Wissensmanagement: Organisiertes Wissen ist Macht

Die Weitergabe von formellem und informellem Wissen unter den Mitarbeitern muss von den Chefs gefördert werden.
Die Weitergabe von formellem und informellem Wissen unter den Mitarbeitern muss von den Chefs gefördert werden.(c) imago/Westend61 (zerocreatives)
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Es reicht nicht mehr, dass man kompetente Mitarbeiter hat. Man muss sie auch dazu bringen, dieses Know-how zu teilen. Wie man das organisiert, lässt sich lernen.

Will man Wissensmanagement in einem Unternehmen einführen, stößt man fast immer auf Widerstand“, sagt Andreas Brandner, Geschäftsführer von Knowledge Management Austria. Die Mitarbeiter würden zunächst nicht einsehen, warum sie ihr gesammeltes Wissen teilen sollten. Schließlich gilt immer noch Francis Bacons „Wissen ist Macht“. Vor allem Führungskräfte seien gefordert, wenn es um eine Ermutigung ginge: „Sie sollten ihren Mitarbeitern das Gefühl geben, dass das Teilen wertgeschätzt wird. Ihnen eine Bühne geben und auch vermitteln, dass nur jene zu gefragten Mitarbeitern werden, die ihr Know-how freigeben.“ Das Institut für Wissensmanagement bietet neben Inhouse-Trainings für Unternehmen auch offene Seminare an. Interessenten erhalten dabei einen Überblick zum Thema Wissensmanagement, wie man es in einem Unternehmen richtig einsetzt und wie man Wissen über Abteilungs- und Organisationsgrenzen hinweg vernetzen kann.

Pflege der Wissensbasis

„Wissensmanagement beschäftigt sich damit, dass Firmen ihre Wissensbasis so weiterentwickeln, dass festgesetzte ökonomische und ökologische Ziele erreicht werden können“, erklärt Franz Barachini den Begriff. Der Leiter des Lehrgangs zur Ausbildung von Wissensmanagern am Wifi Wien splittet diese Wissensbasis in drei Teile: Erfahrungs- und Faktenwissen, Beziehungen untereinander und Kriterien wie Geschäftsprozesse, IT und Firmenkultur. „Die Wissensbasis muss in einem Unternehmen weiterentwickelt werden. Wissensmanagement ist also die permanente Pflege dieser Wissensbasis zum Wohle der Stakeholder eines Unternehmens.“ Der Wifi-Lehrgang dauert etwas mehr als einen Monat und umfasst neben einem Werkzeugkasten zum Thema Wissensmanagement Organisations- und Moderationsmethoden, Techniken zum Wissenserwerb und IT-Tools. „Wissensmanager sind dann meist das Bindeglied zwischen strategischem und operativem Geschäft. Sie müssen in höchster Ausprägung sowohl betriebswirtschaftliche Kenntnisse als auch gute IT-Anwenderkenntnisse und methodische Prinzipien der Soziologie beherrschen“, sagt Barachini.

An der Donau-Universität Krems werden ebenfalls Wissensmanager ausgebildet. Zwei oder vier Semester dauert das Studium, das man als akademischer Experte oder Master abschließen kann. In vier Semestern sind insgesamt zehn Module zu absolvieren, die jeweils mit einer schriftlichen Arbeit abgeschlossen werden.

„Wissensmanagement ist in der heutigen Zeit deshalb so notwendig, weil Digitalisierung neben technischer Innovation vor allem soziale und organisationale Transformation bedeutet. Neben ökonomischer Sichtweise auf Wirtschaft und gesellschaftsrelevante Systeme kommt damit dem Menschen im Sinne einer neuen Aufklärung entscheidende Bedeutung zu“, sagt Christian Stary, Leiter des Universitätslehrgangs Angewandtes Wissensmanagement an der Universität Linz. Sinnvoll ist er laut Stary für Menschen, „die Projekte zu Wissensarbeit und Organisationsentwicklung durchführen und diese innovativ und wertschätzend sowie für Organisationen wertvoll gestalten wollen. Sie sehen dieses Bildungsangebot nicht nur nutzenstiftend für ihre Tätigkeit im beruflichen Umfeld, sondern vielmehr als entscheidenden Teil ihrer Persönlichkeitsentwicklung.“ Vermittelt werden in den drei Semestern unter anderem Projektmanagement im Wissensmanagement, intellektuelles Kapital und damit verbundene Rechtsanliegen sowie organisationales Lernen auf Basis individueller Lernprozesse.

Jobs der Zukunft

Barbara Geyer-Hayden, Leiterin des Masterstudiengangs Angewandtes Wissensmanagement an der FH Burgenland, setzt den Bedarf an Wissensmanagement in Zusammenhang mit der Digitalisierung, in der immer mehr Arbeitsabläufe automatisiert werden könnten. Die Jobs der Zukunft liegen für sie „in sozialen, handwerklichen und wissensintensiven Tätigkeiten, die so komplex sind, dass die Arbeitsabläufe nicht standardisiert und damit nicht voll digitalisiert werden können. Diese Tätigkeiten erfordern ein hohes Maß an Wissen und ständige Weiterbildung.“ Wissensmanagement sei daher gerade in der heutigen Zeit notwendig, um sich selbst und die eigene Organisation für den digitalen Wandel fit zu machen. Hilfreich wäre das Studium für „Personen aus Organisationen oder Abteilungen, die mit wissensintensiven Dienstleistungen arbeiten und überlegen, ihren Wissensaustausch stärker zu digitalisieren. Beispiele sind Qualitätsmanager, Lehrende oder IT-Sicherheitsexperten.“ Der Masterstudiengang dauert vier Semester und umfasst neben professionellem Englischunterricht die Bereiche Wissensmanagement und -organisation, Online-Kommunikation und E-Learning sowie Web- und Projektmanagement.

Web:www.fh-burgenland.at,

www.km-a.net, www.donau-uni.ac.at , www.jku.at, www.wifiwien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2018)

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