Öko-Idee wird Firmenpflicht

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Nachhaltigkeit. In Kürze müssen Hunderte Unternehmen über ihre Corporate Social Responsibility Rechenschaft ablegen. Wo man lernen kann, damit professionell umzugehen.

Auch wenn manche das Wort schon nicht mehr hören können, ist der Begriff wichtig wie nie zuvor: Die Nachhaltigkeit wird ihrem Namen gerecht. Das einstige Modewort alternativer Umdenker umfasst, auch unter dem englischen Kürzel CSR (Corporate Social Responsibility), im Wesentlichen Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, Maßnahmen zur Achtung der Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung.

Gutsein als Normkompetenz

Längst geht es bei CSR nicht nur um die brave Erfüllung von Sozial- oder Umweltstandards, es ist zu einem echten Wettbewerbsvorteil geworden. Marken, ja ganze Unternehmen entsprechen dieser „guten Haltung“ und schaffen damit neue Produkte und neue Geschäftsmodelle. „CSR ist die zeitgemäße Verknüpfung von grünen und gesellschaftlichen Themen zu innovativen Lösungen“, sagt Alfred Strigl, Gründer von Plenum, der Gesellschaft für ganzheitlich nachhaltige Entwicklung. Angesiedelt ist dieses Thema zunehmend in den Führungsetagen der Unternehmen, auch wenn es ursprünglich Teil von Umwelt-, Personalmanagement- oder Kommunikationsaufgaben war. „Heute sind CSR-Manager meist Stabstelle der Geschäftsführung. Und das ist gut so. Denn die Querschnittsmaterie ist mit Sicherheit am besten bei den Chefitäten angesiedelt.“ Plenum bildet seit über zehn Jahren CSR-Manager aus. Die „Meisterklasse für Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement“ wird in fünf Modulen angeboten, die sich mit Gesellschaft und Verantwortung, Unternehmensführung und -entwicklung, Innovationsmanagement, Kommunikation und Marketing sowie Organisation und Veränderung befassen. Sie startet wieder im Jänner 2017.

CSR-Manager gestalten und verbessern Managementsysteme unter anderem auf Basis von Normen. Je nach CSR-Standard bedarf es der entsprechenden Normkompetenz wie GRI, ISO 26000, ONR 192500, SR 10, SA 8000®, Audit familieundberuf. „Methoden-, soziale und kommunikative Kompetenzen sind für die effektive und effiziente Umsetzung wichtig“, erläutert Axel Dick, Prokurist von Quality Austria. Darüber hinaus zählt es zu deren Aufgaben, Mitarbeiter zu sensibilisieren, Verbesserungsprojekte zu koordinieren und umzusetzen. „CSR-orientierte Organisationen stellen im ,War of Talents‘ attraktive Arbeitgeber dar. Höhere Mitarbeiterorientierung führt auch zu besserer Kundenorientierung und sichert damit den wirtschaftlichen Erfolg. Letztlich führt dies zu einer Schärfung der Markenwahrnehmung und des Images.“

Quality Austria bietet einen fünftägigen Kompaktlehrgang zu diesem Thema an. Zielgruppe sind Lebensmittelsicherheits-, Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheitsmanager, Mitarbeiter, die Nachhaltigkeitsberichte erstellen, sowie jene, die für deren Umsetzung verantwortlich sind. Die nächste Ausbildungseinheit findet im September in Linz statt.

Transparente Ausschreibungen

Bis September kann man sich auch an der Fachhochschule des BFI Wien für einen interdisziplinären Lehrgang anmelden, der CSR-Manager hervorbringt. Seit 2008 werden hier Mitarbeiter aus Kommunikation, Marketing, IT- und Personalmanagement ebenso ausgebildet wie aus der Immobilienwirtschaft, dem Controlling, Rechnungswesen oder Einkauf. „Auch Firmengründer, Geschäftsführer und Freiberufler sowie Mitarbeiter von Umwelt- und Sozial-NGOs haben unseren Lehrgang bereits absolviert. Sie alle setzen auf ihre jeweilige Kernkompetenzen und erweitern diese im Rahmen des Lehrgangs, auch durch Input der anderen“, erklärt die Leiterin Karin Huber-Hein, selbst Absolventin des berufsbegleitenden, zwei Semester dauernden Programms.

Dass es bald Standard sein wird, die Öffentlichkeit über CSR-Aktivitäten zu informieren, sieht sie positiv: „Das eindeutige Plus liegt in der erhöhten Transparenz, was wiederum Vorteile bei Ausschreibungen oder bei der Unternehmensfinanzierung bringt. Investoren weltweit schätzen diese Informationen nicht nur, sondern bewerten Unternehmen, die ihre Zukunftsfähigkeit strategisch managen und darstellen können, auch besser.“ Weiterbildung an dieser FH bietet auch der Masterstudiengang CSR und ethisches Management an.

Kerngeschäft statt Politur

CSR und Nachhaltigkeit vorantreiben möchte auch der Lehrgang von Incite, der Akademie des Fachverbandes Ubit der Wirtschaftskammer. „CSR muss den Kern eines Unternehmens treffen und in die DNA eines Unternehmens, in Prozesse und Strukturen integriert werden, will es nachhaltig und wirtschaftlich und gesellschaftlichen Nutzen bringen. Ein grüner Anstrich der Oberfläche, eine Imagepolitur ist schnell durchschaut und schadet mehr, als es nützt“, sagt Andreas Schneider, Lehrgangsleiter des Lehrgangs CSR-Management in Wirtschaft & öffentlichem Sektor. Idealerweise eröffne Corporate Social Responsibility einen breiteren, ganzheitlicheren Blick auf Unternehmen, „da beispielsweise durch Stakeholderdialoge, die Beachtung der ökologischen, der ökonomischen und der gesellschaftlichen Dimensionen und das Erarbeiten von diesbezüglichen Kennzahlen völlig neue Aspekte in die Entscheidungsfindung des Managements einfließen können. Das führt auch zu innovativeren Produkten und Dienstleistungen. Es macht Unternehmen nicht nur nachhaltiger, sondern auch wettbewerbsfähiger.“ Der Lehrgang beginnt Mitte September und umfasst drei Module an fünf Tagen.

Web:www.incite.at

www.plenum.at

www.qualityaustria.com

CSR UND NACHHALTIGKEIT

www.fh-vie.ac.atWie sozial, ökonomisch, ökologisch und regional werden Gewinne erwirtschaftet? Wie wird mit Ressourcen und Menschen umgegangen? Darüber gibt Corporate Social Responsibility (CSR) Auskunft: Sie bezeichnet die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen als Teil nachhaltigen Wirtschaftens. Bereits jetzt haben viele Unternehmen aus Überzeugung und Imagegründen auf CSR gesetzt, ab dem Geschäftsjahr 2017 wird es nun bindend.

www.nachhaltigkeit.info

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2016)

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