen die Suche nach verlässlich qualifiziertem Personal erleichtern.“

Hand in Hand gehen an der Donau-Universität Krems die Masterstudiengänge Musicmanagement und Music for Applied Media. Ersterer bereitet seit 2010 in fünf Semestern auf die Anforderungen eines sich schnell wandelnden europäischen und globalen Musikmarkts vor und vermittelt Kompetenz in Musikökonomie, General Management, Musik und Recht, Musiktheorie sowie Medientheorie. Zweiterer geht im Oktober an den Start. „Musik ist unverzichtbarer Bestandteil von Medieninhalten geworden, wodurch sich für Komponisten und Produzenten neue Chancen auftun, die allerdings gleichzeitig mit rechtlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen verbunden sind.

Soft Skills für Introvertierte

„Genau diese nimmt das neue Programm Music for Applied Media in den Blick“, sagt Studiengangsleiter Miguel Kertsman. Wer das Verständnis für Musik- und Medienindustrie schärfen und gleichzeitig seine künstlerische Karriere verfolgen möchte, sei hier gut aufgehoben. „Professionalität entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg. Künstler leben häufig zurückgezogen, weshalb es immens wichtig für sie ist, Fähigkeiten in Kommunikation, Verhandlungstechnik und Soft Skills zu erwerben.“ Der Studiengang dauert fünf Semester und wird auf Englisch abgehalten.

In anderthalb Jahren kann man an der Deutsche-Pop-Akademie in Wien einen Abschluss in Musikmanagement machen. Das Bachelor-Programm wird in Zusammenarbeit mit der University West London durchgeführt: Inhalte und Abläufe kommen aus England, Durchführung und Organisation findet in Österreich und Deutschland statt. „Der Bachelor wird von der UWL verliehen“, erklärt Österreich-Geschäftsführer Michael Winkler. Vermittelt werden Strategische Künstler- und Musik-Vermarktung, Event- und Stage-Management, Medien-Marketing und Projektmanagement, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Urheberrecht und Verträge in Musik und Medien. Teilnehmen kann jeder mit einem Schulabschluss, Englisch-Kenntnissen und dem erfolgreichen Absolvieren von sechs Deutsche-Pop-Kursen.


Web: www.donau-uni.ac.at, www.fh-kufstein.ac.at, www.ebam.de,http://deutsche-pop.com/de/wien

(Print-Ausgabe, 13.08.2016)

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