Wissenschaft als olympische Disziplin

Diskutierten in Salzburg über die Rolle der FH-Forschung (v. l. n. r.): Philip Kucher (SPÖ), Claudia Gamon (Neos), Rudolf Taschner (ÖVP).
Diskutierten in Salzburg über die Rolle der FH-Forschung (v. l. n. r.): Philip Kucher (SPÖ), Claudia Gamon (Neos), Rudolf Taschner (ÖVP).(c) www.neumayr.cc (Neumayr/Leo)
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Diskussion. Treten Unis und FH in derselben Sportart gegeneinander an oder betreiben sie zwei unterschiedliche Disziplinen? Beim FH-Forschungsforum erörterten Sprecher von Parlamentsparteien das Thema Forschung und FH.

Was sich zwischen Unis und Fachhochschulen atmosphärisch abspiele, erinnere manchmal an ein Match der Fußball-Stadtrivalen AC Milan und Inter. Dieser Eindruck eines FH-Rektors wurde bei einer Podiumsdiskussion des FH-Forschungsforums zitiert, das in diesem Jahr in Salzburg zu Gast war. Der Sportvergleich wurde von den Diskutanten weitergesponnen. Es handle sich bei Universitäten und FH nicht um zwei Mannschaften, sondern um zwei verschiedene Sportarten, meint der ÖVP-Bildungssprecher und Universitätsprofessor Rudolf Taschner. FH-Studierende wüssten, dass ihnen der Abschluss die Möglichkeit biete, eine bestimmte Karriere zu machen; Studierende an Universitäten hätten eine ganz andere Verantwortung und seien dazu bereit, ihr Fach selbst zu verändern. Beide Zugänge seien berechtigt. Fachhochschulen spielen laut Taschner jedoch ein prinzipiell anderes Spiel als Universitäten.

Dem widersprach die Bereichssprecherin für Wissenschaft und Forschung der Neos, Claudia Gamon. Beide Institutionen betrieben sehr wohl „dieselbe Sportart“. Sie selbst habe bei ihrem BWL-Studium an der WU Wien zum Teil Strukturen vorgefunden, die als typisch für ein FH-Studium gelten könnten und von den Studierenden stark nachgefragt worden seien. Dies könne man bei Wirtschaftsstudierenden nicht ausschließen, konzedierte Taschner und plädierte versöhnlich dafür, Wissenschaft prinzipiell als eine olympische Disziplin zu sehen, ob sie nun an der Universität oder der FH betrieben werde.

Profile differenzieren

Der SPÖ-Bereichssprecher für Forschung, Technologie und Innovation, Philip Kucher, sprach sich für eine Differenzierung des Profils der beiden großen Spieler im Wissenschaftsbetrieb aus. Beide hätten unterschiedliche Stärkefelder, sollten jedoch auf Augenhöhe bestehen können. Es gebe keinen Grund, in Bezug auf die Förderung der Fachhochschulen keinen Turbo zu zünden, da das Geld dafür aufgrund der günstigen Wirtschaftslage vorhanden sei.

Die drei genannten Abgeordneten hatten das Podium der FH Salzburg übrigens für sich, da die Bildungssprecher der FPÖ und der Liste Pilz der Einladung zur Diskussion nicht gefolgt waren.

Die Differenzierungsdebatte berührte auch einen Dauerbrenner der heimischen Hochschuldiskussion, die Frage des Promotionsrechts an FH. Hätten Fachhochschulen in Österreich die Möglichkeit, selbst extern akkreditierte Doktoratsstudien zu beantragen (bisher ist dies nur in Kooperation mit Universitäten möglich, Anm.), würde dies sehr schnell zu einer steigenden Dissertantenzahl führen, meldete sich aus dem Publikum Kurt Koleznik, Generalsekretär der Österreichischen FH-Konferenz, zu Wort.

Doktorat unter Bedingungen

Gamon zeigte sich gegenüber einer eigenständigen Doktoratsregelung für FH „eher offen“. „Sollten Fachhochschulen die Bedingungen dafür erfüllen, warum nicht, und warum nicht auch einmal bei den Unis nachschauen, ob alle die Bedingungen erfüllen?“ Neu an der Diskussion war, dass sich Taschner im Gegensatz zur bisherigen Linie seiner Partei zu der Behauptung hinreißen ließ, es spreche nichts gegen extern akkreditierte Doktorate für Fachhochschulen. Allerdings sollten aufgrund der Wirtschaftsnähe des FH-Sektors „die Betriebe das auch fördern“.

Was die finanzielle Stärkung der FH-Forschung anbelangt, so dürfte sich erst beim Budgetausschuss in zwei Wochen zeigen, ob und in welchem Ausmaß sie von der Erhöhung des Wissenschaftsbudgets profitieren. Im Übrigen hofften alle Beteiligten auf eine Art „Einstandsgeschenk“ von Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, der auch in Salzburg zu Gast war.

INFORMATION

Das FH-Forschungsforum 2018 fand am 4. und 5. April an der FH Salzburg statt. Die Veranstaltung, die jedes Jahr an einer anderen FH stattfindet, will die Forschungsleistung der Fachhochschulen sichtbar machen und die beteiligten Forscher untereinander vernetzen. Zudem dient sie als Plattform für Diskussionen über bildungs- und forschungspolitische Themen mit FH-Bezug.www.fh-salzburg.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2018)

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