Die Welt hinter dem Laufsteg

Die Abschlusspräsentation der Mode-Absolventen der Angewandten sorgt alljährlich für Aufmerksamkeit.
Die Abschlusspräsentation der Mode-Absolventen der Angewandten sorgt alljährlich für Aufmerksamkeit. (c) SHOJI FUJII
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Traumberuf Designer. Mode ist immer mit Zeitgeist, mit Ästhetik und Handwerk verbunden. Auch die einschlägigen Ausbildungen drehen sich um diese Begriffe – mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Die Welt der Catwalks und Schaufenster, der Modezaren und -imperien beeindruckt mit ihrer glamourösen Oberfläche. Hinter den Kulissen braucht es dafür Kreativität und Gestaltungswillen, Marketing-Talent und handwerkliches Können – insgesamt viele Fähigkeiten, die ausgebildet werden müssen.

Auf den kreativen Part ist etwa die Universität für angewandte Kunst Wien spezialisiert. Für Österreichs einzige Modedesign-Ausbildung mit universitärem Diplomabschluss – das vierjährige Studium „Mode“ am Institut für Design der Angewandten – sei man immer bemüht gewesen, renommierte Persönlichkeiten als Leiter zu gewinnen, sagt Andrea Danmayr, Sprecherin der Angewandten. „Die Modedesign-Professur wird seit Beginn der 1980er-Jahre mit international erfolgreichen Designerinnen und Designern wie Karl Lagerfeld, Jil Sander, Vivienne Westwood, Helmut Lang, Raf Simons, Viktor&Rolf oder Bernhard Willhelm besetzt.“ Auch der heutige Abteilungsleiter Hussein Chalayan sei als experimentierfreudiger Kreativer bekannt und betreibt in London sein eigenes Label.

Am Ende jeden Studienjahres veranstaltet die Angewandte die Modeschau ihrer Diplomanden, um die sich laut Danmayr mittlerweile ein enormer Hype entwickelt hat. Stolz sei man zudem auf eine Reihe von Absolventen, die eigene Labels gegründet oder leitende Funktionen in der Modebranche übernommen haben, oder bei großen Häusern wie Balenciaga, Kenzo oder Louis Vuitton reüssierten.

Die wichtigste Ausbildung hierzulande für Pädagogik im Modebereich wird an der Pädagogischen Hochschule Wien angeboten. Seit Oktober 2016 wurde hier im Zuge der „LehrerInnenbildung Neu“ ein Bachelorstudium für „Mode und Design“ etabliert. Es qualifiziert für das Lehramt in der „Sekundarstufe Berufsbildung, Fachbereich Mode und Design“, also für den Unterricht etwa an Höheren Lehranstalten für Mode, an Fachschulen und Kollegs. Laut der Studiengangskoordinatorin Ingrid Smutny bietet das achtsemestrige Programm im Vergleich zur früheren sechssemestrigen Ausbildung vor allem den Vorteil, sich nicht mehr zwischen Marketing und Design entscheiden zu müssen. Wichtig sei, dass Studierende ein gewisses Talent für die Fertigung von Mode mitbringen. „Hier geht es auch um das Handwerkliche.“ Zulassungsvoraussetzung für das Studium ist zumindest der Abschluss einer einschlägigen Fachschule oder Lehre.

Lehramt bald mit Master

Ab dem Wintersemester 2018 soll an der PH Wien auch ein Masterstudium für das Lehramt in „Mode und Design“ angeboten werden, um die Bereiche Modemanagement – Produktion und Handel zu vertiefen. Formal würden sich dadurch für Mode-Pädagogen bessere Aufstiegsmöglichkeiten in der Schullaufbahn und eine Gleichstellung mit anderen Lehrenden ergeben, zudem mehr Chancen am freien Arbeitsmarkt.

Ein sehr breiter Zugang zu textilem Schaffen zeichnet Ausbildungen in Textilkunst aus. Als – zumindest in Österreich – einzigartig darf sich das Studium „textil.kunst.design“ der Kunstuniversität Linz bezeichnen. „An allen anderen Institutionen wurde diese Studienrichtung sukzessiv aufgelöst“, sagt Gilbert Bretterbauer vom Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften der Kunstuniversität. In Linz hingegen werde ein breites Feld an Inhalten angeboten, vom Textilbereich über die Freie Kunst bis zum Design.

Der Modebereich war früher Teil des Linzer Textilkunst-Studiums, wurde aber vor einem Jahr in ein eigenes Studium ausgelagert, das sich „Fashion & Technology“ nennt. Das Textilkunst-Studium kann sich seither noch besser auf seine Stärken konzentrieren.

jede Technik möglich

Dank optimal ausgestatteter Werkstätten sei man in der Lage, ein Spektrum an Techniken für die künstlerische Beschäftigung mit Textilien anzubieten, das seinesgleichen suche, sagt Bretterbauer. Dazu gehörten etwa der gesamte Bereich der Weberei (inklusive Bindungslehre, Jaquardwebtechnik, Färberei und Materialkunde), das Experimentieren mit allen Trends des Dekor-Textildesigns, ein Papier- und Latexstudio sowie eine groß ausgebaute Siebdruckwerkstat für Textildesign im Flachdruck.

Für die Studierenden ergibt sich laut Bretterbauer eine breite Palette an beruflichen Möglichkeiten. Die Tätigkeitsbereiche reichen von der Gründung eines Designlabels für Ledertaschen und Rucksäcke oder eines Unternehmens zur Herstellung von handgewebten Designteppichen über die Mitarbeit im Kreativsektor von Modelabels, Textildesignfirmen oder Innenraumausstattern bis zur freien Arbeit im aktuellen Kunstbetrieb.

Web: dieangewandte.at

www.phwien.ac.at, www.ufg.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2017)

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