Hierarchien sehen alt aus

Die Generation Y ist individualistisch und auf die Work-Life-Balance bedacht.
Die Generation Y ist individualistisch und auf die Work-Life-Balance bedacht.(c) imago/Westend61 (imago stock&people)
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Lehrgänge zum Umgang mit der „Jugend von heute“ setzen auf mehr Authentizität, Wertschätzung und individualistische Zugänge.

Sind Jugendliche wirklich schwieriger, egoistischer, respektloser, planloser geworden? Und warum kommen Lehrer, Erzieher, aber auch Vorgesetzte oft nur schwer mit den Jungen zurecht? Diese klassischen Fragen werden heute nicht weniger gestellt als in früheren Generationen – allen Weiterentwicklungen der Pädagogik zum Trotz.

In pädagogischen Ausbildungen und Studiengängen würden zwar wichtige fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, jedoch kaum grundlegende Fragestellungen und Kontexte des pädagogischen Denkens. Auch die Verknüpfung mit der pädagogischen Praxis und Persönlichkeitsbildung käme in den meisten Ausbildungen zu kurz, sagt Eva Maria Waibel, eine der Leiterinnen des Masterlehrgangs „Existenzielle Pädagogik. Starke Kinder – authentische Erwachsene“, der im Herbst erstmals am Weiterbildungsinstitut der Universität Graz, Uni for Live, starten wird. Die Defizite herkömmlicher Ausbildungen führen aus Waibels Sicht dazu, dass Pädagogen den steigenden Anforderungen, etwa im Zusammenhang mit Individualisierung, Gewaltbereitschaft, Migration, Inklusion, Schulverweigerung oder Neuen Medien, nicht mehr gerecht werden könnten und in der Folge Gefahr liefen auszubrennen. Der Masterlehrgang versuche, dem entgegenzuwirken. „Existenzielle Pädagogik bietet keine Rezepte, sondern mutige, kreative und neuartige Lösungswege, die jeder und jede Einzelne für sich lernen und wagen muss, sie zu beschreiten“, sagt Waibel.

Der siebensemestrige Lehrgang will Praktikern aus allen Bereichen der Pädagogik, aber auch Erziehern oder Sozialarbeitern die wesentlichen Grundsätze der Logotherapie und (Personalen) Existenzanalyse vermitteln. „Werte, Haltungen, Einstellungen, das eigene Menschenbild, Erziehungsmethoden sowie praktische Grundfragen und Mittel werden angesprochen und mit dem Ziel geklärt, Pädagoginnen und Pädagogen darin zu bestärken, den Zumutungen der Praxis wissenschaftlich begründet und authentisch zu begegnen“, sagt Lehrgangsleiterin Johanna Hopfner.

Diplomlehrgang Jugendarbeit

Der 18-monatige „Diplomlehrgang Jugendarbeit“ des Vorarlberger Bildungszentrums Schloss Hofen richtet sich wiederum an Personen, die in Jugendverbänden, Jugendorganisationen oder Gemeinden in der Jugendarbeit tätig sind, aber keine spezifisch pädagogische Ausbildung haben. Der Lehrgang, der aus einem Grundkurs für „Außerschulische Jugendarbeit“ und einem Aufbaukurs für „Offene Jugendarbeit“ besteht, soll dazu befähigen, Jugendliche in der Entwicklung ihrer Identität zu begleiten, ihre Selbstwirksamkeit zu ermöglichen und sie bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen. Der Leiter des Fachbereichs Soziale Arbeit bei Schloss Hofen, Martin Bentele, betont die Bedeutung von Zertifizierungen: „Durch die beiden Zertifizierungen der WBA und AufZAQ wird die Qualität des Lehrgangs bestätigt und eine offizielle Anerkennung in ganz Österreich und Südtirol erreicht.“

Seminar über Generation Y

Wie die Generation Y der zwischen 1985 und 2000 Geborenen als Kunden, aber auch als Geschäftspartner oder Mitarbeiter zu behandeln ist, dazu gibt die Unternehmensberaterin und Wirtschaftstrainerin Maria Radinger Empfehlungen. Und zwar im eintägigen Seminar „How to handle Generation Y“ des Salzburger Instituts für Management.

„Die Generation Y rechnet nicht mehr mit dem lebenslangen Job. Deshalb sucht sie berufliche Erfüllung sofort statt erst auf der nächsten Stufe der Karriereleiter“, sagt Radinger. Gleichzeitig wüssten junge Leute, dass sie im Alter länger arbeiten müssen, und bemühten sich deshalb um einen Ausgleich zwischen Leben und Arbeit. Als eine Art Versicherung gegen Unwägbarkeiten in der Karriere gelte auch Bildung. „Weiterbildungsangebote sind deshalb zentral bei der Frage, wie Unternehmen junge Leute binden können.“

Im Seminar werden unterschiedliche Zugänge zur Arbeitswelt der Generationen Babyboomer, X und Y erarbeitet – inklusive Arbeits- und Freizeitverhalten, Dresscodes, Hierarchien, Rituale und Statussymbole. „Die individualistische Erziehung der Generation Y trägt dazu bei, dass sie im Umgang mit Hierarchien ungeübt ist“, sagt Radinger. „Daran wird sich die ältere Generation gewöhnen müssen.“

Web:www.uniforlife.at, www.schlosshofen.at, www.ifm.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2017)

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